Das Pete Buch 26 - Unternehmen Vergaser
Bremse!" schrie der Fremde.
Aber John Watson verstand diese Sprache nicht. In seinem Kopf sauste alles durcheinander. Vor seinen Augen flimmerte es. Dabei war es schon ziemlich dunkel geworden und die Bäume am Kirchplatz schössen bedrohlich nahe vorbei. John Watson riß verzweifelt den Lenker herum. Das Rad schoß nun die Straße entlang und trug das „prüfende Gesetz" davon. Die Bürger von Somerset rannten hinterher, einige aus Sorge und Angst,
andere aus reiner Neugierde. Allen voran Mrs. Timpedow, die bekannte Klatschbase. Ihr heller Morgenrock flatterte im Winde. Sie hatte sich nämlich schon zur Ruhe begeben, als der Spuk begann.
John Watson schoß immer weiter auf die Red River-Brücke zu. Gott, war die plötzlich schmal geworden! Oder schien es ihm nur so? Dann gab es plötzlich ein Krachen und Splittern. Die schwere Maschine durchbrach das Brückengeländer und sackte wie ein Stein ins Wasser ab. John Watson sauste durch den Schwung im Hechtsprung darüber hinweg und segelte in die Fluten. Zum Glück waren gleich einige Männer zur Stelle und fischten ihn wieder heraus.
„Uff — Uff — Gurr — Uuuh — Puuuh —", gurgelte er, er hatte nämlich einige Liter Wasser geschluckt und aus Angst, damit sein Blut zu verdünnen, gleich wieder ausgespuckt.
Der junge Mann stellte schnell Wiederbelebungsversuche an, aber davon merkte Watson nichts mehr. Er war eingeschlafen. So wurde er dann als Wasser-Whisky-Motorrad-Leiche in sein Haus geschleppt.
„Alle Wetter", staunte der junge Mann, „in diesem Town herrschen aber merkwürdige Gebräuche."
„Das ist noch gar nichts", meinte Mr. Dodge, der natürlich auch zugegen war, stolz, „John Watson leistet sich noch ganz andere Dinge. Trotzdem ist er ein guter Kerl. Wir wissen schon, was wir an ihm haben."
Das konnte der Fremde nicht verstehen. Er konnte ja nicht ahnen, daß Somerset und John Watson zusammengehörten wie Rindfleisch und Meerrettich!
Joe Jemmery, auch „Listige Schlange" genannt, hatte an diesem Abend nicht nur mit dem Watsonschlaks seinen Spaß getrieben! Der pfiffige Boy war nämlich genau wie der Hilfssheriff daran interessiert, etwas über den Fremden zu erfahren. Fremde waren in Somerset immer eine Besonderheit, und es hatte sich schon in vielen Fällen erwiesen, daß man gut tat, sie im Auge zu behalten. „Man" waren in diesem Falle die Boys vom „Bund der Gerechten", die scharf darauf achteten, daß im Town keine Ungerechtigkeit begangen wurde.
Es war also weniger Neugierde, die den kleinen Joe dazu trieb, schnell mal ein Auge in das Fremdenbuch des Gasthauses zu werfen. Er hatte nämlich schon herausbekommen, daß der Mann mit dem Motorrad sich im „Weidereiter" einquartiert hatte.
„Listige Schlange" schlich also unter die Theke, wo das Buch stets aufgeschlagen lag. Er brauchte wirklich nur ein Auge zu riskieren, um festzustellen, daß der Gent sich unter dem Namen John Smith eingetragen hatte.
„John Smith", murmelte er, „schon verdächtig! In den Staaten gibt es Smiths wie Sand am Meer. Und John heißt bei uns jeder zweite."
Mit dieser Feststellung hatte er zwar recht; sie war aber noch kein Grund, den Fremden von vornherein zu beargwöhnen. Warum sollte der Mann nicht John Smith heißen?
Im „Weidereiter" herrschte noch immer große Aufregung. Soeben hatte man das Motorrad an Land gezerrt, und der junge Mann mit dem „seltenen" Namen Smith gab eine Runde für das ganze Lokal. In diesem Trubel
fiel der kleine Joe nicht weiter auf. Er kroch allerdings auch auf allen vieren unter den Tischen herum. Somit machte er seinem Beinamen mal wieder alle Ehre. Eine andere Frage allerdings war, ob sein Boss, Pete Simmers, dieses Vorgehen gutgeheißen hätte. Vorerst war ja nichts los, und Joe hätte vielleicht besser daran getan, sich ins Bett zu legen. Aber der Boy dachte noch nicht daran. Er schlich gerade unter die Ofenbank und hörte zu, was gesprochen wurde. Das ging so lange gut, bis sich ein krummbeiniger Cowpunchter auf die Bank setzte. Der Mann hatte große Sporen an den Stiefeln, und als er jetzt mit den Füßen hin und her scharrte, ratschte er der „Listigen Schlange" ein Stückchen Haut auf.
„Autsch", schrie Joe; dann hatte er es eilig zu verschwinden.
Der Cowpuncher aber griff zu und hatte den Kleinen am Kragen. Joe zappelte hilflos in dem harten Griff.
„Hallo, Boy, was spionierst du denn hier herum? So eine Frechheit! Marsch ins Bett mit dir!"
Joe bekam einen kräftigen Klaps auf die verlängerte
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