Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
Vom Netzwerk:
wirklich ein Hacker war, dann durfte ich nicht einmal mit ihm telefonieren. Zu den Bewährungsauflagen gehörte, dass ich keinen Kontakt zu Hackern haben würde, und die Verbindung zu De Payne war schon riskant genug. Ein Wort von diesem Eric Heinz, und ich säße bis zu zwei weitere Jahre im Gefängnis. Abgesehen von dem Hack bei Novatel hatte ich in den zwei Jahren, die ich wieder auf freiem Fuß war, immer nach den Regeln gespielt. Mir stand nur noch ein Jahr Bewährung bevor. Wieso also dieser Anruf?
    Ich nahm Kontakt zu Eric auf und redete mir tatsächlich ein, ich täte es für meinen Halbbruder.
    Wie hätte ich wissen sollen, dass dieser unschuldige Anruf der Beginn eines irren Abenteuers sein würde, das mein Leben für immer verändern sollte?
    Als ich Eric an diesem Tag zum ersten Mal am Telefon hatte, ließ er genug Hinweise fallen, damit mir klar wurde, dass er sich mit Hacking und Phone Phreaking bestens auskannte.
    Er sagte so etwas wie: »Ich hab mit Kevin zusammengearbeitet. Sie wissen schon, dem anderen, Kevin Poulsen.« Er versuchte, mein Vertrauen zu wecken, indem er einen Hacker nannte, der soeben verknackt worden war, weil er Radiowettbewerbe manipuliert und angeblich auch Geheimdienstunterlagen gestohlen hatte.
    Eric erzählte mir: »Ich bin mit ihm in Telekommunikationsfirmen eingebrochen.« Wenn das stimmte, würde die Sache tatsächlich interessant. Denn dann hätte Eric unternehmenseigene Informationen darüber, wie man die Schaltstellen und andere Telekommunikationsanlagen kontrollieren könnte. Der Köder war ausgeworfen. Seine Behauptung, er kenne mehrere von Poulsens Tricks, ließ mich neugierig werden.
    Damit ich auch wirklich anbiss, streute er immer mal wieder Details zu Vermittlungsstellen von Telekommunikationsfirmen ein, nannte die 1AESS, 5E und DMS-100 und sprach über Systeme wie COSMOS, Mizar, LMOS und das BANCS-Netzwerk, auf das er und Poulsen per Remote zugegriffen hätten. Ich ahnte, dass er nicht bluffte: Er wusste mehr als ein bisschen darüber Bescheid, wie das System funktionierte. Und es klang, als sei er Teil des kleinen Teams gewesen, das mit Poulsen an der Manipulation der Radiowettbewerbe gearbeitet hatte. In der Zeitung war zu lesen gewesen, dass Poulsen auf diese Weise mehrere Porsche gewonnen hatte.
    Wir sprachen etwa zehn Minuten. In der darauffolgenden Woche rief ich noch ein paar Mal bei Spiegel an, um mich mit Eric zu unterhalten.
    Es gab da ein paar Dinge, bei denen ich ein ungutes Gefühl hatte. Eric redete nicht wie ein Hacker. Er klang eher wie Joe Friday, der typische Cop. Er fragte zum Beispiel: »Welche Projekte stehen bei Ihnen an? Mit wem haben Sie derzeit Kontakt?«
    Wer einem Hacker solche Fragen stellte, konnte genauso gut in eine Bar voller Bankräuber gehen und zu einem von ihnen sagen: »Ernie schickt mich. Mit wem hast du dein letztes Ding gedreht?«
    Ich sagte: »Ich hacke nicht mehr.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte er.
    Das war die standardmäßige Rette-deinen-Arsch-Antwort für jemanden, den man nicht kannte. Natürlich log er, und er wollte, dass ich es wusste. Genauso musste er durchschaut haben, dass auch ich log. In meinem Fall entsprach meine Antwort aber fast der Wahrheit. Jedoch nicht mehr lange, dank dieses Typen.
    Ich meinte: »Ich hab da einen Freund, mit dem du dich bestimmt gern unterhalten würdest. Er heißt Bob. Unter welcher Nummer kann er dich erreichen?«
    »Sag ihm, er soll Henry anrufen, so wie du«, antwortete er. »Er stellt mich dann durch.«
    »Bob« war mein spontaner Tarnname für Lewis De Payne.
    Ein zweiter Hacker mit einem Insiderwissen wie Eric war kaum zu finden. Ja, ich zog Lewis noch tiefer mit rein, aber wenn ich ihn vorausschickte, könnte ich herausfinden, welche Informationen dieser Eric uns voraushatte, und mich selbst noch bedeckt halten.
    Wieso ließ ich mich verleiten, mit Eric Informationen auszutauschen, wenn allein schon die Unterhaltung mit ihm meine Bewährungsauflagen verletzte? Sehen Sie es mal so: Ich war in Las Vegas – einer Stadt, die ich nicht gut kannte und auch nicht besonders mochte. Ich fuhr ständig an den aufgemotzten Hotels und Casinos für Touristen und Spieler vorbei. Für mich war Las Vegas kein Vergnügen. Diese Stadt war mir nicht freundlich gesinnt. Die Spannung und die intellektuelle Herausforderung aus der Zeit, als ich mich in Telefonfirmen gehackt hatte, waren verschwunden. Keine Adrenalinstöße mehr, weil ich Softwarelücken entdeckte, die mich geradewegs in ein

Weitere Kostenlose Bücher