Das Pete Buch 08 - Yipee es geht wieder los
Landsmann Pancho und der schmächtige Bandit mit dem todblassen Gesicht, dann Dean Dester, der Mann mit der furchtbaren Mundnarbe.
Rechts und links von den Burschen schritten je drei Männer des Aufgebots. Sheriff Tunker und „sein Sorgenkind" machten den Beschluß.
Unweit der Arizona Hall schwenkte plötzlich von der Seite her ein über zwanzig Jungen starker Trupp ein. Es war der Bund der Gerechten. Pete Simmers, Sammy Dodd, Bill Osborne und der kleine Joe Jemmery bildeten das erste Glied. Unterm johlenden Beifall der Zuschauer übernahmen die Boys die Spitze.
In dieser Ordnung ging es dem Bahnhof entgegen. Auch auf dem Vorplatz hatten sich hier schon eine Anzahl Leute eingefunden.
Plötzlich ging ein toller Wirbel los. Es begann damit, daß Jesse McEvens, der Mann mit dem Vollbart, auf einmal die Hände frei hatte. Niemand wußte, auf welche Weise dieser das bewerkstelligt hatte. Aber nun versuchte dieser gefährliche Bursche mit Tritten und Fausthieben eine Bresche durch die Umstehenden zu schlagen und zu entkommen.
Wie ein Wiesel flitzte der kleine Joe Jemmery heran und trat nach einem unsichtbaren Fußball, das heißt, er schob dem falschen Grafen einfach das eine Bein unterm Leibe weg. Jesse McEvens stürzte. Im Nu wälzte sich
ein wüster Haufe von Männern am Boden. Denn die vier anderen Galgenvögel hatten ebenfalls versucht, freizukommen. So bezogen diese Tunichtgute zum zweitenmal eine wunderbare Tracht Prügel.
Im Verlaufe dieses Strafgerichts wechselten verschiedene falsche Bärte ihren Platz. Der Himmel beteiligte sich auch noch an diesem „Gemetzel" insofern, als er einen tollen, den bisher stärksten, Windstoß sandte.
Die Menge kreischte vor Vergnügen, als der Vollbart des Hauptverbrechers und anschließend sein Schnurrbart in die Lüfte segelten. Kurz darauf folgte der Spitzbart des „Hidalgo" nebst einem Backenkotelett.
Die Jungen machten sofort Jagd auf diese seltsamen Vögel, aber der Wind trug sie schnell über die Dächer von Somerset davon. Es war wie eine abschließende Demaskierung. Die letzte Tarnung war von den Gaunern abgefallen, die nun wieder stumm und verdrossen zwischen ihren Wächtern standen.
Ein zweiter Windstoß kam auf. Jemand schrie wie am Spieße. Es war Untersheriff John Watson. Denn was nun noch als schwarzer Rabe hinter den entschwebenden Bärten dahinsegelte — war seine Perücke!
Das Gelächter wollte nicht enden. Da hörte man den Zug anrollen.
„Ruhe! Zurück!" schrie Sheriff Tunker. „Wachmänner mit den Kanaillen warten! Wir haben noch viel Zeit. Der Zug hat zwanzig Minuten Aufenthalt. Laßt erst mal die Fahrgäste aussteigen!"
Ja, die Fahrgäste! Aber es gab nur einen, ein Girl. Gepudert und geschminkt, mit knallroten Lippen und ebenso knalligen Fingernägeln, aufgebauten Schultern und angemalten Brauen: Miss Miranda Cat, richtiger gesagt Cat Power, die Freundin und Helferin der Diebesbande.
„Die .Bachstelze'!" scholl es aus vergnügten Jungenkehlen.
Es dauerte dann auch nicht lange — sie bekam nicht einmal Zeit, sich umzudrehen und Reißaus zu nehmen — da war sie schon von den Boys umzingelt.
So konnte der Gerechtigkeit vollends Genüge getan — und außer den fünf schweren Jungs auch noch dieses verdorbene Girl dem Gefangenentransport angeschlossen werden.
Erst als der Zug angefahren war, verliefen sich die Menschen vor dem Bahnhof. —
Plötzlich drängte sich eine auffallend dürre Lady an den in Gedanken versunkenen Hilfssheriff heran.
Erst glaubte John Watson in den Boden versinken zu müssen, aber dann unterdrückte er nur mit äußerster Anstrengung seine große Erregung.
„Lieber Mr. Watson", wisperte Mrs. Shoulderless, und die nun folgenden Worte waren Balsam für des Untersheriffs gequältes Herz. „Lieber Mr. Watson, ich habe mir die Sache doch noch mal überlegt. Wissen Sie, in meinem Alter . . . Man gewöhnt sich da nur schlecht zum zweitenmal an einen Mann."
„Schade", murmelte John Watson mit verbissenen Lippen.
„Zumal schon der erste eine Säufernatur war", fügte Witwe Shoulderless zu ihrer Rechtfertigung leise hinzu. Nur Watson hörte es; aber es konnte ihn nicht mehr ärgern. Heute schon gar nicht! Die Freude, nun doch
nicht den Somerseter Kleiderständer heiraten zu müssen, war entschieden größer als der Stich, den sie ihm zum Abschluß doch noch versetzen mußte!
„Aber wir wollen Freunde bleiben", meinte Deborah salbungsvoll. „Es soll alles vergessen sein . . . und meine Mietangelegenheit ist
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