Das Pete Buch 06 - Blitz und Donner solche Luemmel
Was ging es ihn an, daß in den Bergen geschossen wurde? Oder daß ein paar der fremden Ladies überheblich wurden und einfache Puncher mit gemeinen Ausdrücken bedachten. Sollten die Puncher und Mrs. Bulwer gefälligst auf sich selber aufpassen! Er hatte als Vorsitzender des Komitees schließlich andere Sorgen. Mußte sich jetzt auch täglich rasieren und sich sogar wöchentlich zweimal die Füße waschen! Jawohl! Das war er seinen Fremden schuldig! — Er hatte also alle Hände voll zu tun für den Aufbau seiner Stadt Somerset.
Daß sich seit zwei Tagen einige wenig vertrauenerweckende Burschen im Distrikt herumtrieben, war im Augenblick unwichtig. Daß dem Farmer Black vier Gäule gestohlen wurden, glaubte er nicht. Daß die Fremden meinten, mit ihrem Geld die ganze Stadt auf den Kopf stellen zu können, hielt er für richtig; denn Geld regiert nun einmal die Welt!
Die Farmer aber waren anderer Ansicht. Auch die Jungen vom Bund der Gerechten dachten mehr an diejenigen, die es darauf abgesehen zu haben schienen, die Ruhe im Bezirk zu stören; an all die Vagabunden, die jetzt überall auftauchten. Nicht Black allein waren Gäule gestohlen worden, auch dem alten Osborne — der schon wieder aus dem Komitee ausgetreten war — fehlten drei Pferde. Und in der letzten Nacht war bei Jesse Wire eingebrochen worden; jemand hatte den Tresor erbrochen und bare eintausendachthundert Dollar und einen Haufen Familienschmuck geraubt!
Aber Watson marschierte immer noch stolz wie ein Pfau durch die Straßen, hatte die Mundwinkel nach unten gezogen und Scheuklappen vor den Augen.
So ginge das nicht weiter, meinten die Farmer; und so könnte es ruhig weitergehen, die Mitglieder des Komitees, die ja alle blendend dabei verdienten.
Und sie würden noch mehr verdienen, wenn erst die Filmgesellschaft da sei. Im Bezirk sollte nämlich ein Film gedreht werden, ein echter Wild-West-Film mit allem Drum und Dran! Der „Professor", dessen Bruder bei dieser Gesellschaft tätig war, hatte die Sache gleich am ersten Tag seiner Anwesenheit in die Wege geleitet. Für Somerset war das natürlich die beste Reklame, die man sich denken konnte — glaubten die Mitglieder des Komitees. Für die Farmer jedoch war das ein Warnsignal, das man beachten mußte.
Und deswegen waren sie heute bei Mr. Clever zusammengekommen. Der Hilfslehrer hatte nämlich inzwischen auch die Nase voll bekommen; die Angelegenheit mit Pete und dessen „Unterhaltung" mit dem Sheriffsgehilfen hatten ihm schwer zu denken gegeben. Und als er mit dem Denken fertig war, hatte er gewußt, wo der Hase im Pfeffer lag!
„Die Geschäftsleute verdienen . .. und wir haben den Ärger! — No, Freunde, hier muß etwas geschehen!" schrie der Rancher Tudor und hieb die Faust auf den Tisch, daß die Beine — die Tischbeine natürlich — knirschten.
„Aber was?" fragte der alte Osborne gespannt. „Was soll denn geschehen? — Du kannst doch nicht einfach hingehen und die Fremden aus Somerset jagen!"
„No, das ist nicht möglich!" gab ihm auch Mr. Clever recht und stützte nachdenklich sein Kinn auf die Hände. „Das kann man nicht gut. Wenn nur Tunker hier wäre! Der könnte Watson auf irgendeine Art zur Besinnung bringen!"
„Wenn ... hätte ... würde!" fauchte Farmer Hoppy wütend. „Tunker ist nun mal nicht hier ... und Watson ist wieder einmal verrückt geworden! — Was der sich bloß plötzlich einbildet?"
Die Versammlung bot einen merkwürdigen Anblick. Die Männer, fast nur Farmer oder Cowboys, saßen um den großen runden Tisch herum, ein paar auch auf dem Schreibtisch. Alle übrigen Möbelstücke waren mit Jungen besetzt. Überall, auf dem Kleiderschrank, auf dem Bett, auf dem Ofen, ja sogar auf der Waschkommode hockten die „Gerechten", gespannt lauschend, was die Erwachsenen beschließen würden. Sie schlenkerten mit den Beinen und warfen sich bedeutsame Blicke zu.
„Eine von diesen aufgetakelten Gänsen hat mich heute morgen einen alten Dreckspatz genannt!" knirschte Tudor grimmig. „Ich hatte gerade den Pferdestall gesäubert, da kam die Spinatwachtel vorbei. Sie fing gleich an, über den Farmbetrieb verächtlich zu reden und rümpfte ihre spitze Nase, weil es nach Kuhmist roch. Ein blödes Frauenzimmer! Nach jedem dritten Wort machte sie ,Pfff!«
„Dann war es die Gouvernante!" Johnny Tudor auf seinem Ofenplatz verstärkte sein Beingeschlenker und lachte kurz und böse auf. „Laß man, Daddy, dafür stecke ich ihr heute abend einen Frosch ins
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