Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset
Leiter wieder loszuwerden. Die beiden Hinterschinken waren aber durch den kräftigen Schlag wie gelähmt. Im weiten Umkreis erwachten die Schläfer von dem fürchterlichen Konzert.
Nachbar Snither, dem die Sau gehörte, sah als erster die Bescherung. Er entsann sich in seiner Schlaftrunkenheit nicht, daß er den Koben zu schließen vergessen hatte.
„So ein Diebsvolk!" wimmerte er dem ebenfalls herbeigeeilten Vater Jemmery vor. „Müssen mindestens vier Mann gewesen sein, die mir meine schöne Sau auf die
Leiter legten und wegtragen wollten. Devil! Muß ihnen doch was in die Quere gekommen sein, daß sie das arme Tier haben fallen lassen . .."
„Ganz gewiß", nickte Schneider Jemmery, schien aber nicht restlos der Meinung seines Nachbarn zu sein.
Inzwischen war allerlei Volk am Zaun zusammengekommen.
Mister Snithers Sau jedenfalls mußte notgeschlachtet werden. Joe, der natürlich auch „aufgestanden" war, durfte sogar dabei helfen.
Aber als im Morgengrauen die Schlächterei vorüber war und er strahlend mit den Worten vor seinen Vater trat „Dad, ich hab' mir heute nacht sieben Kringel Würste verdient und soll auch noch ein paar Pfund Fleisch zur Belohnung bekommen", da langte Vater Jemmery aus, als wolle er seinem Filius eine ebenfalls einige Pfund schwere Maulschelle schenken. Aber er grinste: „Bengel! Meinst du, ich hätte nicht gesehen, daß ein Stück von deinem karierten Hemd oben am Speicherfenster hängengeblieben ist? Joe, Joe, diesmal hast du Glück gehabt! Die Leiter hätte einem Menschen auf den Kopf fallen können, stell dir das mal vor!"
„Och, Daddy, was haben denn andere Leute so spät nachts unten im Garten zu suchen?"
„Und was hast du mitten in der Nacht draußen zu tun?"
Schneider Jemmery vergaß die Wurstkringel, die ihm sein Filius verdient hatte. Er wollte wissen, was der Bund der Gerechten, diese „Lausbuben", jetzt wieder vorhabe, konnte es aber weder mit guten Worten noch mit Strenge aus Joe herausbekommen. Dieser biß tapfer
auf die Zähne, als ihn der erboste Vater dann doch noch übers Knie legte. So sah es wenigstens aus.
Vater Jemmery aber gab ermattet auf. Er hätte seinen kleinen Joe halbtot schlagen können, verraten hätte dieser nichts. Viele Väter in Somerset wunderten sich schon seit langem über die Verbissenheit ihrer Söhne, wenn es galt, ihrem Bund der Gerechten die Treue — und das Mundwerk zu halten.
Sobald er außer Sichtweite war, grinste der kleine Joe. Er hatte auch für solche Fälle gut vorgesorgt. Schmunzelnd zog er sich seine drei Hosen aus. Zwischen der inneren und der mittleren hatte er ganze Ballen Watte schön gleichmäßig verteilt.
„Der kluge Mann baut vor!" feixte er und legte sich für den schäbigen Rest der Nacht noch einmal ins Bett. Nur gut, daß heute Sonntag und keine Schule war.
Viertes Kapitel
DA GRINSEN SOGAR DIE AFFEN!
„Der Goldkönig von Somerset"... wieso? — Von einem scheintoten, einer Goldader und ein paar Dutzend Mäusen — Mr. Huckley wird „Präsident Lincoln" — Wo ist Mathew Cannimores Grab? — Jimmy Watson will sein Werk retten und kommt auf eine geniale Idee —Die Sioux leben ja noch — Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles ... — Desperados in Somerset —Was hat John Watson da am Sattel hängen? — Mr. Huckley lacht zufrieden: endlich wieder was los!
In der Presse der Staaten tat sich etwas. Nur diejenigen, die es eigentlich anging, wußten das noch nicht: nämlich die Somerseter. Zunächst brachte die Zeitschrift „Da grinsen sogar die Affen" John Watsons Aufsatz, der ein kleiner Roman aus vergangenen Tagen hatte sein sollen, aber durch seinen erfinderischen Neffen etwas modernisiert war und nun als „wahre Begebenheit aus unseren Tagen" gedruckt und bestaunt wurde. Diese „wahre Begebenheit" unter dem Titel „Der Goldkönig von Somerset" wurde von zahlreichen großen Zeitungen Amerikas sogar übernommen, teils als Kopfdruck auf der ersten Seite. So etwas war noch nicht dagewesen: ein Scheintoter, der ausgerechnet auf einer Goldader beerdigt und dann wie durch des Himmels Fügung von einigen Dutzend Mäusen freigenagt und — gerettet wird!
Als erster erfuhr in Somerset John Watson davon. Er
erhielt von seiner Zeitung eine Überweisung von fünfzig Dollar als Honorar für die „ganz ausgezeichnete Information."
„Information?" murmelte, wetterte, brüllte der Hilfssheriff. Dann starrte er noch enttäuschter auf das Probeexemplar, das ihm gleichzeitig übersandt worden
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