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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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CNL-Datenbank mitgenommen hatte. Dann gab ich ihr die beiden Telefonnummern für Erics Apartment durch.
    »Die erste, 310 837-5412, ist eingetragen auf einen Joseph Wernle in Los Angeles«, erzählte sie mir. »Und es ist eine Geheimnummer«, das bedeutete, dass man sie über die Telefonauskunft nicht bekam. »Die zweite, 310 837-6420, ist ebenfalls auf Joseph Wernle eingetragen, und auch sie ist geheim.« Ich ließ mir den Namen buchstabieren.
    Also war »Eric Heinz« nur ein Pseudonym, und sein richtiger Name war Joseph Wernle. Oder Eric hatte einen Mitbewohner – was nicht sehr wahrscheinlich war bei einem Typen, der nach eigener Aussage jede Nacht eine andere Frau im Bett hatte. Oder vielleicht hatte er sein Telefon auch nur unter einem falschen Namen angemeldet.
    Aber es war deutlich wahrscheinlicher, dass Eric Heinz ein Deckname war und Joseph Wernle sein richtiger. Ich musste herausfinden, wer der Kerl wirklich war, und ich musste es schnell herausfinden.
    Wo sollte ich anfangen?
    Im Mietvertrag, den er für den Apartmentkomplex ausgefüllt hatte, mussten Informationen zu finden sein – Referenzen zum Beispiel.
    Es stellte sich heraus, dass Oakwood Apartments, wo Lewis und ich Eric den Überraschungsbesuch abgestattet hatten, einem Immobilienkonzern gehörte, der Mietobjekte im ganzen Land besaß. Die Wohnungen wurden an Firmen vermietet, die dort Mitarbeiter während eines Geschäftsaufenthalts unterbrachten, oder an Leute, die erst in die Stadt gezogen waren und eine Unterkunft brauchten, bis sie eine richtige Wohnung gefunden hatten. Heute beschreibt sich das Unternehmen selbst als »der weltweit größte Anbieter von Mietimmobilien«.
    Als Vorbereitung besorgte ich mir die Faxnummer der internationalen Firmenzentrale von Oakwood. Dann hackte ich mich in den entsprechenden Hauptverteiler und leitete vorübergehend alle ankommenden Faxanrufe auf der Leitung zum Faxgerät des Kinko‘s Copyshops in Santa Monica um.
    Durch einen Anruf im Firmenhauptquartier von Oakwood erfuhr ich den Namen eines leitenden Angestellten. Dann wählte ich die Nummer der Gebäudeverwaltung von Erics Wohnanlage. Eine hilfsbereite junge Frau mit einer angenehmen Stimme meldete sich. Ich stellte mich als der Angestellte vor, dessen Namen man mir gesagt hatte, und sagte: »Es gibt ein paar rechtliche Probleme mit einem Ihrer Mieter. Bitte faxen Sie mir den Mietvertrag von Joseph Wernle.« Sie versprach, sich gleich darum zu kümmern. Ich stellte sicher, dass sie als Faxnummer für die Firmenzentrale jene benutzte, die ich eben zu Kinko‘s umgeleitet hatte.
    Ich wartete, bis ich dachte, das Fax müsse angekommen sein, dann rief ich bei dem Copyshop an, zu dem ich es weitergeleitet hatte. Ich erzählte dem Manager dort, ich sei ein Kollege aus einer anderen Filiale, und erklärte: »Ein Kunde hier erwartet ein Fax. Er hat gerade bemerkt, dass es an die falsche Filiale geschickt wurde.« Ich bat ihn, das Fax zu suchen und es an »meine« Filiale zu schicken. Dieser zweite Schritt würde es den Bundesagenten erschweren, nachzuvollziehen, was ich getan hatte. Ich nenne das eine »Faxwäsche«.
    Eine halbe Stunde später fuhr ich zur örtlichen Kinko‘s-Filiale und nahm das Fax gegen Barzahlung mit.
    Aber trotz all der Mühe half mir der Vertrag nicht weiter. Er machte alles nur noch rätselhafter. Wohnungsunternehmen verlangen normalerweise Hintergrundinformationen von neuen Mietern, um sicherzugehen, dass sie kein finanzielles Risiko darstellen. Aber in diesem Fall hatte Oakwood an einen Typen vermietet, über den sie so gut wie nichts wussten. Keine Referenzen. Keine Bankdaten. Keine vorherige Anschrift.
    Und vor allem wurde Erics Name nirgends erwähnt. Die Wohnung war unter demselben Namen angemietet worden, auf den auch der Telefonanschluss lief: Joseph Wernle. Die einzige neue Information auf dem ganzen Antrag war die Telefonnummer von seinem Arbeitsplatz: 213 507-7782. Und sogar diese Angabe war ungewöhnlich. Es war nicht die Nummer eines Büros, sondern sie gehörte, wie sich leicht feststellen ließ, zu einem Mobiltelefon des Betreibers PacTel Cellular.
    Aber zumindest hatte ich damit eine Spur, der ich nachgehen konnte.
    Durch einen Anruf bei PacTel Cellular bekam ich den Namen des Ladens, in dem das Telefon auf Erics Mietantrag verkauft worden war: One City Cellular im Stadtteil Westwood von Los Angeles, in dem auch der Campus der UCLA lag. Unter einem Vorwand rief ich bei dem Laden an und sagte, ich brauche Informationen

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