Das Pete Buch 06 - Blitz und Donner solche Luemmel
sich Wrong sofort zu versichern. „Sie fühlen sich also wohl?" „Sehr wohl, yes!"
„Dann brauchten Sie sich doch nicht freiwillig zu melden!" knurrte der „Kurarzt" ärgerlich. „Ich behandele keine Gesunden! — Nur Kranke!"
Das war also der erste Reinfall! Die Zuschauer grinsten breit, und ein paar respektlose Lümmel grölten laut los. Higgins erhob sich und marschierte auf seinen Platz zurück, ohne den Wunderdoktor auch nur eines Blickes zu würdigen.
„Der Nächste bitte!"
Der Nächste war eine S i e. Mammy Linda hieß sie. Langsam erhob sie sich und watschelte etwas zögernd heran. Sie spielte ihre Rolle gut, fand Pete, der in der hintersten Reihe saß und gespannt zusah. Mammy war die geborene Schauspielerin. Allerdings konnte sie auch sehr fein kochen.
„Was hast du?" Mr. Wrong fand es anscheinend selbstverständlich, eine Schwarze zu duzen. Mammy fiel es auch nicht ein, sich dagegen aufzulehnen. Immerhin war sie ja diejenige, welche i h n reinlegen wollte, mochte er sich jetzt ruhig als der Überlegene fühlen.
„Meine Nerven!" jammerte sie und schlug die Hände über den Kopf zusammen. „Meine Nerven futsch, seit gewesen Sache mit Hut!"
„Was für eine Sache mit Hut?" Professor Wrongs Pupillen wurden weit. „Erzähle!"
„Eigentlich war sonst nichts gefallen vor!" plauderte Mammy vergnügt weiter und verzog ihre Lippen zu einem breiten Grinsen. „Zuerst Jack O'Connor nur gesagt haben, Freddy Pools sei Lügner. Freddy ihn deswegen hauen mit einem Stuhlbein vor die Nase. Nase fangen an zu bluten. Deswegen Freddy sehrr wütend und hauen O'Connor mit Revolvergriff auf den Schädel. Schädel platzen auf. Dann Percy Day, welcher ein Vetter von Freddy, greift ein und packen O'Connor. Jetzt kommen Pit Long und Hai Bay und mischen sich auch ein. Bald alle schlagen um sich wie wild. Sie machen drei Stühle
kaputt, dazu einen Tisch, dazu zwei Ölbilder, dazu eine Lampe, dazu Freddys Gebiß. Außerdem ich gezählt haben achtundvierzig Beulen und zwei Knochenbrüche! Das alles weiter nicht schlimm, sicher nicht . . . aber . . ."
„Nicht weiter schlimm?" Professor Wrong kniff sich verstört in die linke Wade. Nein, er träumte nicht! „Es ist nicht weiter schlimm!" Und da stieg dieses schwarze Geschöpf ihrer Nerven wegen auf das Podium?
„Nicht weiter schlimm!" nickte Mammy treuherzig. „Auch nicht, daß Freddy noch liegen sechs Wochen in Hospital und O'Connor drei. Schlimm allein, daß selbiges Messer, wo sein geworfen von Hai, treffen . . . meinen Hut! Ich hatte ihn gekauft gerade drei Tage vorher, für bare acht Dollar. Und nun Klinge zerschlitzen ihn in zwei Teile! — Seitdem ich fertig mit Nerven!"
„Uff!" Professor Wrong gab es auf, sich seinen Schweiß von der Stirn zu wischen. Diese merkwürdige Negerin machte ihm schwer zu schaffen.
„Also die Nerven!" wiederholte er und überlegte kurz. Das beste Mittel in diesem Fall ist dann ja wohl Brom. Er klappte seine Wunderkiste auf und wühlte ein Weilchen darin herum
„Brom, da ist es!" — Davon nimmst du zwei Eßlöffel. Und zwar sofort!" brummte er und ließ sich von Cocktail einen gewaltigen Löffel geben. „So, hier . . . und nun schluck'!"
„Nein, nein!" Mammy rollte ängstlich mit den Augen und streckte abwehrend ihre gespreizten Hände aus. „Sie mich wollen vergiften, Doc. Sie mich wollen machen mausetot!"
„Unsinn!" Professor Wrong biß sich auf die Lippen. „Das ist kein Gift, bloß ein Beruhigungsmittel. Danach wirst du fabelhaft schlafen. Und morgen sind deine Nerven wieder in Ordnung! Los, jetzt . . . schluck'!"
„Ich nicht schlucken!" stieß Mammy zitternd hervor. „Das sein Gift, wonach ich schlafen ewig. Ich dann ganz tot. No, no, ich lieber leben mit schlechte Nerven!"
„Oh, hmmm!" Auch Mr. Watson, der neben dem Professor stand, begann zu stöhnen und mit den Zähnen zu mahlen. „Meine Nerven! Donnerwetter ... es ist doch nicht leicht, Arzt zu sein, lieber Professor?"
„Durchaus nicht!"
„Watson auch kaputte Nerven?" fragte Mammy mit einemmal und klatschte freudig in die Hände. „Dann Sie ihm auch geben Medizin. Wenn er nehmen zwei Löffel — ich auch nehmen zwei davon, dann ich genau wissen, daß es kein Gift!"
„Närrisches Weibsbild!" Mr. Wrong raufte sich verzweifelt seine Professorenmähne. „Nun tun Sie mir schon den Gefallen, Watson! Nehmen Sie zwei Löffel von dem Zeugs, damit das schwarze Frauenzimmer endlich beruhigt ist. Schaden kann Ihnen das Medikament nichts, Brom ist ganz
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