Das Pete Buch 26 - Unternehmen Vergaser
auch einige Tränen zwischen den Augenwinkeln zerdrückte.
Aus dem Jail aber roch es jetzt wie aus einer Speisekammer. John Watson schnupperte und schnupperte; dann endlich faßte er sich ein Herz, klopfte bescheiden an und fragte seinen Gefangenen, ob es ihm wohl ergehe. Pete lag auf dem Bett und las.
„Hallo, Mr. Watson", lachte er, „freue mich riesig über Ihren Besuch."
Watson aber schielte nur nach den langen Würsten und saftigen Schinken. Pete merkte das sehr wohl. Sofort hatte er ein Plänchen.
„Haben Sie schon das zweite Frühstück eingenommen?" wollte er harmlos wissen. „Ich bin gerade dabei. Würde mir eine Ehre sein, Mr. Watson, wenn Sie mit mir speisen würden."
John Watson lief die Spucke im Munde zusammen. Pete aber schnitt ein mächtiges Stück Schinken ab und drückte ihm zu allem Überfluß auch noch eine der langen Würste in die Hand.
„Wohl bekomm's", lachte er, „aber essen Sie langsam, damit es nicht auf den Magen schlägt."
John Watson ließ es sich nicht zweimal sagen. Er
schmatzte und kaute, daß ihm das Fett übers Kinn lief. Als er endlich damit fertig war, wischte er sich mit dem Ärmel über den Mund und sagte:
„Das tat sehr gut. So müßte es immer sein!"
„Wie lange muß ich eigentlich noch hier sitzen?" fragte Pete äußerst bescheiden.
„Das weiß ich noch nicht genau", antwortete Watson ebenso gemütlich, „vielleicht vierzehn Tage, vielleicht auch drei Wochen."
„Warum wissen Sie das noch nicht genau?"
„Na, weil ich nicht weiß, wie lange mein Freund, der Multimillionär, hier bleibt. So lange er da ist, mußt du brummen .. . Gewissermaßen in Schutzhaft..."
„Warum eigentlich?"
„Das weiß ich auch nicht. Er will es eben so. Da kann man nichts machen."
„Und wenn er nun noch länger hier bleibt?" Pete blickte scheinheilig gegen die Decke.
„Ja, vielleicht bleibt er auch für immer hier", fuhr Watson fort, der nun so satt war, daß er nicht mehr japsen konnte, „er hat nämlich heute morgen Callisters Bush gekauft und gleich bar bezahlt."
„Sehr interessant. Von wem hat er es denn gekauft?"
„Von mir. Ich nahm an, daß das Land der Gemeinde gehörte, nicht wahr? Weißt du vielleicht, wem es wirklich gehört?"
„Nein, eigentlich nicht, wollte Mr. Tunker schon immer danach fragen. Ich glaube, es gehört niemandem mehr."
„Na, dann stimmt es ja. Wenn es niemandem gehört, gehört es eben doch der Gemeinde. Und wenn dem so ist, konnte ich es ja auch verkaufen."
„Und was wird aus unserem Tierparadies?" Pete war in Sorge um seine Schützlinge.
„Weiß ich nicht. Vielleicht wird der ganze Kram verbrannt. Aber ich muß jetzt gehen. So long, Pete!"
Watson schob ab. Allerdings vergaß er nicht die Tür abzuschließen. Pete war jetzt kaum noch zu halten. Die Dinge nahmen wirklich ihren Verlauf, wie John Smith es vorausgesagt hatte. Dieser Gordon kaufte schon Land auf. Es mußte also unbedingt etwas unternommen werden! Aber wie und was?
Während Pete noch darüber nachdachte, hörte er ein leises Scharren vor dem Fenster. Drei Sekunden darauf tauchte Joe Jemmerys Kopf durch das Gitter auf.
„Hallo, Boss! Große Neuigkeiten!"
„Kann ich mir denken, Kleiner. Hat er schon wieder Land gekauft?"
„Listige Schlange" verschlug es die Sprache. Wie konnte Pete das nur wissen? Saß im Jail und war bestens orientiert . .. unerhört!"
„So ist es", sagte der Kleine trocken, „er hat von Dodge den Landstreifen am Bahndamm erworben. Er wollte anfangs nicht, aber seine geizige Frau sah nur das Geld. So wurden sie schnell einig. Zweihundert Dollar hat er auf den Tisch gelegt.
„So ein Gauner! Und was macht er jetzt?" Pete war ganz aufgeregt.
„Jetzt ist er zu Frank Sutter. Na, dem Alten wird er die Red River-Wiese abknöpfen wollen. Was sollen wir dann machen?"
„Ihr müßt die Leute warnen. Sagt es allen, daß sie nicht verkaufen dürfen."
„Schon versucht, Boss. Sie lachen uns nur aus. Sehen alle das lockende Geld. Kein Mensch zahlt ihnen solche Preise ... einen Vierteldollar für den Quadrat!"
„Ich muß unbedingt heraus. So geht es nicht weiter! Wer kann wissen, was der Kerl noch alles vor hat. Kauft ganz Somerset auf! Wenn doch nur Sheriff Tunker da wäre!"
„Du mußt unbedingt zu ihm fahren, Pete! Das ist unsere einzige Chance."
„Gute Idee. Werde es mir überlegen."
„Listige Schlange" verschwand eiligst, während Pete in seinem Gefängnis überlegte, wie er dem Treiben des falschen Millionärs Einhalt gebieten
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