Das Pete Buch 18 - Der Mann aus Texas
steigen wollte. Dann aber zügelte er nur sein Pferd und tippte an die Krempe seines Hutes.
„Morning", sagte er, „sind Sie der Sheriff?" „Bin ich. Was gibt es, Fremder."
„Wollte mal fragen, ob es hier Arbeit gibt." Der Mann auf dem Pferde machte einen bescheidenen Eindruck. Er war kräftig gebaut, hatte scharfe Augen und einen gewaltigen Schnauzbart.
„Arbeit? Das glaube ich nicht. Das heißt, vielleicht gebrauchen einige Rancher einen tüchtigen Kuhhirten. Sie können ja mal im ,Weidereiter' nachfragen. Dort ver-i kehren diese Brüder."
„Thanks." Der Mann auf dem Pferd tippte wieder an seinen Hut und war im nächsten Augenblick verschwunden. Mr. Goldsmith kam gar nicht mehr dazu, nach den „Papieren" zu fragen.
Eine halbe Stunde später erschien dann Joe Crawler, der Säufer, im Office. Er salutierte an der Tür und meldete sich somit zum „Dienst".
„Gut, daß Sie endlich kommen, Crawler", knurrte der „Sheriff", „wird Zeit, daß wir was unternehmen. Reiten Sie sofort los und benachrichtigen Sie alle Männer, die daran interessiert sind, eine Posse mitzureiten."
„Wollen wir den Hilfssheriff Watson suchen?" fragte Crawler lauernd.
„No, das hat noch Zeit. Der alte Trottel wird schon früh genug wieder auftauchen."
„Ganz meine Meinung." Der Tagedieb rieb seine Hände. „Aber was soll denn die Posse?"
„Wollen uns zuerst einmal diesen Rancher Tudor holen. Werde ihn ordentlich in die Zange nehmen. Schätze, heute mittag hat er ein Geständnis abgelegt.
Für mich ist klar, daß der Kerl seine Ranch selbst angesteckt hat."
„Okay", nickte Crawler, „in einer Stunde steht die Posse. „Habe da einige Freunde, die so was gerne mitmachen."
„Sheriff" Goldsmith grinste verstehend und entließ den Mann mit jovialem Winken. „Klappt ja ganz ausgezeichnet", brummte er vor sich hin; „bis dieser blödsinnige Watson wieder auftaucht, sitzt der Rancher längst im Jail, und ich habe zwanzigtausend Dollar gespart."
Der gute Mr. Goldsmith konnte aber nicht ahnen, daß schon Kräfte am Werk waren, die dieses saubere Plänchen durchkreuzten. In Texas war eben doch nicht alles größer und besser!
Freddy Goldsmith hatte um diese Zeit im Garten des alten Generalshauses den „Bund der Starken" um sich versammelt. Jimmy Watson war schon am frühen Morgen durch den Ort gesaust und hatte seine Freunde alarmiert. So saßen jetzt die Dreckfinken schön beisammen und lauschten gespannt, was ihr Boss ihnen zu verkünden hatte.
Also' : , sagte Freddy geschwollen, „jetzt geht es um die Wurst. Ich habe herausbekommen, daß Pete Simmers mit seinen albernen Gerechten auf der Tudor-Ranch arbeitet. Wir werden uns nun auf den Kriegspfad begeben und die Gerechten stückweise auseinandernehmen. Für mich steht fest, daß Pete Simmers der Übeltäter ist. Mein
Vater ist zwar anderer Meinung, aber in diesem Falle irrt er sich. Nur Simmers hat den Brand angelegt. Er arbeitet jetzt mit seinen Bengels auf der abgebrannten Ranch, nur um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und den Verdacht von sich abzulenken."
„Und was sollen wir dabei tun?" quäkte Jimmy blöde. „Wir können uns doch nicht in die Angelegenheiten der Großen einmischen."
„Quatschkopf!" fauchte Freddy, „wir werden diesen Simmers und seine Gerechten so verprügeln, daß sie alles zugeben, was wir verlangen."
„Okay", schrien die „Starken", „machen wir. Der Tag der Abrechnung ist gekommen!"
„Dann wollen wir keine Zeit mehr verlieren. Es geht sofort los. Wir marschieren geschlossen durchs Town und erzählen jedem, der es hören will, daß wir jetzt Rache nehmen."
Freddy erhob sich von einem Baumstumpf, auf dem er hockte, und marschierte voran. In langer Reihe folgten ihm die „Starken". Ganz am Schluß watschelte Jimmy. Er hielt sich absichtlich zurück; denn wer konnte wissen, wie der Kampf ausgehen würde.
Leider hatten die „Starken" nicht gemerkt, daß sie beobachtet wurden. Während sie wie die Gänse hinter dem Gänserich durch den Ort watschelten, schoß ein kleiner Bengel wie der Blitz durch die Seitengassen. Es war Joe Jemmery, der Benjamin des Bundes. Joe sauste in einem Affentempo dahin. Er nahm sich nicht erst die Zeit, Gartentüren und dergleichen zu öffnen. Der Kleine sprang einfach über Zäune und Gräben, sauste quer
durch Gemüsegärten und kam japsend wie ein Straßenköter wenig später an der Red River-Brücke an.
„Sondermeldung! Sondermeldung!" keuchte er. Dann ließ er sich platt auf den Boden
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