Das Pete Buch 08 - Yipee es geht wieder los

Hall weiterzueilen.
    „Was kann das gewesen sein?" forschte Miranda Cat, nachdem sie sich vom ersten Schreck erholt hatte.
    Hilfssheriff Watson ahnte, wer die Schützen gewesen, denn er fand einen etwas zu dicken Kaugummi im Straßenstaub, der vorher nicht dort gelegen hatte. Aber er schämte sich, der Sekretärin seines zukünftigen Gönners einzugestehen, daß er gegen diese Bengel vom Bund der Gerechten oft, sehr oft schon machtlos gewesen war. Sein amtlicher Stolz ließ dies nicht zu. Darum suchte er nach einer anderen Erklärung. *
    „Das ist so, wertliebste Miss Miranda ... ich ... es gibt in unserer Gegend manchmal diese Teilwinde."
    „Was ist denn das?"
    „Teilwinde . . . ja . . . ein Teilwind ist ein . . . äh . . . sozusagen geteilter Wind. Sie haben ihn gerade erlebt. Ein Teilwind ist sozusagen ein Windchen . . . Und so ein einzelnes Windchen . . . vielmehr zwei solcher Teilwindchen haben es ganz zufällig auf Ihre wunderschönen Ohrendings . . . Ohren . . ."
    „. . . Clips", half ihm Miranda Cat weiter.
    „Ja, auf Ihre liebwerten Clips abgesehen . . .", stotterte John Watson, froh, daß er es endlich überstanden hatte.
    „Soso", machte die gräfliche Sekretärin nur.
    Der Hilfssheriff erschrak. Er sah, wie doch Mißtrauen, Ungläubigkeit und Spott in ihren großen Kulleraugen lagen. Das verwirrte ihn von neuem. Und schon kam er wieder auf die Teilwinde zu sprechen.
    „Es waren zwei recht hinterlistige . . . hältige Windchen diesmal", kaute er herum, „sozusagen zwei Winde aus dem Hinterhalt!"
    Nun lachte Miss Miranda hell auf, und der Onkel John wußte wieder nicht, warum und wieso.
    Er atmete sichtlich auf, als „Arizona Hall" endlich in Sicht kam. Jimmy wartete schon mit den beiden Riesen-Koffern vor dem „Portal".
    Miranda Cat drückte ihm ein paar Cents in die Hand. Dann aber starrte sie erschrocken auf den einen der Koffer. Er war nur schlecht verschlossen, das linke Schlößchen offenbar defekt.
    „Ich bin hingefallen", entschuldigte sich Jimmy Watson und verneigte sich dabei wie zu einer festlichen Ansprache. „Aber beruhigen Sie sich, Miss Tiranda . . ."
    „Miranda bitte", schrie Onkel John wütend. Er war beinahe so aufgeregt wie Jimmy.
    „Wieso beruhigen . . . das ist doch nicht weiter schlimm", meinte Miss Miranda, „oder ist etwas herausgefallen?"
    Weder John Watson noch dem Schlaks fiel der ängstliche Ton auf, der in diesen letzten Worten lag.
    „Nicht weiter schlimm" wiederholte Jimmy. Aber es schien doch schlimm zu sein, denn die Miss zuckte bedenklich zusammen. „Nicht schlimm, liebe Miss Miranda.
    Jedenfalls ist nichts kaputtgegangen. Es war ja nur der Koffer mit den Ziegelsteinen."
    „Zie...?" brachte der kriminalistisch geschulte Sheriffs-vertreter nur über die Zunge.
    Er stand wieder einmal mit weit aufgerissenem Mund da. In diesem Augenblick vernahm Jimmy in der Nähe ein Kichern. Ihm war vorhin schon so gewesen, als habe er drei allzu bekannte Gesichter vom Bund der Gerechten gesehen.
    „Onkel John, bitte, mach den Mund schnell wieder zu", mahnte Jimmy, „sonst . . . sonst geht dein Magenleiden von neuem los!"
    So dumm war der Watsonschlaks nun auch wieder nicht, daß er aus der Apfelgriebsgeschichte nichts zugelernt hätte.
    Er griff sich die Koffer, aber sie wurden ihm nun von Mr. Jersey Tops, dem neuen Besitzer der Arizona Hall selber, abgenommen. John Watson hatte ihn nämlich schon vorher unterrichtet, wer die junge „Lady" wäre und wer noch in den nächsten Tagen als Gast eintreffen würde.
    „Ich habe mächtigen Hunger", behauptete Miranda Cat und trippelte schnurstracks in den Gastraum, während der Wirt einen Boy herbeipfiff, der die Koffer nach oben zu befördern hatte.
    „Der rechte ist schwer, es sind Ziegelsteine darin", rief Miranda Cat zum Erstaunen Mr. Tops' hinter dem Boy her. „Mein Chef, der Herr Graf, braucht sie für seine superklimatischen Untersuchungen. Sie enthalten eine chemische Substanz, die gewisse Erden bindet."

    „Woran?" fragte John Watson, der immer bildungshungrig war.
    „Das müssen Sie meinen Chef fragen, ich bin kein Wissenschaftler", entgegnete Miss Miranda seelenruhig und ließ sich nicht weiter aufhalten; denn ihr Magen knurrte schon vernehmlich.
    War es Zufall, daß schon jetzt so früh am Tag fast ein Dutzend Bürger von Somerset beim Drink saßen?
    Miss Miranda sah und fühlte, wie sie von allen Seiten angestarrt wurde. Sie wußte als Großstadtmensch wirklich nicht, daß die Menschen in Somerset ohne