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Das Pete Buch 06 - Blitz und Donner solche Luemmel

Das Pete Buch 06 - Blitz und Donner solche Luemmel

Titel: Das Pete Buch 06 - Blitz und Donner solche Luemmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derrik Day
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Zylinderhut hatte es offenbar absichtlich anhalten lassen, denn er stieg nun aus, stelzte auf das Amtsgebäude zu, studierte nickend das Schild und erblickte endlich auch Watson, der seine schwarze Färbung ganz vergessen zu haben schien.
    „Hallo, Blacky ... da bist du ja! How do you do? Wie geht's!? Mir wurde schon von dir erzählt. Brauche dringend eine gute Karte der Gegend! Ein Junge sagte mir, daß du mir eine geben könntest!"
    Watson war einer Ohnmacht nahe. Er hatte begriffen. Der fremde Gentleman hielt ihn für einen Nigger, ja, für einen verlausten Nigger! Ihn, die rechte Hand des Polizeioberhauptes von Somerset, hielt dieser feine Fremde

    für einen Schwarzen! Watson hätte in den Erdboden versinken mögen vor Scham. Aber das ging leider nicht. Der Erdboden bestand aus durchaus soliden Eichenbohlen, die selbst ein Ursaurier nicht hätte zerstampfen können.
    „Warum antwortest du nicht, Boy?" schnaubte der Gentleman im Automobil ungehalten. „Warum stehst du da herum wie ein Ölgötze? — Kriege ich eine Karte . . . oder nicht?"
    „Ich bin ... oh, ah, hmmm!" stammelte Watson völlig aus dem Häuschen. „Wer hat Ihnen dann gesagt, daß ich welche habe, Sir?"
    Der Fremde schüttelte unwillig den Kopf.
    „Ein Junge!" brummte er und zuckte mit den Schultern. „Irgend ein Bengel, den ich fragte. Er meinte, ich solle zum Sheriffsgebäude fahren. Dort würde ich einen Neger finden, der mit Karten handelt!—Well, was kostet so *n Ding, Blacky?"
    Watson stieß pfeifend die Luft aus. Ein Junge? Ein Bengel? Natürlich einer vom Bund der Gerechten! Vielleicht sogar Pete Simmers höchstpersönlich! Verflixte Bande! Elendes Gesindel! Ihn, John Watson, s o zu blamieren! —
    Watson angelte nach seinem Hemd und zog es rasch über. Dabei bekam der Fremde natürlich den funkelnden Stern zu sehen.
    „Was ist das?" staunte er und rieb sich erschüttert die Augen. „Seit wann gibt es in den Staaten denn schwarze Sheriffsbeamte? Warum betraut man mit diesem wichtigen Amt nicht einen Weißen? — Das ist ja unglaublich!"
    6b
    „Hier sind die Polizeioberhäupter genau so weiß wie überall!" knirschte Watson wütend. „Hier gibt's keine schwarzen Sheriffs! Verstanden?"
    „Nein!" gurgelte unten der Fremde und zog eine Brille aus der Tasche, die er umständlich auf seine Nasenspitze setzte, als wolle er damit balancieren. „Nein, das habe ich nicht verstanden!"
    „So begreifen Sie doch!" jammerte Watson und fühlte, daß ihm ein Kloß in die Kehle geraten war. „Ich bin kein Neger — ich bin ein Weißer!"
    „Well, dann bin ich wohl farbenblind!" wütete der fremde Kavalier und nahm erschöpft seinen Zylinder ab. „Ich sehe nämlich schwarz!"
    „Gerechter Strohsack!" Watson raufte sich verzweifelt die Haare. „Verstehen Sie mich immer noch nicht? — Ich bin kein Neger, nur ein schwarzer Weißer!"
    „Also doch ein Neger!" Der Herr schob böse das Kinn vor. „Willst du mich etwa verulken, Kerl?"
    „Fällt mir im Traum nicht ein, Sir!" stotterte Watson völlig durcheinander; er sah furchtbare Folgen voraus, wenn dieser Gent wirklich ein Millionär war und sich gefoppt fühlen sollte. Der ganze Aufbau Somersets konnte an diesem dummen Gesicht scheitern. Leute mit Millionen haben Einfluß! „Oh, Herr, so begreifen Sie doch endlich! Ich bin ein weißer Schwarzer! — Äh, hmm, schwarzer Weißer! Es ist nur Farbe!"
    „Aha, Farbe!" echote es von unten, und ein Ausdruck von Erleuchtung überzog die Züge des Fremden. „Jetzt wird mir alles klar — Sie haben sich wohl mit Farbe beschmiert?"

    „Nicht ich, die Bengels!"
    „So, so! Also ein paar Jungen sind auch schwarz?"
    „Nein, nur ich bin schwarz, aber die Burschen haben es getan!"
    „Welche Burschen?"
    „Kommen Sie herein, dann erkläre ich es Ihnen!" jaulte Watson müde und feuerte das Fenster zu, daß die Scheiben zitterten.
    Es dauerte ziemlich lange, bis Watson dem Herrn klargemacht hatte, was vorgefallen war. Dem Hilfssheriff tat es wohl, sich seinen Kummer einmal vom Herzen reden zu können, und so verschwieg er nichts. Alles wurde brühwarm berichtet: seine grandiose Idee des Komitees, die Kriegserklärung der Jungen und schließlich die weiteren Pläne. Der Fremde hörte geduldig, ja interessiert zu. Die Angelegenheit schien ihn irgendwie zu fesseln. Als Watson mit seinem Bericht fertig war, nickte er nachdenklich und streichelte sich vornehm das Kinn. Wirklich, dieser Kavalier streichelte, wo sich andere kratzten!
    „Eine tolle Story, das!"

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