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Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas

Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas

Titel: Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Dalton
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draußen vor sich ging.
    Doch weder Flips noch Flaps, weder Tim noch Joe kümmerten sich um die erregten Zurufe der Erwachsenen. Flips und Flaps hatten es nun einmal darauf angelegt, Joe und Tim zu entkommen, und zwar so schnell wie möglich, während Joe und Tim sich die größte Mühe gaben, das zu verhindern.
    Mr. Singlestone wurde plötzlich ganz besorgte Mutter. Sie führte einen langen, großen Regenschirm mit sich; sie pflegte dieses Monstrum immer zu tragen, auch wenn vierzig Grad im Schatten herrschte und kein Tropfen Regen zu erwarten war. Mit dem Schirm in der Hand
    stellte sie sich mitten auf die Straße.
    Flips und Flaps hatten einen Vorsprung von fünf oder sechs Metern. Ihre Pferde rasten auf die wie ein Bronzestandbild dastehende Frau zu. Sie schienen überrascht, daß ihnen nicht Platz gemacht wurde. Bis zum letzten Augenblick hatten sie es gehofft; nun blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihre Gäule auf der Hinterhand hochgehen zu lassen, um die Person nicht unter die Hufe zu bekommen. Flips und Flaps glitten aus den Sätteln; da erst erkannten sie ihre Mutter. Und schon in der nächsten Sekunde war ihr Temperament mit ihr durchgegangen. Ihr Regenschirm sauste auf die Rücken ihrer beiden Sprößlinge, daß es nur so krachte.
    Wenig später waren auch Joe und Tim heran. Auch sie sprangen schnell von den Pferden, um sich ihrer Gefangenen wieder zu bemächtigen. Mrs. Singlestone blickte sie verblüfft an, ohne sich jedoch in ihrer Beschäftigung stören zu lassen.
    „Was gehen Sie denn diese beiden Boys an, Madam? Sie haben Ihnen doch nichts getan?" Joe Jemmery sagte das sehr vorwurfsvoll. „Die Jungen sind unsere Gefangenen, wenn Sie gestatten!"
    „Was, diese Boys gehen mich nichts an? Daß ich ihre leibhaftige Mutter bin, das hat wohl nichts zu sagen? Was faselt ihr übrigens von Gefangenen? Meine Söhne sind keine Zuchthäusler, und wenn ihr noch einmal wagt —!" Sie hielt es für unrationell, den Satz zu vollenden; denn Regenschirmgymnastik und gleichzeitiges Reden kostete ihr zuviel Atem. Und da eine Mutter immer gerecht ist und kein Kind bevorzugt oder benachteiligt, verteilte sie die Schläge, die sie jetzt noch austeilte, gleichmäßig auf alle vier. Ehe Joe und Tim wußten, wie ihnen geschah, hatten sie ihren Anteil weg; und auch der Neid mußte es Mrs. Singlestone lassen, sie verstand ihr Handwerk.
    Schließlich glaubte John Watson, sich den Respekt verschaffen zu müssen, der ihm als Gesetz zukam. „Hören Sie bitte, meine Dame —!" begann er, kam aber über die Anrede nicht hinaus.
    „Sagte ich Ihnen nicht schon mehr als einmal, dieses blöde ,meine Dame' gefälligst zu unterlassen?" Mrs. Singlestone kannte keine Widerrede. „Was geht Sie diese Sache hier überhaupt an? Mischen Sie sich gefälligst nicht in fremder Leute Angelegenheit, verstanden!"
    „Ich muß schließlich sehr bitten, meine Dame!" rief Watson ehrlich empört.
    „Schon wieder dieses verrückte ,meine Dame'!" Mrs. Singlestone explodierte jetzt. „Hier hat kein Mensch um etwas zu bitten, am allerwenigsten Sie! Hindern Sie mich nicht in der Ausübung meiner erzieherischen Pflichten!" Und weiter drosch sie unerbittlich auf die vier Jungen ein.
    Watson wagte nun, sie am Rockärmel vorsichtig zu zupfen. Das war ein großer Fehler; denn nun wandte sich ihr Zorn auch gegen ihn; sie vergaß die Boys, die sich daraufhin einträchtig — einerlei ob Gefangene oder nicht — lautlos davonmachten. Der Regenschirm aber sauste nun auf Watsons Rücken nieder.
    Es klatschte nicht einmal, nicht zweimal — Mrs. Singlestone pflegte das, was sie tat, stets äußerst gründlich zu tun. Der arme Hilfssheriff kam gar nicht dazu, die Schläge abzuwehren. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als ebenfalls davonzulaufen. Er rannte die Main Street entlang, als sei er zum Marathonlauf gestartet. Mrs. Singlestone fegte mit dem geschwungenen Regenschirm hinter ihm her und ließ keinen Schlag aus. Das ging so lange, bis sie beim „Silberdollar" vorüber kamen. Da blieb die Lady plötzlich stehen. „Hah!" machte sie und schaute sich das Wirtshausschild interessiert an.
    Watson lief noch ein gutes Stück weiter. Dann hielt auch er, um zu sehen, was die couragierte Frau nunmehr anstellen werde. Im stillen hegte er die Befürchtung, sie habe sich vorgenommen, alle Somerseter Einwohner zum Town hinauszuprügeln. Aber nichts dergleichen geschah. Mrs. Singlestone stampfte plötzlich mit ihrem Regenschirm energisch auf den Erdboden, schulterte

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