Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset
auch Jimmy rissen den Mund weit auf.
„Well, well", nickte Huckley, „gleich mitkommen, zeig euch das Grab von diesem scheintoten Fritzen."
So hastig hatte die stellvertretende Amtsgewalt das Office noch nie verlassen.
„Langsam, kommen früh genug hin!" knurrte der Lange ein paarmal, so eilig hatten es die beiden Watsons.
Aber als sie dann draußen im Forst standen und laut und andächtig die Inschrift auf dem weißen Schild des kleinen Hügels lasen, da zitterten und bebten die beiden doch vor Aufregung. Jimmy heulte beinahe vor Seligkeit.
Immer wieder schrie er, was er dort auf dem Schild gelesen hatte:
„Hier ruhte der scheintote und später von Mäusen aus seiner Ruhe befreite Mathew Cannimore, der Mann, der auf der Goldader lag. Er verreiste inzwischen nach Canada. Mathew Cannimore will vom schnöden Golde nichts mehr wissen."
Nicht genug, daß Jimmy es ein halbes Dutzend Mal laut vorlas. Er fing auch noch an, wie ein Irrer um den kleinen Hügel herumzulaufen.
„Onkel ... du bist . . . Quatsch . . . i c h b i n doch ein Chimie!"
„Schenie!" fuhr John Watson ihn wütend an. „Wieso willst du ein Schenie sein? Der Posten ist doch schon vergeben. Was?"
„Weil ich, Onkel, ich allein deine Story zur wahren Begebenheit gemacht habe, weil i c h Somerset darüber geschrieben und den verrückten anderen Namen ausgestrichen habe. Schreib doch der Redaktion, frag doch dort an, ob da nichts durchgestrichen und verbessert war . . .
„Aber ich, ich habe zuerst die Story geschrieben", verteidigte John Watson sein Ansehen.
Mr. Walter Huckley kannte seine beiden Pappenheimer bereits ziemlich gut, aber daß ihr Drang, berühmt zu werden, und ihre Einbildung, genial zu sein, so groß waren, das hatte er bei einigermaßen normalen Menschen doch nicht für möglich gehalten. Ein heftiger Streit zwischen Onkel und Neffe entspann sich, bis Huckley mit wenigen, energischen Worten dem Zauber ein Ende machte:
„Einfache Sache!" brummelte er. „Watsons, dasselbe Blut, derselbe Geist . . . klar? Beide Genies. Fertig!"
„Beide Schenies!" hauchte atemlos John Watson. Dann umarmte er den Schlaks. „Jimmy, Sohn meiner Brudersfrau, du bist doch von unserem ... äh . . ."
„Geist!" vollendete Walter Huckley feierlich.
„Ja, Geist", hauchten die beiden Watsons. —
Kurz nach der Rückkehr der drei erlebten die Somerseter, die amüsiert die beiden Anschläge an der Officewand umlagerten, wie John Watson mit seinem dicken Rotstift wieder heraustrat und mit schlecht, aber schwungvoll hingeworfenen Lettern hoch über Brief und Zeitschrift an die Wand schrieb: „Die Verwandlung der John Watsonschen Story, das heißt, die Entdeckung der wahren Begebenheit ist das gemeinsame Werk von John Watson und seinem Neffen Jimmy."
„Dummheit, grenzenlos!" murmelte Mr. Huckley, der noch in der Nähe stand. „Beide blöd!"
Jedenfalls sprach sich die Geschichte unheimlich schnell herum. Schon nach einer Stunde gab es keinen gehfähigen Somerseter mehr, der nicht Schrieb, Brief und Zeitschriftnotiz gelesen hätte. Im Town hatte man wieder einmal etwas zu tuscheln und zu lachen.
Aber sobald die Dunkelheit hereingebrochen war, trat langsam und gemessenen Schrittes ein hochgewachsener Mann zur Officewand. Die Bewegung, mit der er die beiden Anschläge abriß, war jedoch eher wütend zu nennen.
„Wenn schon Fremde reinlegen, dann auch richtig!" murmelte der „Täter", der kein anderer als Mr. Walter Huckley war.
Niemand sah ihn, denn was noch nicht in den Betten lag, das tummelte in den Schänken herum und besprach und bewitzelte die beiden „Watson-Schenies" und die kommenden Tage von Somerset.
Erst ziemlich spät traute sich auch der Herr Hilfssheriff John Watson nach draußen in der Annahme, daß sich die Wogen der erregten Gemüter einigermaßen gelegt hätten. Aber als er den „Weidereiter" betrat, wo inmitten einer stattlichen Anzahl von Gästen der lange
Engländer saß, da empfingen ihn Hochrufe, Cheers und auch — spöttisches Gelächter!
„Der Scheintotenretter von Somerset!" schrie jemand in den allgemeinen Wirrwarr.
John Watson wartete einen ruhigen Augenblick ab und blieb mitten im Raum stehen.
„Was wollt ihr, he?" fragte er herausfordernd. „Meine dichterische Phantasie ist den wirklichen Ereignissen genau auf die Dings ... die Füße ... die Spuren getreten. Ich habe eben ein . . . äh . . . ein Halleluja . . . ein, ja, hab ich gehabt und mein Neffe ebenfalls."
An Huckleys Tisch saßen auch der lange
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