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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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doch für die Katz.« Sie drehte sich von ihm weg und zog die Flasche Sekt zu sich heran, die die Maskenbildnerin für sie zurückgelassen hatte. Es war nur noch ein kleiner Rest darin.
    »Glossner?«, erkundigte sich Paul. »Die Hauspsychologin?«
    Irena trank den letzten Schluck und setze die Flasche erst ab, als kein einziger Tropfen mehr aus dem Flaschenhals rann. »Ja, sie ist meine Therapeutin. Schon lange. Sie ist normalerweise sehr gut darin, das Selbstvertrauen zu stärken. Aber jetzt hilft mir ihr Gefasel auch nicht mehr weiter.«
    »Das Selbstvertrauen stärken?«, griff Paul diesen Gedanken auf. »Das braucht man wohl, wenn man in diesem gnadenlosen Job überstehen will. Ich stelle es mir nicht leicht vor, sich einerseits vor schwierigen Regisseuren behaupten zu müssen und andererseits immer die Furcht im Nacken zu spüren, beim Publikum durchzufallen.«
    »Ja. Da ist viel Wahres dran«, sagte Irena seufzend und schilderte einige unschöne Begebenheiten des Theateralltags. »So sehr mir das Künstlerdasein gefällt – im besten Fall ist es so wunderbar verrückt, wissen Sie, ein herrliches, unkonventionelles Leben –, so unerbittlich ist auch der Druck, der auf einen ausgeübt wird. Egal, ob vom Publikum, der Presse, den Kollegen, dem Regisseur oder dem Dirigenten.«
    Allmählich schien sie Vertrauen zu ihm zu fassen. Darum wagte Paul einen Vorstoß: »Waren Sie auch wegen Ihrer Beziehungsprobleme mit Baumann in Behandlung bei Frau Glossner?«
    Irena riss ruckartig ihren Kopf herum und starrte Paul fassungslos an: »Was? Meine Beziehungsprobleme?«
    »Ja, ich habe gehört, dass Sie es an der Seite meines Vorgängers nicht immer ganz leicht hatten.«
    Sie sprang auf. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Was geht Sie das an?«
    »Nichts!« Auch Paul erhob sich. »Ich dachte nur …«
    »Was dachten Sie, hä? Was?« Sie stampfte heftig mit dem Hacken ihres rechten Schuhs auf den Boden. »Erwarten Sie, dass ich unsere schmutzige Wäsche vor Ihnen ausbreite? Oder soll ich Ihnen bestätigen, worüber sich meine Kollegen die Mäuler zerreißen? Dass er andere gehabt hat? Jüngere? Dass kein Rock vor ihm sicher gewesen ist? Ist es das, was Sie hören wollen?« Sie brach in Tränen aus. Laut schluchzend floh sie aus dem Proberaum. Paul entging nicht, wie sie dabei schwankte.
    Arme Frau, dachte er, als er ihr nachsah. Er war eindeutig zu weit gegangen. Aber ihre heftige Reaktion hatte ihm bewiesen, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Irena war nicht nur von Trauer erfüllt, sondern auch von Zorn. War die Wut groß genug gewesen, um ihren Partner ins Jenseits zu befördern?
    Eine tiefe Stille kehrte ein, als Irenas stöckelnde Schritte allmählich verklangen. Paul blieb noch eine ganze Weile unbewegt stehen und hing seinen düsteren Gedanken nach. Bis plötzlich jemand rief:
    »Hey!«
    Paul fuhr erschrocken zusammen. Die Stimme war wie aus dem Nichts gekommen!
    »Hallo, Fotograf!«
    Wieder die Stimme, die nicht zu orten war. Paul drehte sich irritiert um.
    »Huhu, hier oben bin ich!«
    Paul legte den Kopf in den Nacken. Auf der Beleuchtungsbrücke, knappe vier Meter über ihm, hockte ein Mann, der ihm zuwinkte.
    »Dort drüben ist eine Leiter. Kommen Sie hoch zu mir!«
    »Hallo«, sagte er und ließ sich neben dem Fremden nieder. Der hatte schütteres blondes Haar, trug einen ausgeprägten Backenbart und war salopp gekleidet. Sein Alter schätzte Paul grob auf Mitte 40. »Ich bin Paul Flemming.«
    »Ja, ich weiß. Der neue Knipser. Willkommen beim Theater!«
    »Und Sie sind?«
    »Ich? Ich bin der Hans im Glück!« Der Mann lachte über seinen eigenen Witz. »Mein Name ist Hans-Peter Glück. Und bei mir trifft es wirklich zu: Nomen est omen. Ich bin nämlich der Chefbeleuchter. Das ist der beste Job, den es hier gibt!«
    Schön, wenn jemand mit seiner Profession so zufrieden ist, dachte sich Paul. »Ja, es kann viel Spaß machen, das richtige Licht zu wählen und dadurch die Dramaturgie eines Bildes nachhaltig zu beeinflussen. Als Fotograf weiß ich das zu schätzen«, versuchte Paul sein Fachwissen ins Spiel zu bringen.
    Der andere wiegte den Kopf. Dann stieß er Paul mit freundschaftlicher Geste an die Schulter und sagte: »Korrekt, Kollege. Aber das eigentlich Geile an dem Job ist, dass ich hier oben in meinem Adlerhorst sitze, dass ich alles sehen und hören kann und mich keiner dabei bemerkt. Sachen erlebst du da …«
    »Ach.« Paul war für den Moment sprachlos.
    »Mal ganz unter uns: Wenn

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