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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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ich Frau Krüger sehen?“
    „Gerade das wollte ich Ihnen vorschlagen“, sagt Poletti und steht auf.
    Fabre hat inzwischen die Zeit genutzt und mit Lorenzo Fiore ein dienstliches Gespräch angefangen, über irgendeinen Ventilationsschacht, der noch nicht fertig sei. Der andere macht Versprechungen und beruhigt ihn genauso, wie man ihn in einem Baubetrieb bei uns beruhigt hätte. Die Gespräche werden deutsch geführt, das heißt eigentlich nicht deutsch , sondern in jener internationalen Sprache der großen Baustellen, deren Grundlage ein grässliches Gemisch aus deutschen und englischen Fachausdrücken ist, in denen aber auch das Italienische nicht fehlt oder man ganz unvermutet einen französischen Deklinationsfall hört. Zu meinem Erstaunen stelle ich fest, dass ich es leidlich verstehe. Anscheinend ist es hier wie in den großen Häfen: Man hält sich zwei Tage auf den Kais auf und beginnt alles zu verstehen.
    Danach begleiten mich Poletti und Fabre zu Frau Krüger, drei Zimmer weiter auf demselben Korridor. Ich bin sehr neugierig, wie die Frau aussehen mag, die die Aufmerksamkeit des trockenen Enzo Larchey erregt hat.
    Ich sehe sie und beginne vom ersten Augenblick an meine Meinung über Larcheys Askese leicht zu ändern. Sie ist eine wirklich interessante Frau. Große graue Augen, kurz geschnittenes Haar, schlanke Figur. Sie scheint in jenem Alter, an das die Frauen sich klammern – so um die Fünfunddreißig -, und sie ist gewohnt aufzufallen. Alles was recht ist – ich zeige auch, dass sie mich beeindruckt. Kylian Fabre stellt uns vor: „Doktor Bouché. Frau Anja Krüger.“
    Sie hat eine weiche, sehr frauliche Hand. Ihre grauen Augen stehen ein bisschen weit auseinander, aber das ist kein Schönheitsfehler, im Gegenteil.
    In ihrem Zimmer arbeitet an einem mit Zeichnungen vollgepackten Schreibtisch noch ein Mann – Lummer oder Lunner, ich kann den Namen nicht richtig verstehen -, ein verschlossener, farbloser Mensch. Er gibt uns nur die Hand, zwingt sich nicht einmal ein Lächeln ab. Dann setzt er sich wieder, an seine Zeichnungen.
    Fabre erklärt, weshalb ich hier bin. Ich hatte in den Augen von Frau Krüger ein wenig Kälte erwartet, aber nichts der gleichen geschieht. Sie ist sogar interessiert.
    Nein, sie weiß nicht, dass mit Doktor Larchey etwas geschehen ist. Sie hat ihn vorige Woche gesehen, doch an welchem Tag…
    „Am Donnerstag ist er bei uns gewesen“, sagt Poletti vor.
    „O ja, am Donnerstag war’s! Nachmittags!“
    „Und was war der Anlass seines Kommens?“
    Sie lacht.
    „Er hat eine schwache Frau mit unmöglichen Forderungen gequält!“
    Ich schaue sie an, und mir will etwas nicht in den Kopf. Ich kann mir Enzo Larchey und Anja Krüger nicht nebeneinander vorstellen, sie nicht in dieser sogenannten Verstrickung sehen, die die Entrüstung der Frauen in der Pension hervorgerufen hat.
    „Und nach dem Donnerstag hat er sich nicht mehr gemeldet?“
    „Nein. Oder vielleicht… Nein, nein, ich habe ihn wegen der Zeichnungen angerufen, und man sagte mir, er sei auf Dienstreise. Wieso? Ist es so ernst? Wo ist er hin?“
    Typisch Frau. Anstatt dass ich die Fragen stelle, beginnt sie, welche zu stellen. Aber dies ist keine Vernehmung, sondern ein freundschaftliches Gespräch – ich muss antworten, wenn ich will, dass man mir antwortet.
    „Ich fürchte, es ist ernst, Madame.“
    „Er ist doch nicht etwa entführt worden?“
    Wieder dieses Entführen! Alle denken zuallererst an Entführung, indes meine Gedanken in andere Richtung gehen.
    „Ich glaube nicht. Wir suchen ihn, Madame. Wenn Sie etwas erfahren… Hier ist meine Telefonnummer.“
    Ich gebe ihr meine Visitenkarte, auf die ich die Nummer der Pension geschrieben habe.
    „Ach, Sie sind in der französischen Pension? Ein reizender Ort. Und die Besitzerin ist eine angenehme Frau.“
    Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie die Pension wie auch Madame Emma kennt. Wenn sie mir das zu verstehen geben wollte, hat sie es großartig gemacht.
    „Madame“, pirsche ich mich an ein anderes Thema heran, „ich bitte Sie inständig, meine Fragen nicht falsch zu verstehen, aber es ist meine berufliche Pflicht…“
    „Fragen Sie, ich bitte Sie!“
    „Die Frage wäre: Hat Doktor Larchey in Ihrem Dienstbereich Bekannte, die mir einen Hinweis geben… die irgendwelche Vermutungen äußern könnten?“
    Sie richtet den Blick auf Tommaso Poletti.
    „Mit Tommaso Poletti haben Sie schon gesprochen. Wer noch… Wissen Sie, wir kennen alle den Doktor

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