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Das Pete Buch 18 - Der Mann aus Texas

Das Pete Buch 18 - Der Mann aus Texas

Titel: Das Pete Buch 18 - Der Mann aus Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Berings
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der Mann konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben?
    Nein, John Watson hatte sich auch nicht in Luft aufgelöst. Im Gegenteil, er hatte sich sozusagen in Erde verwandelt. Haarscharf war die Kugel aus James' Colt unter seiner langen Nase entlang gepfiffen! Vor lauter Schreck war der Hilfssheriff aus dem Stuhl gefallen und genau in einem Gartenbeet mit Kohlköpfen gelandet. Onkel John hatte keine Sekunde gezögert! Sofort hatte er sich „eingegraben", und jetzt sah nur noch sein Kopf hervor. Ein Kohlkopf unter Kohlköpfen! Natürlich kniff er fest die Augen zu; denn er kannte das schöne Sprichwort: „Was ich nicht seh, macht mir kein Weh!"
    So sah der Hilfssheriff Joe Jemmery nicht, und Joe sah den Hilfssheriff nicht! John Watsons Kopf war zwischen dem Gemüse wirklich nicht zu erkennen. Ob es die Blässe war, die sein Gesicht überzogen hatte ... oder die langen Ohren . ..? Wer konnte das wissen. Auch Kohl hatte große, fleischige Blätter, die wie Ohren in der bewegten Luft fächelten.
    Aber schon nahte neues Unheil in Gestalt einer alten Frau. Sie trat aus der Hintertür des Hauses und trug in der Hand ein großes Messer! Schnurstraks lief sie auf das Beet mit den Kohlköpfen zu. Wollte die Frau etwa —? Ja, ausgerechnet jetzt wollte sie einen Kohlkopf ernten, das hatte ihr Sheriff Tunker gestattet.

    Hilfssheriff John Watson ahnte nicht, in welcher Gefahr er schwebte. Die Alte war nämlich sehr, sehr kurzsichtig! Wie leicht konnte es da geschehen, daß sie den Falschen erwischte, zumal dieser noch immer tapfer die Augen zukniff. Onkel John glaubte nämlich, es habe ein Überfall auf sein Office stattgefunden, und hielt das herannahende Individuum für einen Gauner, der ihn suchte. Aber so weit sollte es nun doch nicht kommen. Denn Joe Jemmery, der noch immer auf der Mauerkrone hockte, rief auf einmal laut in den Garten hinein:
    „He, Mrs. Jackson, wissen Sie nicht, wo Mr. Watson steckt? Vor vier Minuten lag er noch im Schaukelstuhl, und jetzt ist er spurlos verschwunden."
    „Mach, daß du weiterkommst, du Naseweis", keifte die Alte; sie dachte wohl, Joe wolle sie auf den Arm nehmen. „Was gehen dich andere Leute an? Geh lieber nach Hause und mach deine Schulaufgaben!"
    ,Alte Giftnudel', dachte Joe. Er sagte nichts mehr, blieb aber auf seinem Platz sitzen.
    John Watson wußte aber jetzt, daß kein Überfall stattgefunden hatte. Trotzdem wagte er sich nicht aus dem Beet heraus. Er hatte die Stimmen des kleinen Joe und der Witwe Jackson erkannt und befürchtete, die beiden würden dann im ganzen Town herum bringen, daß er, John Watson, sich ins Gemüsebeet verkrochen hatte. Besonderen Respekt hatte er in dieser Beziehung vor dem pfiffigen Schneidermeisterssohn, denn der würde es sofort Pete Simmers weitermelden, und damit wüßte es dann bald der ganze „Bund der Gerechten". Mit den Boys vom „Bund" aber stand er stets auf Kriegsfuß.

    Und John Watson war nicht gewillt, sich wieder dem Gespött der Menschen auszusetzen.
    Die Witwe hatte jetzt beinahe das Beet erreicht. Der Hilfssheriff öffnete sein linkes Auge ein ganz klein wenig — und erschrak fürchterlich! Ein heller Blitz war ihm ins Auge gefahren. Ein Blitz von der Schneide des Messers, das die Alte in der Hand hielt. Der wackere Hilfssheriff schwitzte plötzlich fürchterlich. Er merkte jetzt erst, in welcher Gefahr er sich befand, denn die alte Jackson war wirklich sehr kurzsichtig, ja, beinahe schon blind. Da konnte das Messer leicht ins Auge gehen!
    Aber plötzlich kam die Rettung. Sie nahte in Gestalt des hilfssherifflichen Neffen Jimmy Watson. Der Schlaks, von den Mitgliedern des Bundes nur „Stinktier" genannt, schob seine lange Figur in den Garten.
    „Onkel John, Onkel Joohoon! Onkelchen, wo steckst du denn?"
    „Huch!" fuhr die Witwe Jackson erschrocken herum. „Mußt du denn so schreien, du Lausebengel? Hast du mich aber erschreckt!"
    John Watson, der wieder ein Auge riskierte und feststellte, daß die Alte ihm nun den Rücken zuwandte, war mit einem Satz aus dem Kohlkopfbeet heraus.
    „Was ist los, Jimmy" — er sagte das ganz harmlos — „warum brüllst du wie ein Zahnbrecher?"
    „Kjch!" machte die Witwe zum zweiten Male, indem sie wieder herumfuhr, „jetzt haben Sie mich aber erschreckt, Mr. Watson. Wo steckten Sie denn? Habe Sie vorher gar nicht gesehen."
    „Nicht gesehen? Ha — ha! Sie werden eben immer kurzsichtiger. Das ' Gesetz ' ist stets da, wo man es am wenigsten vermutet!" John Watson klopfte sich verstohlen

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