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Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset

Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset

Titel: Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Reuter
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Malerdichter und das verschmitzte Männlein namens MacMurry.
    „Er ist ein wahrer Musensohn, doch meint er Halluzination",
    scholl es salbungsvoll in die jähe Stille, der nun wieder brausendes Gelächter folgte.
    „Hier, fragt meinen Freund Huckley!" schrie John Watson ziemlich aufgebracht dazwischen, weil er nur grinsende Gesichter sah, „Mathew Cannimore, den ich in meiner dichterischen . . . äh . . . Scheniehaftigkeit sozusagen herbei gesehen habe, Mathew Cannimore hat wirklich gelebt, er h a t im Grab gelegen. Denn das Grab i s t noch da! Ja, da glotzt ihr wie die Schulbuben. Mr. Huckley ist mit mir und Jimmy im Forst gewesen, gleich bei der Nordquelle des Daly Water. Geht doch hin und seht's euch an! Lest auch die Tafel gut!"
    „Stimmt!" sagte Walter Huckley mit todernster Miene.
    Ungläubige, erstaunte, teils sogar restlos verwirrte Gesichter starrten bald den Sheriffsgehilfen, bald den Engländer an.
    „Och, die Bengels vom Bund der Gerechten werden da mal wieder ihren Schabernack getrieben haben!" meinte einer der Einheimischen.
    „Unmöglich!" wehrte John Watson ab, „völlig unmöglich. Pete und seine Freunde können ja gar nichts von meinem Entwurf gewußt haben!"
    „Waaaas? — Dann nichts wie hin! — Müssen wir kontrollieren! — Auf zum Forst!" schwirrte es erregt durcheinander. Ehe drei Minuten vergangen waren, gab es nur noch vier Gäste im „Weidereiter": Walter Huckley, die beiden fremden Gents und John Watson. Dem Wirt war es gar nicht recht, daß seine Schenke plötzlich so leer wurde.
    „Well, haben Ruhe jetzt", meinte Huckley in seiner kurzen Art. „Eh, Mr. Maler, könnten mich jetzt konterfeien wie abgemacht!"
    „Nun gut, mir soll's behagen, das Bild jetzt aufzutragen",
    deklamierte Irenäus Lambeth-Green mit stolz erhobenem Kopfe, stand auf, stelzte nach draußen und eilte zu Turners Saloon, sein Malgerät zu holen.
    John Watson nahm inzwischen neben seinem langen Freund Platz. Er zählte die Drinks nicht, denn Huckley bezahlte sie ihm ja wie gewöhnlich.
    „Eh, kleiner Mann", fragte der hagere „Sir", „wie das? Sonst doch einigermaßen brauchbar, Ihr Spezi . . . äh ... Warum die blöden Verse? Wie?"

    „Meinem Freund Irenäus muß einmal ein halbes Haus auf den Kopf gefallen sein", meinte MacMurry ohne langes Überlegen. „Kenn' ihn nicht anders. Er redet auch im Schlaf nur in Reimen, ist aber sonst ein treuer Kerl."
    „Wieso halbes Haus?" wollte Huckley ganz genau wissen.
    „Er stammt aus Oklahoma . . . und dort aus einem Stadtteil, der vor zehn Jahren abgebrannt ist. Deshalb mein' ich, es könnte ihm da was aufs Gehirn gebumst sein, was ihn geistig so reimwütig gemacht hat", klärte MacMurry die Sachlage. „Kannte mal einen Theater-Spieler, dem krachte ein großer Requisitenbrocken auf die Birne; seitdem hielt er sich für Buffalo Bill und erzählte jedem, der's auch nicht wissen wollte, wie viele Skalps er daheim in der Vorratskammer hängen hätte."
    „Ordentliche Erklärung, sehr ordentlich!" nickte Walter Huckley. „Gefallen mir immer besser, kleiner Mann. Austrinken! Los!"
    John Watson war zwar nicht mit aufgefordert, goß sich aber ebenfalls den Rest, den er noch im Glase hatte, hinter die Binde.
    Der Wirt brachte frischen Whisky und schenkte wieder ein.
    „Mir Limonade, bitt' ich recht,
    vom Whisky wird mir immer schlecht!"
    scholl in diesem Augenblick die Predigerstimme des langen Irenäus Lambeth-Green, der gerade über die Schwelle trat, sein Malgerät unter den Armen.
    „Auch ein Erbfehler", meinte MacMurry so leise, daß es der lange Irenäus nicht hören konnte. „Und geben

    Sie acht, Mr. Huckley, er malt Sie bestimmt als Präsidenten!"
    „Wieso Präsident?" forschte dieser überrascht.
    „Sie sind hager und lang", erläuterte das Männlein. „Bei solchen Typen kommt immer der Präsident Lincoln heraus, wenn Irenäus malt!"
    Irenäus verhandelte im Augenblick an der Theke, welche Art von Limonade er für die gesündeste halte.
    MacMurry neigte sich, so gut er's konnte, ein wenig über den Tisch vor.
    „Aber sagen Sie nachher bitte nichts davon. Das macht seelisch krank. Irenäus hat vier Monate lang kein Wort mit mir geredet, immer nur in Zeichen gesprochen, als ich's ihm einmal gesagt habe, daß immer Lincoln herauskäme. Sagen Sie ihm, das Bild sei gut. Wissen Sie, Landschaften, die malt er eigentlich sehr gut. Aber mit den Porträts . . . no . . . pst, da kommt er."
    MacMurry irrte sich; Irenäus wandte sich schon wieder der Theke

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