Das Pete Buch 14 - Pass auf Pete
Unerschrockene die Augen auf und starrte auf die Stelle. Tatsächlich! Da bewegte sich doch etwas! Es war, als stände dort ein Riese und winkte mit den Armen. In der Ferne heulte jetzt ein Kojote, langgezogen und klagend kam sein Ruf durch die Nacht. Witwe Poldi saß zu einem Eisklumpen er-
starrt. Im nächsten Augenblick lief ihr ein heißer Schauer über den Rücken. Sie schrie hysterisch auf, sprang blitzschnell auf die Beine und rannte davon. Leider achtete sie nicht auf die Richtung. Anstatt aus dem Wald, geriet sie immer tiefer in diesen hinein. Bald hatte sie jegliche Orientierung verloren. Ein Weg war schon lange nicht mehr zu spüren. Voller Angst hetzte sie über den unebenen Boden. Zweige schlugen ihr ins Gesicht, über Baum wurzeln stolperte sie — es war die Hölle! Endlich blieb sie schweratmend stehen.
„Mein Gott", flüsterte sie, „womit habe ich das verdient!" Dann schlug sie die Hände vor das Gesicht und begann haltlos zu weinen. Die Witwe war in diesem Augenblick sehr zu bedauern. Aber hatte sie nicht selbst schuld daran? Was kümmerte sie sich auch um solche Dinge? Gerade sie wollte doch immer beweisen, das Frauen den Männern in nichts nachstanden! Nun hatte sie endlich die Quittung für ihre Überheblichkeit. —
Pete und sein unzertrennlicher Freund Sam saßen zur selben Zeit auf der obersten Stange des Korralzaunes und ließen die Wunder dieser herrlichen Sommernacht auf sich wirken. Groß und weit spannte sich über ihnen der Sternenhimmel. Ein lauer Wind strich über die Felder und trug die Geräusche weit durch die Nacht. Auch sie hörten das Heulen des Kojoten, auch sie hörten die Schreie der Eulen. Aber die Boys hatten keine Angst, sie kannten ja diese Tierstimmen, waren mit ihnen vertraut wie mit alten Bekannten. «
Eigentlich sollten die beiden Burschen längst in ihren
Betten liegen. Mammy Linda hatte schon vor einer Stunde „Feierabend" geboten. Aber wer konnte in einer solchen Nacht schlafen? Was konnte man nicht alles versäumen!
„Ich wollte", sagte Sam soeben, „es würde jetzt einen gewaltigen ,Bums' geben und etwas passieren!"
Pete sah seinen Freund von der Seite an. Dann lachte er leise. „Mensch, Sommersprosse, warum muß bei dir eigentlich immer was passieren? Kannst du nicht mal die Ruhe genießen? Ich für mein Teil bin vollkommen zufrieden mit dem, was ist."
„Mit dem, was ist?" wiederholte Sam herausfordernd, „was ist denn? Ich merke nichts, daß was ist! Stinklangweilig ist es geworden, das merke ich!"
„Mach die Augen auf, Sonny, dann merkst du, daß überall was ist. So eine Nacht und dann Langeweile? Du hast noch keinen Sinn für Romantik!"
„No, was ist das für ein Tier? Habe noch nie eins gesehen, das sich so nennt. Roro-mantik!" Sam stieß verächtlich die Luft durch die Nase aus. Er hatte für derartige Gefühlsduseleien nichts über. Aber dann gab es plötzlich doch einen „Bums"! Sam wäre vor Schreck beinahe vom Zaun gefallen. Ganz laut und deutlich bellte ein Schuß durch die Nacht!
„Wa — wa — was ist denn das?" stotterte das Rothaar.
„Da ist endlich dein ,Bums'!" Pete ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich finde, du hast keinen Grund, deswegen zum Stotterer zu werden."
„Mein Bums? Hm, da hat doch einer geschossen! Ich frage dich, wer schießt hier?"
„Da fragst du mich zuviel. Wir können ja mal nachsehen . . . oder?" Pete blieb ganz ruhig auf dem Zaun sitzen und sah Sam fragend an. Der wurde sofort kribbelig. Mit einem Satz sprang er auf die Füße.
„Los denn, laßt uns nachsehen!" Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen Pfiff aus. Sofort kam sein „Wind" angetrabt. Pete tat es ihm nach. In wenigen Minuten hatten sie die Pferde gesattelt.
„Wohin?" wollte Sam wissen, als er sich in den Sattel schwang.
„Denke, wir reiten westlich", rief Pete ihm zu, „der Schuß kam aus dem Wald an der Grenze zur Osborne-Ranch."
Die Boys ritten los. Sie waren sehr vorsichtig; denn obwohl die Nacht ziemlich mondhell war, konnte zu leicht eins der Pferde straucheln.
Nach einer Viertelstunde erreichten sie endlich das Gehölz. Pete gab dem Freund ein Zeichen. Sie rutschten aus dem Sattel, nahmen die Pferde am Holfter und arbeiteten sich geräuschlos vor. Bald aber wurde das Unterholz so dicht, daß sie die Pferde zurücklassen mußten.
„Sei schön brav und mach keinen Lärm", flüsterte der Obergerechte seinem Black King ins Ohr. Der ließ ein leises Schnauben vernehmen zum Zeichen, daß er
Weitere Kostenlose Bücher