Das Pete Buch 26 - Unternehmen Vergaser
nämlich noch so steil, daß man nur rückwärts aussteigen konnte,
um sicher hinauszukommen. John Watson hatte es zwar einmal andersherum versucht, und trug als Andenken noch heute eine Narbe davon an der Stirn.
An diesem Abend öffneten sich sogar zwei Türen; eine in dem Wagen dritter Klasse, die andere in dem Wagen erster Klasse. Mr. Baker kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Ja, den Mann aus der dritten Klasse kannte er! Er hatte ihn vor zwei Tagen noch im „Weidereiter" gesehen. Es war an dem Tag, als John Watson sich so toll aufgeführt hatte. Den anderen Gent kannte Mr. Baker nicht. Er war lang, dünn und vornehm gekleidet. Auf seiner Oberlippe prangte ein kleines Bärtchen, wie Mexikaner sie trugen. Mr. Baker schabte sich das Kinn. No, der Kerl war ihm auf keinen Fall sympathisch. Er, der viele Menschen kommen und gehen sah, hatte schon einige Menschenkenntnis.
„Hallo, Herr Stationschef", trat jetzt der junge Mann an ihn heran, „wissen Sie vielleicht, ober der Hilfssheriff noch im Town weilt?"
„Aber sicher, Gent", nickte Baker liebenswürdig, „habe ihn heute zwar noch nicht gesehen, aber da ist er ganz bestimmt. Suchen Sie ihn nur in seinem Office auf."
Mr. Baker wurde jetzt von Elias Mineral, dem Lokführer, in Beschlag genommen und hatte keine Zeit mehr, sich um den anderen Gent zu kümmern.
Dieser stand noch immer neben seinem Koffer und sah sich gelangweilt um. Als er dann einen halbwüchsigen Boy gewahrte, winkte er lässig mit der Hand. Der „Knabe" schlenderte heran.
„He, Kleiner", sprach der Bärtige, „weißt du, wo man hier wohnen kann?"
„Jawohl, Mister", gab Jimmy Watson katzbuckelnd zur Antwort, „alle vornehmen Gäste steigen im ,Weidereiter' ab. Mein großer Freund, der Millionär Walter Huckley, pflegt auch immer dort zu wohnen."
„Hm — ein Millionär? He, Boy, du übertreibst wohl maßlos, was? Seit wann verläuft sich ein Millionär in dieses Drecknest?"
„Es ist wahr, Stranger", versicherte Jimmy mit treuem Augenaufschlag, „Sie können sogar meinen Onkel, den Sheriff, fragen. Er wird es Ihnen bestätigen."
„So, dein Onkel ist hier Sheriff? Sehr interessant. Und was treibst du?"
„Och — ich — ich suche gelegentlich Arbeit. Bei Mr. Huckley bin ich oft Diener. Wenn Sie wollen, werde ich auch Ihnen die Wege abnehmen."
„Okay, boy", sagte der Gent lächelnd, „du bekommst dafür so viele Dollars, wie du Knöpfe an deinem Anzug hast. Bist du damit einverstanden?"
„Sehr wohl", nickte Jimmy, dem das nicht gleich einging, „ich werde Sie erstklassig bedienen."
„Dann los, Boy, nimm den Koffer!"
Jimmy nahm den Koffer auf, setzte ihn aber gleich wieder ab. Das Ding war mächtig schwer. Zu allem Überfluß setzte er sich ihn auf die eigene große Zehe. Er schrie dabei entsetzlich auf. Der Mann mit dem Bärtchen aber lachte Tränen. Dann packte er den Koffer, hob ihn hoch und setzte ihn Jimmy auf die Schulter. Der Hilfssheriffsneffe ging sofort in die Knie.
„Kreuz durchdrücken!" donnerte der Fremde. „Bist du ein Schwächling!"
Das wollte Jimmy nicht auf sich sitzen lassen. Er
drückte das Kreuz tapfer durch und schwankte mit der schweren Last davon. Der fremde Gent aber spazierte gemütlich hinterher. Er hatte die Rockschöße zurückgeschlagen und die Hände auf dem Rücken zusammengelegt. Neugierig sah er sich um, als wolle er jeden Stein, jedes Haus und jeden Baum in Somerset genau in sich aufnehmen. So hielt Eddy, der Mann mit dem Pferdeschädel, seinen Einzug in Somerset.
John Smith, der entlassene „Mitarbeiter" Mr. Abraham Bratengeyers, ging unterdessen die Straße in entgegengesetzter Richtung hinunter. Hier führte ihn der Weg am Office vorbei, aber gleichzeitig war es auch die Richtung zur Red River-Brücke. Der junge Mann ließ sich Zeit. Einige Leute, die ihm begegneten, erkannten ihn sofort wieder und grüßten freundlich. Aber dann hörte er plötzlich eine Stimme aus dem „Nichts".
„Hallo, Mr. Smith", flüsterte jemand, „tun Sie, als wäre nichts, und biegen Sie rechts in die kleine Gasse ein."
Der junge Mann wußte nicht, was dies zu bedeuten hatte. Aber dann mußte er lächeln. Ihm fiel der „Bund der Gerechten" ein. Das mußten die Jungen sein. Er war schlau genug, um zu tun, als sei nichts geschehen. Wie selbstverständlich bog er in die befohlene Gasse ein und ging dann harmlos weiter. Nach einer Weile hörten die Häuser auf. Über eine kleine Wiese führte der Weg auf einen Schuppen zu. Smith
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