Das Peter-Prinzip
Super‐Inkompetenten, der sich selber aus der Hierarchie ausschließt, ein lebendes Beispiel für die Theorie
«Schlechter Untergebener — schlechter Chef».
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Es dauerte aber gar nicht lange, und Wheeler gründete ein eigenes Unternehmen, «Pegasus fliegender Bote». Schon drei
Jahre später hatte er Mercury den Garaus gemacht.
Wir sehen also, dass eine besonders begabte Führungskraft
ihren Weg nicht in einer etablierten Hierarchie machen kann.
Sie bricht normalerweise aus der alten Organisation aus und fängt irgendwo anders ganz von vorne an.
Akte Berühmte Namen, Fall Nr. 902 Der große Erfinder Thomas Alva Edison, als Zeitungsjunge wegen Unfähigkeit
hinausgeworfen, gründete sein eigenes Unternehmen und
leitete es sehr erfolgreich.
Eine seltene Ausnahme
Manchmal und unter ganz bestimmten Umständen kann es
vorkommen, dass Führungsqualität erkannt wird. So wurden
einmal während des Krieges bei einem nächtlichen Angriff alle
Offiziere einer Heereseinheit getötet. Der Sergeant L. Dare übernahm das Kommando, warf den Feind zurück und führte
seine Kameraden in Sicherheit. Noch an der Front wurde er befördert.
Im Frieden hätte Dare diese Beförderung niemals erreicht. Er
zeigte zu viel Initiative. Er wurde nur deshalb befördert, weil das normale System von Rang und Dienstalter gewaltsam ge-stört worden war. Die Hierarchie war vernichtet oder zumindest zeitweise lahm gelegt.
Doch wo bleibt das Prinzip?
Sie sind jetzt vermutlich verwirrt und fragen sich, ob ich nicht das Peter‐Prinzip unterminiere, denn es sagt selbstverständlich, dass ein kompetenter Angehöriger einer Hierarchie immer für eine Beförderung infrage kommt. Doch das ist kein Widerspruch!
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Wie wir in Kapitel 3 gesehen haben, werden die Fähigkeiten
eines Mitarbeiters nicht von unbeteiligten Beobachtern wie
Ihnen und mir bewertet, sondern durch den Arbeitgeber oder, heute viel häufiger, durch andere Angestellte in höheren
Rängen der gleichen Hierarchie. In ihren Augen ist Führungsqualität gleich Insubordination und mangelnde Unterwürfig‐
keit gleich Unfähigkeit.
Gute Untergebene werden keine guten Führer. Kein Zweifel, der gute Untergebene kann viele Beförderungen erreichen, aber
zum Führer wird er dadurch noch lange nicht. Die meisten
Hierarchien sind heute so überladen mit Tradition und Ge‐
bräuchen und so eingeschnürt durch die Gesetze, dass selbst hohe Beamte und Angestellte nicht in der Lage sind, irgendjemanden irgendwo einzusetzen; sie können weder die Ziele
festlegen noch das Tempo bestimmen, mit dem sie angesteuert
werden sollten. Sie richten sich lediglich nach Präzedenzfällen,
halten sich an die Bestimmungen und marschieren an der
Spitze der Herde. Solche Mitarbeiter sind der Galionsfigur am Bug eines Schiffes vergleichbar, die auf die Richtung, die das Schiff nimmt, ebenso wenig Einfluss hat wie diese auf die Geschicke der Firma.
Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie viel Furcht und Schrecken in einem solchen Milieu das Erscheinen eines ge-borenen Führers auslöst. Dieses Gefühl wird als Hypercaninophobia (die Angst des Überlegenen, des Top‐Dog) bezeichnet.
Fortgeschrittene Hierarchologen sprechen präzise vom Hypercaninophobia‐Komplex (die Angst, dass der Schwächere, der Under‐Dog, zum Stärkeren wird).
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7. Hierarchologie & Politik
Die Geschichte der Menschheit ist ein Ozean von Irrtümern,
in dem ab und zu einige seltene Wahrheiten entdeckt werden können.
C. de Beccaria
Wir haben gesehen, wie das Peter‐Prinzip in einigen einfa‐
chen Hierarchien arbeitet — in Schulen, Fabriken, Reparaturwerkstätten usw. Jetzt wollen wir die komplexeren Hierarchien
in Politik und Regierung untersuchen.
Während einer meiner Vorlesungen wandte sich ein süd‐
amerikanischer Student, Caesare Innocente, an mich mit der
Frage: «Herr Professor Peter, auf eines meiner Probleme habe ich während all meiner Studien keine Antwort gefunden. Ich weiß nicht, ob die Welt von schlauen Köpfen gelenkt wird, die
uns — wie ihr Amerikaner sagt — vorwärts bringen, oder nur
von lauter Dummköpfen, die das bloß glauben.» Innocentes
Frage fasst die Gedanken und Empfindungen vieler Menschen
zusammen. Die Sozialwissenschaften haben darauf noch keine
schlüssige Antwort geben können.
Kein Politwissenschaftler hat bisher die Arbeit der Regierun‐
gen befriedigend analysiert oder die politische Zukunft exakt vorhergesagt. Die Analysen der
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