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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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mehreren neuen, inaktiven Accounts, hatte aber das ungute Gefühl, dass mich jemand beobachtet hatte. Ich beschloss, in den teilweisen Aufräummodus zu gehen, aber ich wollte zuerst sicherstellen, dass ich Kopien von allen Daten besaß, die ich bei The Well geparkt hatte. Da ich außer den Systemen, die ich während der vergangenen Wochen verwendet hatte, über keinen sicheren Speicherplatz verfügte, kopierte ich die Daten zu verschiedenen inaktiven Accounts bei The Well. Wenn sie erst einmal gesichert wären, würde ich schon eine andere Site finden, zu der ich sie transferieren könnte.
    Da bemerkte ich, dass mehrere Hintertüren, die ich als Zugang zu verschiedenen Systemen benutzt hatte, auf rätselhafte Weise verschwunden waren.
    Das FBI arbeitete sehr langsam. Selbst wenn ein Anruf von mir zurückverfolgt worden war, würden sie noch Tage oder Wochen nachforschen müssen. Anscheinend war mir da jemand dicht auf den Fersen, aber ich hatte noch reichlich Zeit. Das dachte ich zumindest.
    Während ich meine Dateien verschob, befiel mich ein sehr unangenehmes Gefühl, eine bange Ahnung, als würde im nächsten Moment etwas Schlimmes passieren. Vielleicht war ich ja nur paranoid. Wer hatte sich in meinen Account bei escape.com eingeloggt? Warum waren Netcoms Einwahlnummern überwacht worden? Hatte Netcom Strafanzeige wegen eines Hackerangriffs gestellt? Durch meinen Kopf schwirrten verschiedene Szenarien.
    Eine Stunde später grübelte ich immer noch unruhig vor mich hin. Ich hielt mich schon für verrückt, aber mein Bauch sagte mir, dass etwas nicht stimmte. Niemand wusste, wo ich war, aber ich wurde einfach das Gefühl nicht los, dass ganz in der Nähe Gefahr lauerte.
    Ich musste mich überzeugen, dass da nichts dran war, dass ich mich scheumachte. Meine Wohnungstür führte auf einen Außengang, von dem man eine gute Sicht auf den Parkplatz hatte. Ich ging zur Tür, öffnete sie und sah mich um. Nichts. Alles Einbildung. Ich schloss die Tür und setzte mich wieder an meinen Computer.
    Dieser Blick auf den Parkplatz sollte mir zum Verhängnis werden. Das FBI hatte meine Mobilfunksignale schon zu den Players Club Apartments zurückverfolgt, aber fälschlicherweise angenommen, dass die Signale aus einer Wohnung auf der anderen Gebäudeseite stammten. Als ich nach dem Abendessen zurückgekommen war, hatte ich den Wagen auf dem Players Club Parkplatz abgestellt und war durch das FBI-Überwachungsnetz hindurch zu meiner Wohnung gelaufen. Als ich aber meinen Kopf zur Tür hinaussteckte, sah mich ein Bundespolizist und fand es merkwürdig, dass jemand zu so später Stunde aus seiner Wohnung schaute, sich umblickte und wieder nach drinnen verschwand.
    Dreißig Minuten später, um etwa 1.30 Uhr, höre ich ein Pochen an der Tür. Ohne mir darüber im Klaren zu sein, wie spät es schon ist, brülle ich automatisch: »Wer da?«
    »FBI.«
    Ich zucke zusammen. Erneutes Klopfen. »Wen suchen Sie?«
    »Kevin Mitnick. Sind Sie Kevin Mitnick?«
    »Nein«, rufe ich, und versuche, genervt zu klingen. »Sehen Sie doch auf den Briefkästen nach.«
    Es wird ruhiger. Ich frage mich, ob sie tatsächlich jemanden zu den Briefkästen geschickt haben. Glauben die wirklich, da steht »MITNICK« auf dem kleinen Schild im Briefkastenfenster?
    Oh weh! Offensichtlich habe ich unterschätzt, wie lange das FBI brauchen würde, um meinen Aufenthaltsort herauszubekommen. Ich suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Ich gehe auf meinen Balkon und kann draußen niemanden sehen, der die Rückseite des Gebäudes bewacht. Drinnen suche ich nach irgendetwas, das als Seil dienen könnte. Bettlaken? Nein. Es würde zu lange dauern, sie aneinanderzuknüpfen. Und was ist, wenn einer der Polizisten auf mich schießt, wenn ich da herunterkletterte?
    Erneutes Klopfen.
    Ich rufe meine Mutter zu Hause an. Es bleibt natürlich keine Zeit für unsere »Geh zu einem Casino«-Absprache. »Ich bin in Raleigh, North Carolina«, sage ich. »Das FBI steht vor der Tür. Ich weiß nicht, wo sie mich hinbringen werden.« Wir sprechen ein paar Minuten miteinander und versuchen, uns gegenseitig zu beruhigen. Sie ist außer sich, entsetzt, verzweifelt, denn sie weiß, dass ich zurück ins Gefängnis komme. Ich sage ihr, dass ich sie und Gram liebe, dass sie stark sein muss und dass eines Tages all das hinter uns liegen werde.
    Während wir telefonieren, wusele ich durch die Wohnung und versuche alles verschwinden zu lassen, das zum Problem werden könnte. Ich fahre den Computer

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