Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen
das Gebäude, um kein Aufsehen zu erregen, gleichfalls durch den Hintereingang.
„Suchen!" forderte Joe seine älteren Genossen auf. „Guckt unter die Bänke und in den Schrank, er muß hier sein!"
„Ja, wer denn, zum Donnerwetter?" erboste sich Andy. „Freddy Usher? Ist er zurückgekehrt?"
Das Suchen blieb auch hier genau so vergeblich wie die vorherige Aktion in Watsons vier Wänden. Doch Pete stutzte plötzlich: „Da schnauft doch einer! Und zwar — Aha, ich hab's! Dort im Pult steckt er!"
Aus dem Hohlraum des besagten Möbelstückes drang ein heiserer Schreckenslaut, und Conny wollte schon nachsehen, als ihn Pete blitzschnell zurückhielt.
„Nein!" rief er. „Wir wollen den armen Teufel in Frieden lassen! Es ist zweifellos der Hilfslehrer, und wenn Watson den erwischt, sperrt er ihn dorthin, wohin Sonne und Mond nicht scheinen und Ratten und Mäuse sich guten Tag sagen ."
Gleichzeitig gab er seinen Freunden ein Zeichen und kehrte auf den Schulhof zurück. Die anderen folgten ihm und blickten ihn empört und verwundert an.
„Bei dir piept's wohl, Pete?" meinte Joe und tippte sich den Zeigefinger gegen die Stirn. „Es war doch der —" Der Kleine nannte einen Namen, und Conny und Andy heulten in wildem Triumph auf.
„Auf jeden Fall", erklärte Pete jedoch energisch, „kümmern wir uns zunächst nicht um die Geschichte. Die Sache soll ausreifen, versteht ihr? Wenn wir jetzt schon eingreifen, geht der ganze Spaß vorzeitig zum Teufel. Sollt mal sehen, das gibt wieder ein Ding, daß die Prärie wackelt. Aber ihr haltet einstweilen die Klappe! Kommt heute nachmittag alle zur Salem-Ranch! Dort beraten wir unseren Plan, und ich verspreche euch schon im voraus einen Spaß erster Güte."
Die Jungen murrten, fügten sich aber. Sie begaben sich auf die Hauptstraße, wo auch Johnny Wilde wieder zu ihnen stieß und sich bald darauf auch Bret Halfmann, Leslie Higgins, Tuffy Dunn, Bill Osborne und die übrigen Mitglieder des Bundes einfanden.
Das Town war um diese Zeit in einem Zustand höchster Verwirrung angelangt. Die Gerüchte, die von Mund zu Mund schwirrten, wobei sich die Frauen besonders hervortaten, erinnerten an die Dissonanzen einer verwegenen Jazz-Melodie. Freddy Usher war als Mörder „entlarvt" worden und wurde steckbrieflich gesucht. Der GeschichtsVerein von Somerset sollte in Wirklichkeit eine Gangsterbande sein. Sheriff Tunker und Lehrer Teacher hatten durch Gift beseitigt werden sollen. Jimmy Watson befand sich als Geisel in der Hand der Verbrecher. Und wenn John Watson nicht vorzeitig als Sieger im Sheriff-Toto in seine Heimat zurückgeeilt wäre, noch viele ungeahnte Schrecknisse würden das Town heimgesucht haben.
„Ja, aber", fragten einige besonnene Gemüter, „wer ist denn nun eigentlich wirklich umgebracht worden? Oder wer sollte ermordet werden?"
„Ihr harmlosen Rindsviecher!" versetzten andere. „Natürlich der entführte Prinz aus Old Germany. Wie hieß er doch gleich noch? Ach so, ja: dieser Kaspar Hauser!"
*
Inzwischen faßte John Watson in seiner, einem unblutigen Schlachtfeld ähnelnden Wohnung einen folgenschweren Entschluß.
„Joe", sagte er zu seinem Freund, „und hochverehrte Mrs. Poldi, Sie treue Gefährtin meiner sauberen Schicksalsschläge! Ich reise noch heute nach San Francisco, um meinen Jimmy zu suchen. Ich habe ihm das geschworen, und diesen Schwur halte ich. Vor frühestens acht Tagen werde ich kaum zurück sein. Die Gefahren, die bis dahin das Town bedrohen, müßt ihr selbst abwenden. Am besten, Joe, ich ernenne dich wieder zum amtierenden Sheriff, weil Tunker ja immer noch dienstunfähig ist."
„Nee!" rief der Hufschmied, indem er abwehrend beide Arme von sich streckte. „Nicht für Geld und gute Worte! Unter normalen Verhältnissen habe ich den Job ja schon mal gemacht. Aber für so eine Lage wie jetzt reicht mein Grips nicht aus. Da muß Mrs. Poldi schon einspringen und ihren Mann stehen."
„Damit eine allgemeine Revolte gegen mich ausbricht, was?" zeterte die Witwe. „Niemals! Die Somerseter wünschen keinen weiblichen Sheriff, und ich will nicht wieder den Schakalen der Verleumdung als Fraß vorgeworfen werden!"
„Und was soll mit den Haftbefehlen gegen Dulles und Konsorten werden?" forschte Brent. „Willst du die aufrechterhalten?"
Old John machte eine müde Handbewegung. „Sollen die Kerle in Freiheit bleiben, ich habe jetzt ganz andere Würmer im Kopf. Für mich existiert nur noch mein unglücklicher Neffe."
Er blickte auf die
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