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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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gut, aber was für Vermutungen… Wenn Sie meinen, er sei nicht entführt…“
    „Ich bin nicht sicher, Madame. Ich habe bloß gesagt, dass ich es nicht glaube. Aber möglich ist alles.“
    „Vielleicht“, wirft Poletti ein, „hat Doktor Larchey Gründe, die französischen Behörden zu meiden?“
    Diese Formulierung – „meiden“ ist mir neu, aber beachtenswert.
    „Nein, hat er nicht. Doktor Larchey hat das Land nicht verlassen.“
    Die Wirkung ist ein bisschen merkwürdig, ich frage mich sogar, ob ich das lieber hätte nicht sagen sollen. Auf dem Gesicht von Frau Krüger malt sich Befremden, während Polettis Miene Ärger und Feindseligkeit ausdrückt.
    Gegen mich oder gegen Larchey?
    „Ist das… sicher?“, fragt Frau Krüger.
    „Er befindet sich im Land, Madame.“
    „Und Sie meinen, dass er… dass es ihm unmöglich ist, sich zu melden? Aber warum?“
    „Das möchte ich eben herausfinden.“
    „Aber dann…“ Sie überlegt. „Wenn er hier ist… und keinen Grund hat, das Land zu verlassen, wird er sich bestimmt melden! Und ihre ganze Sorge wird sich als überflüssig erweisen.“
    Ich sage nichts dazu. Denn ich bin da anderer Meinung. Im Zimmer fängt etwas an zu rauschen.
    „Oh, entschuldigen Sie, das habe ich völlig vergessen!“, sagt Frau Krüger. Sie lächelt gewinnend und bringt hinter dem Schreibtisch ein verborgenes Teekesselchen mit siedendem Wasser zum Vorschein.
    „Trinken Sie einen Tee mit uns? Er hilft sehr gegen die Hitze.“
    Die sind alle ganz verrückt mit ihrem Tee!
    Eine Reihe Gerätschaften erscheint, ausgesprochen orientalisch: ein Kännchen mit Deckel, ein kupfernes Sieb, ein weiteres kleines Teekännchen mit langer Tülle, in dem die Blätter liegen. Und fünf Tassen, in die Frau Krüger nur einen Finger hoch von dem dicken, grünen Tee gießt.
    Im Zimmer breitet sich auf einmal ein starker Geruch nach Tropenwald aus.
    Der schweigsame Lummer oder Lunner gesellt sich zu uns, der wegen des Tees seine Zeichnungen im Stich lässt. Ich kann nicht herausfinden, was er für ein Mensch ist – auf jeden Fall ist er mir unsympathisch. Er hat kleine helle Augen, die mich unfreundlich mustern. Aber das bringt mich nicht in Verlegenheit, ich bin es gewöhnt, und nutze gern jede Möglichkeit zu einem Gespräch.
    „Vielleicht könnte Herr Lunner…“, setze ich an. „Lummer“, sagt er.
    „Entschuldigung! Vielleicht könnten Sie uns mit einer Vermutung bezüglich Doktor Larcheys helfen?“
    „Sie suchen ihn, wo er nicht ist!“
    Er ist offen feindselig. Frau Krüger und Herr Poletti wechseln einen verlegenen Blick. Frau Krüger will etwas sagen, aber ich komme ihr zuvor.
    „Verzeihung, wo ist er nicht?“
    „Hier, bei uns.“
    Eindeutig, was er sagen will. Nur kenne ich solche Gespräche und wähle daher mein bezauberndstes Lächeln.
    „Eine professionelle Deformation des Denkens, Monsieur Lummer. Das gibt es in jedem Beruf, sicherlich auch in Ihrem.“
    Frau Krüger lacht. Das lockert die Atmosphäre, und Lummer kommt wohl zu dem Ergebnis, dass er dumm dastehen könnte, deshalb schweigt er. Tommaso Poletti mischt sich auch sofort ein. Man kommt von Larchey ab, es beginnt ein Gespräch über die Surfing-Wettkämpfe, die hier morgen nachmittag angekündigt sind. Frau Krüger besteht darauf, sich diese Wettkämpfe anzusehen – Doktor Larchey werde sich so oder so wieder einfinden, aber Surfing-Wettkämpfe werde es nicht so bald wieder geben.
    Zufällig weiß ich, was Surfing ist – ein verrückter Sport. Einer hält auf einem Brett in den Wellen das Gleichgewicht, sie tragen ihn wie toll auf und ab, bis sie ihn ans Ufer werfen. Es gehört eine gehörige Portion Geschicklichkeit dazu, sich auf dem Brett zu halten und dieses zweifelhafte Unterfangen unversehrt zu überstehen. Poletti erklärt Feinheiten des Surfings mit der Miene eines Kenners. Dann stellt sich zu meiner Überraschung heraus, dass er sich in dieser Sportart versucht hat, er weist uns sogar eine Narbe am Handgelenk vor.
    Jetzt geht mir auch einer der Gründe für die Eitelkeit und leichte Großtuerei des Chefingenieurs auf. Er macht der grauäugigen Frau Krüger unverhüllt den Hof.
    Ich zeige das schuldige Interesse, verspreche morgen unbedingt zu den Wettkämpfen zu kommen, sowie meine Dienstgeschäfte erledigt sind. Frau Krüger scheint zufrieden, dass sie einen neuen Anhänger dieses Sports gewinnen wird, Poletti nimmt meine Zusage großmütig entgegen, indes Lummer einfach zu seinem Schreibtisch

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