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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Firmennetzwerk hineinspazieren ließen – diesen Kick, den ich empfunden hatte, wenn ich in der Online-Unterwelt unter meinem Decknamen »Condor« auftrat. (Den Namen hatte ich mir aus Bewunderung für diesen Immer-allen-einen-Schritt-voraus-Typen zugelegt, den Robert Redford in dem Film Die drei Tage des Condor gespielt hat.)
    Und gerade eben hatte man mir einen neuen Bewährungshelfer zugeteilt, der offenbar dachte, dass man mit mir zu lasch umgegangen sei und ich härter angefasst werden müsse. Er hatte in der Firma angerufen, die mich einstellen wollte, und dort nachgefragt, ob ich Zugang zu den Finanzen haben würde. Und das, wo ich mich doch durchs Hacken nie bereichert hatte, obwohl es mir ein Leichtes gewesen wäre. So was nervte.
    Ich bekam den Job trotzdem. Aber jeden Tag wurde ich vor Feierabend nach Disketten und Magnetbändern durchsucht. Und zwar nur ich, niemand sonst. Das fand ich furchtbar.
    Nach fünf Monaten stellte ich einen großen Programmierauftrag fertig und wurde entlassen. Ich war nicht traurig, dass ich gehen musste.
    Aber die Suche nach einem neuen Job war eine echte Herausforderung, weil eben dieser Bewährungshelfer jeden potenziellen Arbeitgeber anrief und seine Panikfragen stellte, nach dem Motto: »Kann er auch nicht an Finanzdaten gelangen?«
    So blieb ich arbeitslos und deprimiert.
    Die drei bis vier Stunden am Tag im Fitnessstudio beanspruchten meine Muskeln, aber nicht meinen Geist. Ich schrieb mich an der Universität von Nevada für einen Programmierkurs und einen Ernährungskurs ein (Letzteres, weil ich mehr über einen gesunden Lebensstil erfahren wollte). In der ersten Woche im Programmierkurs schaltete ich den Rechner an meinem Platz an und aus, indem ich immer wieder »Control-C« drückte und damit den Computer aus dem Start-Script holte und mir Administratorrechte, also Zugang zum Root-Konto verschaffte. Minuten später kam ein Systemadministrator in den Raum geeilt und rief: »Was machen Sie hier?!«
    Ich lächelte ihn an und sagte: »Ich hab eine Sicherheitslücke entdeckt. Sehen Sie mal hier, ich bin im Root-Modus.«
    Der Mann befahl mir, den Arbeitsplatz zu verlassen, und sagte meinem Bewährungshelfer, ich sei im Internet gewesen – was zwar nicht stimmte, ihnen aber einen Vorwand gab, mich aus allen Programmierkursen zu verweisen.
    Jahre später sollte ich erfahren, dass daraufhin ein Systemadministrator der Universität eine Nachricht mit dem Titel »Über einen Freund« an einen gewissen Tsutomu Shimomura schickte, in der genau von diesem Zwischenfall berichtet wird. Von Shimomura wird in den letzten Kapiteln dieses Buches noch häufig die Rede sein, aber ich war doch erstaunt, als ich erfuhr, dass er mir schon so früh nachspionierte – zu einer Zeit, in der wir keinen Kontakt hatten und ich nicht einmal wusste, dass es ihn gab.
    Obwohl ich also aus dem Programmierkurs an der Universität geflogen war, beendete ich noch erfolgreich den Ernährungskurs und wechselte dann zum Clark County Community College, an dem die Studiengebühr geringer ausfiel. Dieses Mal belegte ich Elektronikkurse und einen Schreibkurs.
    Der Unterricht wäre sicher interessanter gewesen, wenn die Studentinnen hübsch oder zumindest lebhaft genug gewesen wären, um meine Lebensgeister zu wecken, aber es war nun mal eine Abendschule. Wenn ich Showgirls treffen wollte, dann bestimmt nicht abends in einem Klassenzimmer.
    Wenn ich deprimiert bin, wende ich mich Dingen zu, die mir Spaß machen. Das ist doch verständlich, oder?
    Mit Eric war mir etwas Interessantes in den Schoß gefallen. Etwas, das meine Fähigkeiten noch viel stärker unter Beweis stellen würde. Etwas, das mir wieder das Adrenalin durch die Adern pumpen würde.
    Die harte Wahrheit ist: Wenn ich meine Verbitterung über Lewis nicht überwunden hätte und ihn nicht über die Unterhaltung mit Eric informiert hätte, gäbe es hier keine Geschichte zu erzählen. Er war sofort begeistert, wollte den Kerl gleich aushorchen und feststellen, ob wir auf einem Level wären.
    Am nächsten Tag rief mich Lewis zurück und erzählte mir, er habe Spiegel kontaktiert und mit Eric gesprochen. Offenbar zu seiner eigenen Überraschung gab er zu, den Typen sogar zu mögen.
    Außerdem pflichtete er mir darin bei, dass Eric, wie er es ausdrückte, sehr gut über »die internen Prozesse und Schaltungen bei Pacific Bell« Bescheid wüsste und eine »wertvolle Quelle« sein könnte. Lewis fand, wir sollten uns mit ihm zusammentun.
    Ich war kurz

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