Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei
haben ihr Halbohr als Wache versprochen."
„Einen Hund!" entgegnete Dudley geringschätzig,
„Er ist als Wächter mehr wert als drei Männer", versicherte Sam. „Sollen wir einmal die Probe machen? Wir hetzen ihn Ihnen an die Gurgel, Mr. Dudley, und —"
„Bist du verrückt, Kerl?" rief Tittling Dudley entsetzt. Seine Hand fuhr automatisch nach dem Hals und massierte schon die Kehle. „Trotzdem werde ich den Verdacht nicht los . . ." Er brach plötzlich ab und faßte einen Entschluß. „Seid ihr schon sehr müde, Boys?"
„Wir sind nie müde, höchstens, wenn man uns eine Arbeit aufdrängt, die uns nicht behagt.
„Aber ihr müßt doch auch mal schlafen!" staunte Dudley.
„Tun wir auch! Wenn wir zum Beispiel für Mammy Linda Holz hacken müssen, finden wir schon irgendwo ein Plätzchen, wo wir ein Nickerchen machen können."
„Ihr seid ja ganz gehenkte Kerle!" staunte Dudley und lachte.
„Sind wir", stimmte Jimmy zu, der wieder aufgetaucht war, und warf sich in die Brust.
„Verraten Sie's nur Mammy nicht", bat die Sommersprosse. „Spioniert sonst hinter uns her, und ehe wir's merken, knallt sie uns ein nasses Handtuch um die Ohren."
„Wir müßten jetzt eigentlich gleich noch mal nach ,Cartys Ruh'", überlegte Dudley.
„Von uns aus", entgegnete Pete liebenswürdig. „Macht uns nichts aus! Der Weg ist nicht weit. Wenn's Ihnen nicht zu viel wird —"
„Ich glaube, ich reite mir sowieso in den vier Wochen, die ihr hier seid, 'ne Hornhaut an die Backside. Da ist's schließlich gleich, ob ich schon heute damit anfange. Ich bin nämlich ehrlich um Miss Carty besorgt."
„Brauchen sich aber keinerlei Sorgen zu machen! Isabelle ist unsere Freundin, und wir pflegen aufzupassen, daß unsern Freunden nichts geschieht!"
„Nett von euch!" Dudley zog die Stirn in Falten. „Trotzdem — reiten wir lieber rasch mal zu ihr hinüber! Ich werde sie nach .Dudleys Peace' einladen. Sie soll bei uns wohnen, bis ihre Dienstboten da sind. Hätte mich schon eher um sie kümmern sollen. Nicht gut für eine junge Lady, allein zu wohnen. Wie steht's, Boys?"
„Zu Lebensrettungen stets bereit!" erklärte Sam würdevoll, und Jimmy versuchte es wieder mit einer Verbeugung. Er fühlte sich etwas zu kurz gekommen; während des Gespräches hatte er keine Gelegenheit gehabt, auch nur ein Wort anzubringen. Natürlich hätte er, ehe er sich verneigte, daran denken sollen, daß er auf einem Pferderücken saß. Seine Beine fuhren rückwärts; die
Untertassensporen, die ihm sein Onkel, der Hilfssheriff, für die Reise geliehen, kitzelten den Gaul, der an dergleichen nicht gewöhnt war, plötzlich zu stark, und er sprang mit einem Satz nach vorn. Jimmy konnte sich zwar durch einige tolle Kapriolen im Sattel halten, aber sein Gaul machte Mr. Dudleys Pferd scheu. Und ehe Pete und Sam sich dessen versahen, fegten beide Tiere los. Der Konservenkönig stieß einen erschreckten Ruf aus; dann brauchte er seine ganze Kraft, sich im Sattel zu halten. Jimmy preschte neben ihm her, ebenfalls ängstlich besorgt, nicht zu stürzen.
„Ich glaube, wir müssen uns zunächst einmal um die beiden Unglücksraben kümmern", riet Pete und stieß die Sommersprosse in die Seite. „Wenn ihre Pferde auch nur ein einziges Mal stolpern, können wir ihre gebrochenen Knochen einzeln aus dem Grase zusammenlesen. Fürchte, wir haben uns mit dem grauen Reiter doch allerhand eingebrockt."
„Gespensterjagd ist was Feines!" freute sich Sam. „Besonders, wenn das Gespenst gar kein Gespenst ist — dann wird's nämlich spannend! Leg' los!" Er schrie ein begeistertes „Yip-e-e-e!" durch die Nacht, erreichte damit jedoch das Gegenteil von dem, was er hatte erreichen wollen: die durchgegangenen Gäule stoben nun mit doppelter Geschwindigkeit davon.
So kam es, daß sie den Weg nach „Cartys Ruh" in Rekordzeit zurücklegten. Nach und nach mäßigten Dudleys und Jimmys Gaul ihren übertriebenen Eifer. Auch ein Pferd wird ja schließlich einmal müde. Der Konservenkönig, der sich bereits im Himmel wähnte, kehrte schnell
auf die Erde zurück. Der Schweiß lief ihm in Bächen übers Gesicht, als er endlich hielt. Das kam nicht von der Anstrengung; es kam von der Angst, die er ausgestanden. „Pferde sind edle Tiere", gab er schließlich kund, „aber man sollte sie nur von der Ferne betrachten. Für die Fortbewegung sind Autos besser. Bei denen kann man das Gas wegnehmen und in die Bremsen treten, und im allgemeinen funktioniert dann die Sache."
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher