Das Pete Buch 13 - Der Zauberkarren
was wird Mutti dazu sagen?" fragte Larry ängstlich, denn er kannte ja die Angst seiner Mutter vor allen vierbeinigen Lebewesen, mochten sie noch so klein sein.
„Das laß mich nur machen", lächelte Huckley durchtrieben. „Sie wird bald merken, daß sie vor so einem niedlichen Vieh keine Angst zu haben braucht." Er packte den Hund vorsichtig am Genick, nahm ihn hoch und legte ihn seinem Sohn in den Arm. Beide ahnten nicht, daß in dem schäbigen Halsband etwas sehr Wertvolles eingenäht war! „Du kannst ja mal nach Somerset gehen und ihm ein neues kaufen", meinte Vater Huckley und drückte seinem Sohn drei Dollar in die Hand.
„Soll ich allein gehen?" fragte Larry wieder etwas ängstlich; er war gewohnt, bei solchen Gängen von einer Gouvernante begleitet zu werden.
„Klar", nickte der Vater, „Indianer und böse Banditen gibt es hier nicht mehr — höchstens in der Einbildung unseres verehrten Freundes, des Hilfssheriffs von Somerset!"
Er wies seinem Sohn die Richtung, und dann trippelte dieser davon. Wohl war ihm nicht zumute, als er so allein über die weite Prärie wanderte. Zu Fuß war es nach Somerset ziemlich weit, und das ungewohnte Gehen strengte die kleinen Füßchen an. Um so sehnlicher wurde sein Wunsch, so schnell wie möglich reiten zu lernen. Daß das hier wirklich eine Lebensnotwendigkeit war, merkte der
Junge jetzt von ganz allein. Unter einem verdorrten Baum machte Larry halt. Er setzte sich nieder, um ein wenig zu verschnaufen, und dabei löste er mehr spielelerisch das Halsband des kleinen Hundes, den er den ganzen Weg lang nicht aus seinen Armen gelassen hatte. Sinnend betrachtete er es immer wieder. Nein, es war wirklich zu schäbig! Achtlos ließ er es zur Seite fallen! — Nach zwei Stunden kam er schließlich in Somerset an, fand auch bald einen Laden, in dem man Halsbänder kauten konnte, und machte sich dann sofort wieder auf den Heimweg. Unterdes wurde er aber bald von dem Cowboy Mud Funny eingeholt, der mit einem Pferdewagen über die Prärie jagte. „Jippeee!" brüllte dieser übermütig und knallte lustig mit der Peitsche. „Willst du mitfahren, Larry?"
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht", antwortete der Kleine höflich.
„Ha, dann steig nur zu mir auf den Bock. In 'ner halben Stunde sind wir auf der Ranch! Geht doch schneller als wenn du den ganzen Weg noch einmal laufen mußt."
Larry lud seinen Barabass zuerst hinten in den Wagen und kletterte dann etwas steif zu Mud Funny auf den Bock. „Hüh!" brüllte der, und in Windeseile ging's über Stock und Stein. Der Junge mußte sich sehr festhalten, um nicht hinunterzufallen. Nach zehn Minuten ließ Mud Funny die Tiere wieder im Schritt laufen.
Larry holte tief Luft und fragte: „Warum fahren wir jetzt so langsam?"
Mud blickte ihn ernst an: „Glaubst du vielleicht, ein Pferd ist eine Lokomotive, die ohne müde zu werden
dahin rast, wenn man nur genug Kohlen in ihren Bauch wirft? Ein Pferd, Larry, ist ein von Gott geschaffenes Lebewesen, daß ebenso wie der Mensch nach einer gewissen Zeit ermüdet. Nur rohe Menschen nehmen keine Rücksicht darauf und reiten ihre Tiere zu Tode. Ein guter Reiter aber muß genau wissen, was er seinem Tier zumuten kann. Petes Black King zum Beispiel ist das beste Tier in dieser Gegend überhaupt. Mit ihm kann man selbstverständlich ganz andere Ritte unternehmen wie mit Watsons klapprigen Borsty."
Larry nickte: „Das leuchtet mir schon ein. Hoffentlich werde ich auch einmal so ein guter Reiter wie Pete!"
Mud lächelte ihn an. „Natürlich wirst du das. Aber selbstverständlich mußt du üben, üben und nochmals üben. Nütze die Zeit aus, die du auf der Salem-Ranch bist, denn so gute Reitlehrer findest du in der Großstadt nicht."
„Ach, in der Großstadt", sagte Larry verächtlich, „da habe ich immer nur meine Gouvernante, das Fräulein Nasengeier, am Rockzipfel hängen. Die würde mir das Reiten sicher nicht erlauben!"
„Bring uns deine komische Gouvernante nur mal mit nach Somerset!" grinste Mud. „Wir werden ihr dann schon zeigen, was 'ne Harke ist."
Traurig winkte der kleine Huckley ab: „Ach, das Fräulein Nasengeier fürchtet sich doch so vor Indianern. Sie hat keine Lust, sich »skalpieren' zu lassen."
Der Cowboy Mud mußte laut loslachen: „Skalpieren ist gut, Larry! Erstens gibt es hier nur noch friedliche Rothäute im Pueblo Satre, und zweitens haben damals zur Zeit der Indianerkriege nur die wenigsten Rothäute ihre besiegten Feinde skalpiert. Wahrscheinlich
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