Das Phantom der Schule
musterte sie die vier Kinder.
„Wir sind die Knickerbocker-Bande“, stellte Lieselotte sich und ihre Freunde vor. Die junge Frau verstand nicht, was sie meinte.
„Für uns war der Brief bestimmt, den Sie gestern ins Rathaus zum Holli-Knolli-Stand brachten“, half ihr Dominik weiter.
Das Gesicht des Zimmermädchens hellte sich auf.
„Jetzt kenne ich mich aus. Jaja, das war eine merkwürdige Sache ... “
„Von wem haben Sie den Brief bekommen?“ erkundigte sich Lieselotte neugierig.
„Ich habe ihn von niemandem wirklich, aber ich weiß, wer ihn geschrieben hat. Ein Junge mit schwarzen, ziemlich strubbeligen Haaren!“
„Marco!“ riefen die vier Knickerbocker wie aus einem Mund.
„Ihr kennt ihn?“ Die junge Frau war erstaunt.
Lieselotte nickte und erzählte in Stichworten von den Erlebnissen des Vortages.
„Wohnt er noch hier?“ wollte sie wissen.
Das Zimmermädchen schüttelte den Kopf. „Das war alles äußerst merkwürdig. Aber Benno kann euch mehr darüber erzählen. Mein Name ist übrigens Luzi. Luzi Länzer!“ Sie gab dem Portier einen kräftigen Rippenstoß und forderte ihn auf zu reden.
„Vorgestern“, stieß Benno hervor, „in der Nacht — kurz nach zwölf — sind drei Leute angekommen. Ein Mann mit Glatze und ein Junge. Außerdem eine Dame, von der ich aber nichts gesehen habe. War total verschleiert, die Gute. Hat überhaupt ausgesehen wie aus dem vorigen Jahrhundert! In diesem schwarzen, bodenlangen Kleid. Geredet hat nur der Glatzkopf. Der Kerl hatte eine komische Stimme. Ganz piepsig!“
Lieselottes Grübelzellen ratterten auf Hochtouren.
„Der Glatzkopf ist uns schon über den Weg gelaufen. Aber wie heißt er, und wie nennt sich die Dame?“
Benno starrte nachdenklich ein paar Löcher in die Luft.
„An der Decke findest du den Namen nicht, Hohlkopf“, fuhr ihn Luzi an. „Aber schau in das Gästebuch. Dort muß es ja stehen!“
Der Portier grinste verlegen und zog ein dickes Buch heraus. Im Zeitlupentempo blätterte er darin, bis er endlich die letzte Seite gefunden hatte. Er ließ den Finger suchend über die Eintragungen gleiten.
„Schreck!“ verkündete er schließlich. „Graf und Gräfin von Schreck haben die beiden als Namen angegeben!“
Axel blickte Lieselotte erstaunt an. Das war doch die Gräfin aus der Pestgrube.
„Sind die beiden noch im Haus?“ forschte Lilo weiter.
„Nein“, grunzte Benno. „Sind heute in der Nacht abgereist. Alle drei.“
„Verdammt und zugenäht und wieder aufgetrennt“, fluchte Lieselotte.
Dominik interessierte aber noch etwas anderes. „Luzi, wie sind Sie zu dem Brief gekommen?“
Die Frau machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ich habe gestern nachmittag gerade den Mist in die Mülleimer geleert. Draußen im Hof. Da ist er mir vor die Füße geflattert. Aus dem Fenster von Zimmer 17 hat ein Junge geschaut. ,Bitte hinbringen’ — hat er mir leise zugerufen. Zum Glück habe ich einen Neffen, der mich aufklären konnte, wer dieser ,Holli-Knolli’ ist.“
„Was hat dieser Glatzkopf nur mit Marco vor?“ sagte Lilo zu sich selbst.
Die Knickerbocker-Bande verabschiedete sich und verließ die Pension. Alle vier waren ziemlich niedergeschlagen. Der kleine Italiener war bereits ein Freund von ihnen geworden. Deshalb machten sie sich jetzt große Sorgen um ihn. Sollte diese Gräfin Schreck seine Tante sein?
„Halt! Die Zimmer!“ fiel Lilo auf der Straße ein. „Wir sollten die Zimmer unbedingt ein bißchen unter die Lupe nehmen.“
Also machten die vier wieder kehrt und verschwanden in der Pension Esterhazy.
Kaum waren sie drinnen, wurde die Tür eines Wagens geöffnet, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte. Ein bulliger Mann stieg aus. Er lehnte sich gegen das Auto und setzte eine dunkle Sonnenbrille auf. Dann trommelte er mit den Fingerspitzen unruhig auf einen tätowierten Tintenfisch, der seine Glatze zierte ...
Telefon-Terror
Nervös klopfte der Chefredakteur der „Großen Zeitung“ mit einem Bleistift auf den Tisch.
Wo blieb diese Stocker nur? Seit dem „Schmelzen“ der Statue wußte er, daß mit der Organisation „Basilisk“ nicht zu spaßen war. Eigentlich hätte der Artikel, den die Bande verlangte, in der heutigen Ausgabe erscheinen müssen. Aber er war nicht erschienen.
„Da bin ich, Herr Schlager!“ rief Petra Stocker, als sie in das Büro ihres Chefs stürzte. An diesem Tag trug sie ein grellgrünes Modellkleid aus fließender Seide.
„Was ist? Sollen wir warten, bis
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