Das Peter-Prinzip
Medikamente und chirurgische Eingriffe versagt
haben, versucht man es gelegentlich mit der Psychotherapie.
Der Erfolg bleibt meistens aus, weil dadurch die Wurzel des Übels bei den Endplatzierungs‐Patienten, die berufliche Un-fähigkeit, nicht bekämpft werden kann.
Mit Fingerspitzengefühl
Meine Umfrage hat ergeben, dass die einzige Behandlung,
die dem E.P.‐Patienten einige Erleichterung bringt, die Ablen-kungstherapie ist.
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«Lernen Sie Bridge.»
«Legen Sie sich eine Briefmarkensammlung an.»
«Machen Sie die Gartenarbeit selber.»
«Malen Sie Bilder mit der Schreibmaschine.»
Der Arzt spürt in diesem Fall, dass sein Patient beruflich versagt, und versucht sein Interesse auf ein Gebiet zu lenken, wo er noch etwas leisten kann.
Ein lehrreicher Fall. W. Lushmoor, Manager in einem Waren-haus, verbrachte die meisten Nachmittage in seinem Klub, statt
ins Büro zurückzukehren. Er hatte die E.P.‐Krankheit bereits im
fortgeschrittenen Stadium, war schon fast als Alkoholiker zu bezeichnen, hatte außerdem zwei leichte Herzattacken hinter
sich, litt stark unter Übergewicht und war chronisch magen-krank.
Auf den Rat seines Arztes begann er Golf zu spielen. Er
wurde ein leidenschaftlicher Spieler, widmete dem Golf all sei‐
ne Nachmittage und fast seine gesamte Energie und machte
rasche Fortschritte. Sein Pech war, dass er beim Hantieren mit dem elektrischen Golfkarren einen furchtbaren Schlag erhielt.
Entscheidend ist, dass Lushmoor zwar von seinem Leiden nicht
geheilt wurde, er jedoch nicht länger ein E.P.‐Fall hinsichtlich seines Jobs, über den er sich jetzt keine Gedanken mehr machte,
war, sondern dank des Golfspiels das Syndrom des Pseudo‐
Erfolgs aufwies. Die Behandlung war deshalb erfolgreich.
Ein düsteres Zeichen
Noch eine Bemerkung zum Endplatzierungssyndrom: Es hat
eine ständig wachsende soziologische Bedeutung, weil die
Begleiterscheinungen einen hohen Statuswert erreicht haben.
Ein E.P.‐Patient brüstet sich mit seinen Symptomen. Er beweist
eine pervertierte Kompetenz, indem er ein noch größeres
Magengeschwür bekommt oder eine noch ernstere Herzattacke
erleidet als seine Freunde. Der Statuswert der E.P.‐Krankheiten
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ist in der Tat bereits so groß, dass einige Angestellte sie sogar stimulieren, nur um den Eindruck zu erwecken, sie hätten die Endplatzierung bereits erreicht.
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12. Nicht medizinische Merkmale
der Endplatzierung
Wie soll ich die Zeichen und Signale deuten?
H. W. Longfellow
Ein lang gehegter Wunsch
Oft ist es nützlich zu wissen, wer in einer Hierarchie die End‐
platzierung erreicht hat und wer nicht. Unglücklicherweise
kann man nicht immer die Krankheitsgeschichte jedes Be‐
schäftigten einsehen, um festzustellen, ob er ein Endplatzierungs‐Fall ist oder nicht. Deshalb sollen hier noch einige Merk‐
male angeführt werden, die ihnen helfen könnten.
Abnorme Tabulogie
Dies ist ein wichtiger und bedeutsamer Zweig der Hierarcho‐
logie.
Der kompetente Mitarbeiter hat auf seinem Schreibtisch
normalerweise nur die Bücher, Papiere und Geräte, die er für seine Arbeit braucht. Nach der Endplatzierung neigen Angestellte dazu, einige ungewöhnliche und höchst aufschlussreiche
Arrangements auf ihrem Schreibtisch zu treffen.
Phonophilie
Der Mitarbeiter erklärt seine Unfähigkeit damit, dass er unter
mangelndem Kontakt zu Kollegen und Untergebenen leidet.
Um dem abzuhelfen, installiert er mehrere Telefone auf seinem
Schreibtisch, eine oder mehrere Gegensprechanlagen mit Knöp‐
fen, Blinklichtern und Lautsprechern sowie ein oder mehrere Tonbandgeräte. Der Phonophilitiker macht es sich bald zur
Gewohnheit, zwei oder mehr dieser Geräte zur gleichen Zeit zu
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benutzen. Das ist dann ein untrügliches Zeichen galoppierender Phonophilie. In diesen Fällen geht es meist rapide bergab, und man muss sie als unheilbar ansehen.
(Phonophilie wird übrigens heute in wachsendem Maße bei
Frauen beobachtet, die ihre Stufe der Inkompetenz als Hausfrauen erreicht haben. Typisch ist die Installierung eines Mikro‐
fon‐Lautsprecher‐Schalttafel‐Telefonsystems in der Küche. Es
erlaubt der Hausfrau, mit ihren Nachbarn, ihrem Esszimmer,
der Waschküche, dem Kinderzimmer, der Terrasse und ihrer
Mutter gleichzeitig in ständigem und engem Kontakt zu sein.)
Papyrophobie
Der Papyrophobe kann keine Papiere oder Bücher auf seinem
Schreibtisch oder — in schlimmen Fällen — überhaupt in seinem Büro
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