Das Pete Buch 26 - Unternehmen Vergaser
könne.
Frank Sutter war noch einer vom ganz alten Schlage. Er kannte Somerset sozusagen schon von den Kinderschuhen her. Er hatte auch noch das miterlebt, was man die „Pionierzeit des Westens" nannte; denn er war steinalt. Einige behaupteten, er sei schon über hundert Jahre alt. Andere dagegen meinten, das könne nicht angehen. Denn ein Mensch, der über hundert Jahre auf dem Buckel hatte, könne doch nicht mehr Holz hacken, keine gesunden Zähne mehr haben, und, vor allen Dingen, nicht ohne Brille die Zeitung lesen. Alle diese Fähigkeiten besaß nämlich Frank Sutter noch in höchstem Maße. Dabei wußte er auch Einzelheiten aus dem großen Bürgerkrieg zu berichten und konnte sich gut daran erinnern, wie Abraham Lincoln zum Präsidenten gewählt wurde.
Frank Sutter hatte in seinem Leben alle möglichen Berufe ausgeübt, die ein Mann nur ausüben kann. Zuletzt war er in Somerset hängengeblieben, hatte sich etwas Land gekauft — oder auch nur einfach genommen und ein beschauliches Dasein geführt. Der Angelpunkt seines ganzen Daseins aber war seine Ziege „Susi" gewesen. Wehe, wenn zu dieser Zeit einer gewagt hätte, die Wiese am Red River zu betreten! Frank Sutter hätte ihm unweigerlich eine blaue Bohne in die Rippen gejagt! Aber dann war „Susi" sehr betagt gestorben, und für den Alten hatte die Wiese nun keinen Sinn mehr. Natürlich wußte er, daß der „Bund der Gerechten" sich dort herum tummelte. Ja, er hatte Pete sogar gestattet, regelmäßig das Gras zu mähen, damit für den Winter Heu genug fürs Tierparadies vorhanden war.
So also lagen die Dinge, als an diesem Morgen Mr. Gordon auf das alte Blockhaus, in dem Frank Sutter lebte, zustrebte. Frank saß gerade vor der Tür und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Seine kräftigen Zähne hielten die alte Stummelpfeife, aus der blaue Rauchwölkchen aufstiegen.
„Guten Morgen, Mr. Sutter", sagte der „Millionär" freundlich.
„Ebenso", knurrte der Alte. Dabei kniff er die Augen zusammen und betrachtete den Mann genauestens.
„Ist es erlaubt?" Mr. Gordon deutete auf die Bank.
Der Alte nickte, und der „Millionär" setzte sich. Eine Weile wurde kein Wort gesprochen. Mr. Gordon überlegte wohl, wie er dem Alten beikommen könne.
„schönes Wetter heute", sagte er endlich.
„Kommen Sie etwa", knurrte Sutter, „um mir zu sagen, was ich längst weiß? Wenn einer unredliche Absichten hat, pflegt er immer mit dem Wetter anzufangen. Was wollen Sie also von mir, Stranger?"
Gordon machte ein recht dummes Gesicht. Er hatte sich die Sache ganz anders vorgestellt, hatte geglaubt, der Alte sei geistig so zurück, daß er nicht mehr recht denken könne. Aber jetzt mußte er feststellen, daß das Gegenteil der Fall war.
„Ich will es Ihnen frei heraus sagen", steuerte er jetzt auf sein Ziel los, „ich komme wegen Ihrer Wiese am Red River."
„Und was soll's damit?" Der Alte blinkerte lustig mit den Augen.
„Ich möchte sie kaufen. Für Sie hat sie doch keinen Wert mehr. Für mich aber ..."
„Keinen Wert mehr?" unterbrach ihn der Alte, „wer sagt Ihnen das, Fremder? Für mich hat sie einen erheblichen Wert, verstanden?"
„Aber Sie benutzen die Wiese doch gar nicht?" Eddy Gordon wurde langsam nervös.
„Ich benutze sie nicht, das stimmt schon, dafür aber benutzen sie andere. Sie erfüllt einen guten Zweck. Also hat sie auch für mich noch einen Wert."
Das verstand der „Millionär" nicht gleich. Er kratzte sich die langen Bartkoteletten und wußte nicht recht weiter.
„Ich zahle Ihnen einen Vierteldollar pro Quadrat", sagte er jetzt, „das ist ein kleines Vermögen."
„Warum wollen Sie denn das Land erwerben, Gent?" Sutter lächelte schlau.
„Warum? Nun, das Stückchen Land gefällt mir. Vielleicht baue ich mir da ein Haus."
„Dann müssen Sie auch dementsprechend zahlen", grinste der Alte; „wenn Sie meine Wiese haben wollen, bestimme i c h den Preis."
„Und wie hoch ist der?" Eddy rieb sich die Hände. Er war bereit, einen halben Cent zuzugeben.
„Meine Wiese kostet zehn Dollar pro Quadratfuß", sagte Frank Sutter gemütlich, „wenn Sie sie kaufen wollen, müssen Sie sich aber beeilen, Gent. Morgen kostet sie genau das Doppelte."
„Sie sind verrückt! Wertloses Land! Wie können Sie so unverschämt sein?"
„Ich habe Ihnen ja nicht gesagt, daß Sie sie kaufen sollen"; Frank Sutter ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Es sind tausend Quadrat. Zehntausend Dollar, Gent! Natürlich bar auf die
Weitere Kostenlose Bücher