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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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ich also Erics Telefonnummer. Als Nächstes kam seine Adresse dran.
    Ich gab mich als Techniker im Außendienst aus und rief die Betriebs- und Wartungszentrale von Pacific Bell an. Eine Frau meldete sich, und ich sagte: »Hi. Hier ist Terry. Ich bin gerade vor Ort und brauche das F1 und F2 für 310 837-5412.« F1 bezeichnete das Hauptkabel der Ortsvermittlung, und F2 bezeichnete das Verzweigungskabel, das ein Wohnhaus oder Bürogebäude mit dem Kabelverzweiger verbindet, der wiederum über das F1 mit der Ortsvermittlung verbunden ist.
    »Wie ist Ihre Kennnummer, Terry?« fragte sie.
    Ich wusste, sie würde sie nicht nachschlagen – das taten sie nie. Sie wäre mit jeder dreistelligen Nummer zufrieden, solange ich überzeugend klang und nicht zögerte.
    »637« war die Nummer, die mir gerade einfiel.
    »F1 ist Kabel 23 über 416, Anschlussklemme 416«, erklärte sie mir. »F2 ist Kabel 10204 über 36, Anschlussklemme 36.«
    »Wo ist der Abschlusspunkt?«
    »Der APL ist bei 3636 South Sepulveda.« Das war der Standort des Hausverteilerkastens, wo der Service-Techniker die Verbindung zur Wohnung oder zum Büro des Endkunden hergestellt hat.
    Was ich bisher erfahren hatte, interessierte mich nicht. Ich wollte so nur meine Glaubwürdigkeit herstellen. Erst die nächsten Fragen zielten auf die Information, die ich wirklich wollte.
    »Wie ist die Adresse des Kunden?«, fragte ich.
    »Auch 3636 South Sepulveda«, antwortete sie. »Einheit 107B.«
    Ich fragte: »Haben Sie noch weitere gültige Nummern für 107B?«
    Sie sagte: »Ja, wir haben noch eine weitere«, und sie gab mir die zweite Nummer zusammen mit dem dazugehörigen F1 und F2. So einfach war es. Ich hatte nur ein paar Minuten gebraucht, um Erics Adresse und seine beiden Telefonnummern herauszufinden.
    Wenn man Social Engineering anwendet oder »Pretexting«, also das Erfinden einer plausiblen Geschichten für seine Anfrage, wird man zu einem Schauspieler, der eine Rolle spielt. Ich hatte anderen zugehört, wie sie es mit Pretexting versucht hatten, und wusste, wie unfreiwillig komisch man dabei sein konnte. Es hatte eben nicht jeder die Gabe, auf eine Bühne zu gehen und Menschen zu überzeugen. Genauso ist es mit dem Pretexting. Das bekommt auch nicht jeder hin.
    Aber für einen Meister des Pretexting wie mich war es so einfach wie für einen Meister im Bowling ein Ballwurf die Bahn hinunter. Wie ein Bowler erwartete auch ich nicht, jedes Mal einen Volltreffer zu landen. Aber anders als ein Bowler bekam ich normalerweise einen zweiten Versuch, wenn ich mal danebentraf, ohne auch nur einen Punkt zu verlieren.
    Wenn man den Jargon und die Terminologie beherrscht, wirkt man glaubwürdig – man ist authentisch, ein Kollege, der sich in derselben Tretmühle abrackert wie die Zielperson. Und die Autorität eines vermeintlichen Kollegen wird fast nie angezweifelt. Zumindest damals nicht.
    Warum hatte die Mitarbeiterin der Betriebs- und Wartungszentrale so bereitwillig meine Fragen beantwortet? Ganz einfach, weil ich eine richtige Antwort gegeben, die richtigen Fragen gestellt und den richtigen Jargon benutzt hatte. Die Angestellte bei Pacific Bell, die mir Erics Adresse gegeben hatte, war also keineswegs dumm oder begriffsstutzig. Büroangestellte drücken im Zweifelsfall ganz gern ein Auge zu, wenn die Anfrage authentisch wirkt.
    Menschen waren einfach zu vertrauensselig, das hatte ich schon als kleines Kind gelernt.
    Mein kleiner Ausflug zurück ins Hacken war entschuldbar oder zumindest verständlich. Ich wollte damit einfach nur das Rätsel um den Tod meines Halbbruders lösen. Doch mir wurde plötzlich klar, dass ich mehr als dumm gewesen war: Ich hatte eine der drei Telefonleitungen im Apartment meines Dads benutzt, um alle möglichen Social-Engineering-Anrufe bei Pacific Bell zu machen, Spuren im Rahmen meiner Ermittlungen zu Adams Tod nachzugehen und mit Lewis zu sprechen.
    In allen Fällen hatte ich klar gegen meine Bewährungsauflagen verstoßen. Was, wenn das FBI das Telefon meines Dads überwachte und die Gespräche mitgehört hatte?
    Ich musste herausfinden, was sie wussten.
Dreizehn
Der Mithörer
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    A uch Menschen mit Verfolgungswahn haben echte Feinde. Eines Tages hatte ich so ein Bauchgefühl, dass mich jemand beobachtete – oder besser gesagt, dass jemand meine Telefongespräche mithörte.
    Die Vorstellung ließ mich nicht mehr los. Ich hatte panische Angst davor, einen Anruf meines

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