Das Pete Buch 08 - Yipee es geht wieder los
Wenn er dem Onkel noch lange so geduldig zuhörte, dann vermißte der die Neugier und ahnte vielleicht, daß er den gräflichen schrieb längst kannte. Dann merkte er am Ende auch noch, wieso und wann sein Neffe zur Kenntnis des Schreibens gelangt war.
Wie eine Rakete raste Jimmy also über den Flur
zum Office. Er las den Brief tatsächlich noch einmal. Er war ja auch interessant genug. Und was dem Onkel am allermeisten an diesen gräflichen Zeilen gefallen hatte, das gefiel auch dem Neffen am meisten. „Ihre Bemühungen werden nicht ungelohnt bleiben." Sie waren Geist vom gleichen Geist, eben Watson-Geist!
Als Jimmy baß erstaunt zur Küche zurückkam, stand John Watson vor dem kleinen Spiegel und besah sich mit sauersüßem Faltengesicht sein edles Antlitz.
„Hast du jemals einen so hellgrünen Menschen gesehen?" schrie er Jimmy an. „He! Bengel, soll ich so die Sekretärin eines Grafen empfangen und in Somerset einführen?"
„Morgen ist das alles wieder richtig in deinem Gesicht", versicherte der Schlaks. „Und wenn nicht?"
Jimmy begann jetzt nervös zu werden. Und wenn er nervös war, stotterte er meistens.
„Oo . . Onkel John . ., dudu wiwiwirst Miss Veranda Cat . . ."
„Miranda . . . Mi . . . randa heißt sie! Jimmy, du blamierst mich doch noch! Merke dir den Namen dieser Lady genau, sonst haben wir von vornherein verspielt. Also, was soll ich Miss Miranda Cat erzählen, wenn ich mit meinem blöden . . . hm . .. grünen Gesicht am Bahnhof stehe und ihr die Köfferchen abnehme?"
„Du sagst ihr einfach, du du . . . hahah ... du hast die Grünsucht", stammelte der Schlaks.
„Die ,was'?"
„Die Grünsucht", wiederholte Jimmy treuherzig. „Es
gibt doch auch eine Gelbsucht! Warum soll es dann keine Grünsucht geben?"
„Du bist ein Grünschnabel! Hinaus, ich will dich in der nächsten halben Stunde nicht mehr sehen. Aber das sag' ich dir, wenn ich morgen früh nicht wieder wie ein normaler Mensch aussehe, dann kommst du mit dem Kopf in den Farbeimer! Von wegen der ,Grünsucht'. So was Dummes!"
Jimmy hörte schon gar nicht mehr, was sein hilfs-sherifflicher Onkel ihm noch alles an hübschen Dingen versprach, denn er war längst draußen.
Wie er John Watson kannte, würde der doch keine Ruhe finden, bis er das Dach untersucht hatte, sobald er mit seinem eigenen Oberdeck einigermaßen wieder in Ordnung war. Aber er hatte vor lauter Sorge um sein Gesicht anscheinend noch nicht bemerkt, wie schön dunkelgrün auch seine Haare waren! Es konnten also mindestens zwei Stunden vergehen, bis sich Onkel John auf seinen Inspektionsgang machte. Und wenn er erst dort oben war, würde es ganz gewiß auch noch ein Weilchen länger dauern, bis er sich alle Zweifel abgefragt hatte. Der Hilfssheriff von Somerset pflegte gründliche Arbeit zu leisten.
Eigentlich hatte Jimmy noch großes Glück gehabt. Er dachte daran, während er im Stall den Braunen sattelte. Dann aber sann er darüber nach, wie er sein Wegreiten vor dem Onkel rechtfertigen wollte. Der liebte es nicht, wenn er den „Dienstgaul" ritt.
Doch Jimmy hatte heute seinen großen Tag. Es kamen ihm immer gleich die richtigen Einfälle. Und schon spritzte 'er wieder zum Haus hinüber und stand bald
vor dem jetzt grimmig an seinem grasgrünen Stachelhaar zupfenden Onkel.
Jimmy ließ geduldig die jetzt fällige Flut von Schimpfworten über sich ergehen und wartete eine Atempause ab. Jeder Mensch muß ja mal Luft holen, wenn er die alte verbraucht hat.
„Onkel John, ich reite jetzt zur Salem-Ranch. Mammy Linda . . ."
„Hör mir auf von diesem Drachen! Ich kann diesen schwarzen Teufel nicht ausstehen!"
„.Aber Mammy Linda weiß bestimmt das richtige Mittel, um Ölflecke zu entfernen", beharrte Jimmy.
„Gut, reite, reite schon los, du Schlingel!" prustete Watson. Dann starrte er wieder verzweifelt auf sein Konterfei im Spiegel. Auf dem Herd dampfte der Wasserkessel. Er würde es schon so heiß kriegen, daß die Farbe aus Angst von allein wegzog!
„Grün", murmelte er verzweifelt. „Grasgrün! Die Miss und der Grafenlord . . . der Lordgraf ... sie werden . . . für ein Greenhorn werden sie mich halten!"
Er unterbrach seine schauerlichen Verwünschungen nur in dem Augenblick, als er Jimmy hinausreiten hörte. Donnerwetter, sooo rasch hatte selbst er seinen Braunen noch nie im Leben gesattelt. Alle Achtung!
Sein Neffe jedoch dachte jetzt nicht im geringsten mehr an die Ölfarbe, oder gar an Mammy Linda. Der ging er übrigens am liebsten weit
Weitere Kostenlose Bücher