Das Pete Buch 06 - Blitz und Donner solche Luemmel

unaufhörlich. Die Bengel rannten im Zickzack; und jedesmal, wenn Watson gerade auf Zick war, waren die drei Gerechten wieder auf Zack. Unter diesen Umständen bekam der Sheriffsgehilfe keine Möglichkeit, einen seiner „halbwüchsigen rotznäsigen" Gegner auch nur beim Rockzipfel zu packen.
    „Rumms!" machte es auf einmal.
    Sekunden war nur das Geräusch von splitterndem Holz hörbar. Dann erklang ein langgezogenes „Auuuaaah", und anschließend zitterten ein paar unflätige Kraftworte durch die Gegend, die Pete sofort auf den Gedanken brachten, den dürren, ausgepumpten „Hüter der Ordnung" noch ein wenig länger zu hetzen, schon um diesem

    die Lust zum weiteren Fluchen endgültig zu nehmen. Die kunstvoll aufgebaute „Staffelei" war zusammengebrochen. Natürlich hatte sie Watson unter sich begraben, der sich nun heulend aus den Trümmern herausarbeitete. Ein Weilchen blieb er dann verdattert stehen, rieb sich eine überdimensionale Beule am Hinterkopf und knirschte mit den Zähnen, daß es sich anhörte wie das Geräusch eines gesprungenen Kugellagers.
    Dann ging die Kraftprobe weiter: Über die kümmerlichen Reste der Staffelei, an der Umfassungsmauer des Hofes entlang, einmal über den ganzen Tisch — auf dem noch die teilweise fertiggestellten Werbeplakate lagen — am Hause entlang, nochmals über den Hockerberg . . . und wieder zurück.
    Zick . . . zack . . . zick . . . zack!
    Wenn Watson auf Zick war, standen die Jungen längst wieder auf Zack!
    Dann gellte ein Pfiff durch die Luft; Pete hatte ihn ausgestoßen. Seine beiden Getreuen wußten, daß das Ende nahte. Besser ein Ende mit Schrecken, als eine Hetze ohne Ende!
    Nachher wußte sogar Mr. Clever nicht zu sagen, wie Watson mit einem Male in den Fünf-Liter-Topf mit der schwarzen Farbe gekommen war. Der Lehrer hatte immer nur Schatten gesehen, drei kurze und einen langen. Plötzlich hörte auch er nur ein triumphierendes, durch Mark und Bein gehendes Geschrei, das wie der Kriegsruf eines ganzen Indianerstammes klang — und zu guter Letzt ein Plätschern!

    „Blombenelement . . . brrr!" — Watson rappelte sich mühsam empor und schüttelte sich wie ein nasser Pudel. „Slo eine Glemleinhleit.. . bbrr! Flolche Bümmels, floldie vlunverschlämte Bümmels!" (ein Teil der Farbe war in seinen Mund geschwappt!). Er spuckte und geiferte. „Wlenn jlich dlie kliege! Pflui Gleier, bbrrrrr!"
    Auf der Mauer saß Mr. Clever wie ein Buddha und hielt sich den Bauch. Der Anblick, den Watson bot, war auch zu komisch! Der Zufall — oder vielleicht auch die ausgleichende Gerechtigkeit? — muß es gewollt haben, daß sich sein Gesicht und die Schultern fast vollständig mit der schwarzen Brühe überzogen hatten. Und da der brave Watson mit beiden Händen versuchte, die klebrige Farbe von seiner Haut zu streifen, sahen bald auch Brust, Arme und Hände aus wie die eines Negers.
    „Hohohohoho!" japste Mr. Clever mit tränenden Augen. „Ein Mohr! — Hohohoho, ich lache mich tot, ein Mohr! — Ein Mohr in Somerset! — Wir haben endlich das ,Mohrbad!"
    Die „vlunvlerschlämten Bümmels" waren inzwischen über die Mauer gehechtet und verschwunden.
    „Hlelfen Slie mir!" keuchte Watson und streckte beide Arme in die Richtung des Lehrers, der entsetzt zurückfuhr und beinahe von der Mauer gefallen wäre. „Hlelfen Slie mlir! — Brrr! Pflui Gleier!"
    „Gerechter Strohsack!" schrie Mr. Clever, der Sauberkeit in jeder Beziehung liebte. „Bleiben Sie mir ja vom Leib, Watson! Wie soll ich Ihnen denn helfen? — Rufen Sie Ihren Jimmy, und lassen Sie sich schleunigst eine

    Flasche Terpentin holen! Damit werden Sie die Farbe schon abbekommen. Ich muß jetzt leider gehen. Der Unterricht, Sie verstehen! Nachher komme ich nochmals vorbei. So long!"
    Und mit diesen Worten schwang auch er sich nach der Straßenseite zu herab und war verschwunden. —
    Watson stand vor den Trümmern seiner Herrlichkeit. Sein Inneres glich einem brodelnden Hexenkessel voller böser Gefühle. Er brauchte dringend ein Ventil. Er hätte sich ohrfeigen, ja am liebsten in den Allerwertesten beißen können vor Grimm, Wut und Wehmut. Die Plakate waren nun futsch; viel hatte die Farbe nicht gehalten.
    Dafür hielt sie um so besser auf der Haut! Watson fühlte sie trocken werden und spürte zugleich, daß es überall zu jucken begann. Die Haut zog sich zusammen! Er ließ Plakate Plakate sein und flitzte wie vom Teufel gejagt ins Haus. Irgendwo im Aktenschrank mußte noch eine Flasche Benzin