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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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du – ich darf dich doch duzen, ja? – wissen willst, wer mit wem und so, dann wende dich an mich. Ich habe sie alle schon dabei gesehen, wenn sie glaubten, unbeobachtet zu sein.«
    »Tatsächlich? Haben Sie …, äh, du?«
    »Na klar. Mir entgeht nichts. Weder hier auf der Probebühne, noch drüben im großen Bühnenhaus. Da hat das Ganze natürlich andere Dimensionen. Wenn ich dort auf der Arbeitsgalerie stehe oder dem Schnürbodenmeister über die Schultern schaue, bin ich schon fast zu hoch und zu weit weg vom Geschehen. Die Probebühne eignet sich sehr viel besser, um zu …«
    »… um zu spannen«, rutschte es Paul heraus. Er biss sich auf die Zunge, aber es war bereits zu spät.
    Hans-Peter sah ihn enttäuscht an. »Wenn es dich nicht interessiert, was ich sage, ist das okay. Aber dann frage ich mich, warum du hier rumschnüffelst! Du bist doch genauso scharf darauf wie ich, den Jungs und Mädels dabei zuzusehen. Mir kannst du nichts vormachen!«
    Paul beschloss spontan, sich – wenigstens vorübergehend – mit dem Beleuchter zu verbrüdern. »Okay. Erwischt!« Er lachte. »Es wäre nett, wenn du mich ein bisschen in die Bühnentechnik einweisen könntest. Und wenn du mir dabei über die ein oder andere Affäre aus dem Ensemble erzählen würdest, wäre das eine tolle Sache.«
    Hans-Peter grinste schäbig. »Ich wusste gleich, dass wir uns verstehen werden. Bist ein Kumpel!«
    »Äh, danke, du auch«, zwang sich Paul zu sagen und fragte sich, ob Hans im Glück auf jeden Neuzugang so vertrauensselig zuging. »Wo wir gerade dabei sind: Was ist denn an den Gerüchten um Baumann dran?«
    Der Beleuchter behielt sein Grinsen bei. »Das sind keine Gerüchte, das ist die Wahrheit. Norbert Baumann war ein scharfer Hund. Absolut hormongesteuert. Der war sicher kein Traummann, hat längst nicht so gut ausgesehen wie du. Du bist ja so ein George-Clooney-Typ, auf den bestimmt alle Bräute scharf sind. Aber auch er hatte den richtigen Dreh raus, um sie rumzukriegen.«
    »Ein Schwerenöter, soso.« Paul sah sein Gegenüber forschend an. »Irena wusste davon, ja?«
    Hans lachte. »Nachdem sie weder blind noch taub ist, wusste sie es natürlich. Baumanns Fremdgeherei setzte ihr ziemlich zu, aber sie ist ein tapferes Mädchen. Ließ sich nie etwas anmerken. Redete mit niemandem darüber und ging lieber in Therapie.« Er lachte erneut. »Das war das Beste, was sie tun konnte, denn das hat Norbert gewaltig gestunken. Er war strikt dagegen, dass sie sich von dieser Glasner behandeln ließ.«
    »Glossner«, verbesserte ihn Paul.
    »Ja, richtig, so heißt sie. Aber in diesem Punkt ist Irena hart geblieben und ließ sich von ihm nicht wieder um den Finger wickeln, wie das meistens der Fall war. Ihre Therapie zog sie durch.«
    »Was hatte er denn dagegen, dass Irena zur Psychologin ging?«
    »Keine Ahnung, wahrscheinlich gefiel ihm die Vorstellung nicht, dass seine Freundin bei einer anderen Frau schlecht über ihn redet.«
    »Man könnte Baumann also als das Gegenteil einer treuen Seele bezeichnen«, dachte Paul laut.
    Hans bestätigte das. »Das muss ihm der Neid lassen: Baumann war der König der Aufreißer. Dem konnte selbst Klinger nicht das Wasser reichen, was seine Weibergeschichten anging.«
    »Klinger?« Jetzt wollte Paul es genau wissen: »War Klinger denn auch ein Schürzenjäger?«
    »Na, sicher! Ob blond, ob braun … Aber er kam viel seltener zum Zug als Baumann. Lag wohl auch daran, dass er so fett war.«
    »Das ist interessant«, meinte Paul grüblerisch.
    »Soll ich dir jetzt noch das Bühnenhaus zeigen? Die Ober- und Untermaschinerie ist total interessant. Und von der Stellwarte aus kannst du …«
    »Nein, vielen Dank«, bremste Paul Hans’ Enthusiasmus. »Fürs Erste langt es mir. Aber ich komme gern auf dein Angebot zurück.«
    »Das solltest du auch«, sagte Hans-Peter plötzlich sehr ernst. »Denn auf dem Schnürboden kann es gefährlich werden, wenn man sich nicht auskennt. Es ist besser, wenn du dich von einem Fachmann einweisen lässt, bevor du dich hier oben allein bewegst.«
    In Pauls Ohren klang dieser Ratschlag eine Spur zu bestimmt. Fast wie eine Drohung.

12
    Nachdem Haas nicht auf seine Dienste verzichten wollte, war Paul mit seinen Aufgaben als Bühnenfotograf inzwischen gut ausgelastet. Dennoch verging ihm die Zeit bis zu seinem Rendezvous mit Katinka im Nürnberger Tiergarten wie in Zeitlupe.
    Er war beschwingt und guter Dinge, als er sich zur vereinbarten Stunde an dem schön angelegten

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