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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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über »mein« Kundenkonto.
    »Wie ist Ihr Name, bitte?«, fragte die Dame am anderen Ende.
    Ich antwortete: »Es müsste unter ›U.S.-Regierung‹ eingetragen sein«, und hoffte, sie würde mich korrigieren … hoffte, dass es nicht so war. Und gleichzeitig hoffte ich, dass sie mir netterweise den Namen, unter dem das Kundenkonto lief, verriet.
    Sie tat es. »Sind Sie Mike Martinez?«, fragte sie.
    Was zur Hölle?
    »Ja, ich bin Mike. Ach, und wie war meine Kundennummer noch mal?«
    Das war riskant. Aber sie war Verkäuferin in einem Handyladen, kein gut ausgebildeter Kundenberater der Telefongesellschaft. Ihr kam nichts daran verdächtig vor, und sie las mir die Kontonummer einfach vor.
    Heinz … Wernle…Martinez. Was war da los, verdammt noch mal?
    Ich rief ein zweites Mal bei dem Handyladen an. Dieselbe junge Frau ging ran. Ich legte auf, wartete ein bisschen und versuchte es nochmal. Diesmal hatte ich einen Mann dran. Ich nannte ihm »meinen« Namen, Telefon- und Kundennummer. »Ich finde meine Rechnungen nicht mehr«, sagte ich und bat ihn, sie mir gleich zu faxen. »Ich habe aus Versehen mein Adressbuch von meinem Handy gelöscht und brauche die Abrechnungen wegen der Telefonnummern«, sagte ich.
    Wenige Minuten später faxte er mir die Rechnungen. Ich fuhr ein wenig zu schnell, aber, wie ich hoffte, nicht so schnell, dass ich deswegen angehalten wurde, zum Kinko‘s Copyshop. Ich wollte so schnell wie möglich wissen, was auf diesen Rechnungen stand.
    Das Fax war sehr viel teurer, als ich erwartet hatte. Als ich die Rechnungen von Martinez sah, fiel mir die Kinnlade herunter. Die drei Monatsrechnungen waren jeweils fast 20 Seiten lang, und es waren deutlich mehr als 100 Anrufe aufgelistet. Viele von ihnen hatten die Vorwahl 202 – Washington, D.C. –, und es gab viele Anrufe auf die 310 477-6565, das Hauptquartier des FBI in Los Angeles.
    Oh, Scheiße! Wieder einmal bestätigte sich, dass Eric ein FBI-Agent sein musste. Mit jedem neuen Puzzlestück, das ich fand, wurde die Situation besorgniserregender. Jede Spur, der ich nachging, führte mich direkt zu den Leuten, von denen ich mich am meisten fernhalten wollte.
    Aber Moment mal. Das war nicht die einzige Möglichkeit. Mein neuer »Freund« Eric Heinz konnte tatsächlich ein Agent sein, aber wenn ich so darüber nachdachte, fiel es mir schwer, das zu glauben. Ich hatte zu dem Zeitpunkt herausgefunden, dass er nicht nur in Rock ’n’ Roll-Clubs herumhing. Zu seinen Bekannten gehörte auch der Mann, der uns einander vorgestellt hatte, Henry Spiegel. Für ihn hatte, wie er mir erzählt hatte, eine Zeit lang Susan Hadley, alias Susan Thunder, gearbeitet, die Hackerbraut, die mich wegen des Einbruchs ins COSMOS-Center verpfiffen und die aus Rache einmal alle Telefonleitungen zum Wohnblock meiner Mutter gekappt hatte. Eric selbst prahlte ja ständig damit, dass er jede Nacht eine andere Stripperin im Bett hatte.
    Nein, er wirkte nicht wie jemand, den das FBI durch seinen Eignungstest für Agenten kommen ließ. Also schloss ich daraus, dass er gar kein Agent war. Vielleicht hatte das FBI nur etwas gegen ihn in der Hand und zwang ihn damit, als Verbindungsmann zu arbeiten – als Spitzel. Aber warum?
    Es gab nur eine mögliche Erklärung: Das FBI wollte ein paar Hacker drankriegen.
    Ich war schon früher im Visier der Ermittler gewesen, und sie hatten dafür gesorgt, dass in den Medien ausführlich über meine Verhaftung berichtet wurde. Und wenn meine Vermutungen stimmten, hatte das FBI jetzt einen Köder für mich ausgelegt. Dafür zu sorgen, dass ich Eric traf, war so, als stellte man einem trockenen Alkoholiker eine Flasche Scotch vor die Nase und wartete darauf, dass er rückfällig wurde.
    Vier Jahre zuvor, 1988, hatte USA Today sogar mein Gesicht auf ein riesiges Foto von Darth Vader auf der Titelseite ihres Wirtschaftsteils montiert, mich als den »Darth Vader unter den Hackern« bezeichnet und den alten Spitznamen »Darkside Hacker« wieder ausgegraben.
    Also hätte es mich eigentlich nicht überraschen sollen, dass das FBI mich zu einem Hauptziel erklärt hatte.
    Und sie konnten es sogar begründen. Vor Jahren hatte ein Ankläger es schließlich für gerechtfertigt gehalten, einen Richter mit der absurden Geschichte auf seine Seite zu ziehen, ich könne eine Nuklearrakete abschießen, indem ich in ein Telefon pfiff. Ich war mir verdammt sicher, dass sie es ohne Zögern wieder tun würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten.
    Die Adresse auf

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