Das Pete Buch 36 - Wo gibts denn sowas
nicht unverzüglich zu Hilfe käme, würde er abstürzen und sich das Genick brechen.
Die fremden Jungen bogen sich vor Lachen. Die Geschichte machte ihnen langsam Spaß. „Wenn ihr alle solche Schlappschwänze seid wie der da oben — dann danke für Backobst!"
Pete verschaffte sich mit einer raschen Handbewegung Gehör. „Zehn Minuten Waffenstillstand, ja? Ich gebe zu, daß Jimmy Watson ein sonderbarer Zeitgenosse ist, aber vielleicht ist seine Lage doch gefährlicher, als wir das von unten aus beurteilen können. Falls ihr einverstanden seid, klettere ich rasch nach oben und hole ihn herunter. Dann stelle ich mich euch, und werden sehen, ob ihr wirklich gegen mich aufkommt, obwohl ihr eine ganze Meute seid! Einverstanden?"
„Wenn du erst einmal oben bist, kommst du nicht mehr zurück! Dann bleibt ihr beide auf dem Grat, bis uns die Sache langweilig wird und wir abziehen. No — geht nicht!"
„Ich habe bisher noch immer mein Wort gehalten!" Pete kümmerte sich nun nicht mehr um die fremden Jungen, sondern begann die Felswand zu erklimmen. Sie war an dieser Stelle gar nicht so steil; Jimmy hätte sich nur loszulassen und herunterzurutschen brauchen, dann wäre ihm außer ein paar Schrammen und verschiedenen blauen Flecken wahrscheinlich nichts weiter passiert.
„Es war, als habe „Stinktier" Petes Gedanken erraten, denn in diesem Augenblick trat genau das ein, was dieser gedacht hatte; allerdings wesentlich dramatischer, als vorauszusehen war. Jimmy machte oben eine unbedachte Bewegung; er wollte nur mal sehen, was sich unten zu seinen Füßen abspielte. Dabei verlor er den Halt, und ehe er sich von neuem festhalten konnte, war er ins Rutschen geraten. Es ging dann wie bei einer Lawine. Staub, Sand und Erde stoben nur so auf, Steine kamen ins Rollen, und Jimmy stieß gellende Hilferufe aus. Je weiter er rutschte, um so größer wurde seine Geschwindigkeit. Das Ganze spielte sich in Sekundenschnelle ab.
Pete war noch nicht sehr hoch gekommen, als die Lawine ihn erreichte. Er bekam einen heftigen Schlag gegen Brust und Arme, vermochte sich nicht mehr zu halten, ließ los und rollte mit. Hart kamen beide unten auf, und dann gab es nicht mehr viele Stellen an ihren Körpern, die nicht weh taten.
Zwei Minuten dauerte es, bis sich der Staub verzogen hatte; erst dann konnte Pete wieder klar sehen. Aber was er sah, war wenig erfreulich. Der „Feind" hatte ihn und Jimmy umringt. Jimmy lag übrigens völlig reglos da; er hielt die Augen geschlossen und spielte tot.
Pete puffte ihn mit der Stiefelspitze in die Seite. „Auf! Wir sind umringt und werden uns nun unserer Haut wehren müssen!"
Jimmy jedoch hatte keine Lust dazu. „Ich bin schon halbtot und werde bald meine letzten Züge getan haben; kannst du einen armen Menschen denn nicht in Ruhe lassen?"
„Auf oder du gerätst in Gefangenschaft!"
„Und wenn ich zehnmal in Gefangenschaft komme — wehren kann ich mich nicht mehr! Wo kaum ein Glied noch an dem anderen klebt . . . ! Mach du's allein, wenn du dich durchaus raufen mußt! Mich laß in Frieden!"
Jimmy blinzelte unter halb geschlossenen Lidern. Er fühlte sich eigentlich den Umständen nach recht wohl. Aber wenn er daran dachte, mit zwölf derben Jungenfäusten Bekanntschaft machen zu müssen — no, da war es schon besser, er spielte weiterhin den toten Mann, ließ Pete die Sache ausbaden und machte sich still und heimlich davon, sobald die andern aneinandergeraten waren und sich nicht mehr um ihn kümmern konnten.
„Was ist nun?" Josh, der Anführer der Fremden, beugte sich besorgt über den seine Glieder reckenden Pete. „Etwas nicht in Ordnung,, In diesem Fall —"
„Alles in bester Ordnung!" rief Pete vergnügt. „Mitleid vollkommen fehl am Platz!" Urplötzlich fuhr er in die Höhe, so daß Josh erschreckt zurückwich. In der gleichen Sekunde ließ Pete seine Faust heraus schnellen. Josh, der sowieso keinen festen Stand hatte, sprang zurück und stieß gegen einen der beiden Zwillinge; er wußte im Augenblick nicht, ob es Zwiesel oder Zwasel war. Der Zwilling schrie erschreckt auf, konnte das Gleichgewicht nicht halten und fiel. Er versuchte, bei Josh eine Stütze zu finden und nahm ihn mit sich zu Boden.
Pete nutzte die Gelegenheit und sprang mit gewaltigem Satz über ihn hinweg. In langen Sprüngen eilte er auf den Ausgang zu; er wollte die Röhre noch vor dem fremden Jungen erreichen. Hier im Kessel war er ihnen unterlegen, da er auf Jimmy nicht rechnen konnte. Die Sache schien
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