Das Pete Buch 25 - Das wird ne Sache
angefüllt, sondern mit Sand! „Seltsam!" murmelte Joe Jemmery.
„Durch diese Rinne scheint das Schmelzwasser abzufließen, wenn der Winter vorüber ist", glaubte Pete diese Merkwürdigkeit erklären zu können. „Das Wasser hat die Geröllbrocken zu mehr oder weniger feinem Sand zermahlen — das ist's!"
„Da!" schrie Bill plötzlich aufgeregt. „Da! Seht her — er war wirklich hier!"
Sie erkannten es alle: an verschiedenen Stellen des Rinnenlaufes waren Fußabdrücke zu sehen; immer dort, wo der Sand nicht ganz so grob war wie anderswo. Es handelte sich unbestreitbar um die Fußeindrücke eines großen Wolfes, und sie hatten sich Bess Silvers Spuren in den Tagen vorher so gut eingeprägt, daß sie genau wußten: es waren die seinen und gehörten keinem anderen.
„Nach!" befahl Pete. „Mal sehen, wohin das führt!"
Sie verfolgten die Spur. Lange Strecken war überhaupt nichts zu sehen, dann bemerkten sie wieder einen Fußabdruck oder auch zwei, ein Zeichen, daß sie sich nicht irrten und auf der richtigen Fährte waren. Bess Silver hatte sich auf diesem Weg fort gemacht; wenn sie Glück hatten, fanden sie seinen neuen Unterschlupf.
Dann war das Plateau zu Ende; es ging halsbrecherisch nach unten; endlich fanden sie die Spur wieder. Sie verlief schnurgerade bergab.
„Nanu?" wunderte sich Pete. „Will Bess Silver tatsächlich in die Täler hinunter bis nach Somerset? Das ist doch ausgeschlossen!"
„Was nun?" erkundigte sich Johnny Wilde. „Ich schätze, wir sind nunmehr beinahe eine Stunde weit von unsern Pferden entfernt."
„Immer hinterher," verlangte Pete entschlossen, „und wenn die Fährte uns sonst wohin führt! Ich schlage vor: zwei von uns holen unsere Gäule nach, die anderen bleiben hier und warten. Wer geht?"
Bill und Joe meldeten sich freiwillig. Pete und Johnny setzten sich ins Gras; sie wußten, daß es mindestens zwei Stunden dauern würde, bis die Freunde mit den Gäulen zurück waren.
„Möchte wissen, warum er so tief hinunter steigt?" Johnny Wilde war ehrlich verwundert.
Pete zuckte die Achseln. „Wer kann das mit Bestimmtheit sagen? Schließlich hat keiner von uns eine Ahnung, wie es in der Seele eines Wolfes aussieht — vorausgesetzt natürlich, daß er überhaupt eine hat! Wenn's nach mir ginge, würde ich sagen, Bess Silver setzt zu einem Vernichtungsfeldzug an — aber das ist wahrscheinlich Unsinn. Ich glaube nicht, daß ein Wolf überlegt — wenn er jedoch tatsächlich überlegen sollte, dann geschieht das nicht nach menschlichen Maßstäben."
Er streckte sich lang ins Gras und schloß die Augen. —
„Ich möchte nur wissen, wo die Jungen geblieben sind, Jimmy!" brummte Mr. Watson in seinem Verlies etwas kleinlaut. „Zuerst dachte ich, die Sache sei nicht so schlimm — sie ritten ja dicht hinter uns her! Aber wo sie jetzt noch nicht da sind ..."
Jimmy jedoch hatte mit sich selbst zu tun. Er bejammerte die vielen Wunden und Knochenbrüche, die er beim Sturz davongetragen hatte. Da er von seinem Onkel jedoch nicht bedauert wurde, machte ihm das Jammern keinen Spaß. So ließ er es. Vorsichtig tastete er sich von oben bis unten ab und stellte zu seinem Erstaunen fest, daß ihm nicht das geringste fehlte. Es war wie ein Wunder: Daß er eigentlich nicht tiefer als drei Meter gefallen war, wollte er allerdings nicht wahrhaben.
John Watson schlief schließlich ein, nachdem er seinem Neffen noch einiges über heldenhaftes Sterben erzählt hatte. Auch ihm war nichts geschehen. Jimmy lauschte. Plötzlich war ihm, als ob er außer den regelmäßigen Atemzügen seines Onkels noch etwas anderes höre: das Plätschern von Wasser. Dabei fiel ihm ein, daß sie bisher noch nichts getan hatten, nach Befreiungsmöglichkeiten aus ihrem Felsengefängnis zu forschen. Das wollte er jetzt nachholen. Er breitete die Arme aus, um die Größe des Verlieses festzustellen. Rechts und links stießen seine gespreizten Finger bald gegen Stein; an einer Seite jedoch gab es keinen Widerstand.
Er beschloß, dieser seine ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Da er nicht wieder unliebsame Überraschungen erleben wollte, kroch er auf allen vieren voran. Je weiter er sich von dem Platz entfernte, an dem sein Onkel schlief, um so lauter hörte er das Plätschern. Dann stieß er plötzlich mit dem Kopf hart gegen Felsen. Es bumste ganz ordentlich. Weiter ging's nicht! Sie steckten wirklich in einem Gefängnis, aus dem es kein Entrinnen gab!
Schließlich merkte er, daß der Gang, in dem er
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