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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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ein bisschen verlegen.
    „Sie werden am Telefon verlangt, Monsieur. Von der Kommandatur.“
    Ich schließe rasch ab und gehe die Treppe hinunter. Madame Emma verschwindet diskret.
    „Hier ist Inspektor Samat, Herr Kollege“, sagt eine Männerstimme im Hörer. „Ich glaube, wir müssen uns sehen.“
    „Warum, was gibt es?“
    Der Hörer schweigt ein, zwei Sekunden.
    „Kann man sprechen, Herr Kollege?“
    Niemand ist in der Nähe. Und wenn jemand das Gespräch mit anhört, wäre es auch nicht weiter schlimm.
    „Ja, sprechen Sie bitte.“
    „Die Person, die wir suchen, ist aller Wahrscheinlichkeit noch gestern Abend… in einem Lokal gewesen.“
    Jetzt schweige ich ein, zwei Sekunden.
    „Sind Sie sicher?“
    „Ebendeshalb wäre es gut, wenn wir uns sähen. Können Sie zu mir kommen? Oder soll ich Sie abholen lassen?“
    „Ich komme, fahre sofort los.“
    Wir wechseln die üblichen Grüße, und ich lege auf.
    Endlich eine etwas sicherere Spur. Er lebt… Larchey lebt und ist hier in der Stadt. Wir werden ihn finden, mit ihm reden, alles aufklären. Was auch geschehen mag, es gibt immer Wege für eine Rückkehr.
    Im Zimmer habe ich nicht viel zu tun. Ich überlege, ob ich was zum Überziehen mitnehmen soll, komme aber zu dem Schluss, dass es nicht unbedingt nötig ist. Oben ist abgeschlossen, den Schlüssel habe ich. Freilich hat das in dieser Pension, wo jeder zu allem Schlüssel hat, keine sonderliche Bedeutung.
    In der Pension ist es lebendig geworden. Oben schließt jemand geräuschvoll Fenster; eine der Frauen, die ich morgens im Frühstücksraum gesehen habe, kommt die Treppe herunter. Sie geht zum Telefon, wählt eine Nummer und spricht dabei mit Madame Emma, die bereits ihren Platz im Office eingenommen hat. Hinter der Trennwand liegen Zeitungen und Briefe. Emma verteilt sie in die numerischen Fächer rechts von sich. Die Post ist gekommen.
    Ich schalte mich in das Gespräch ein, frage, ob nicht ein Telefax für mich dabei ist. Madame Emma blättert schnell die Briefe durch und schüttelt den Kopf.
    „Bedaure, Monsieur.“
    Dieses Office interessiert mich, es passt zur Atmosphäre der Pension. Unter einer Glasplatte liegen auf dem Schaltertisch neben bunten Aufklebern Fahrpläne von Schiffen und Fluglinien und Ansichtskarten von Al Agadir. Eine der Karten ist eine Aufnahme der Pension Emma – wahrscheinlich der Stolz der Inhaberin. Doch im Moment ist der Briefkasten wichtiger für mich.
    Ob die Post regelmäßig abgeholt wird?
    Ja, regelmäßig, erklärt Madame Emma; da aber am Nachmittag nur einmal geleert wird, müsse ich in die Stadt gehen, wenn ich einen eiligen Brief aufgeben wolle.
    Diese Auskunft ruft in mir gewisse, noch recht unklare Überlegungen hervor. Aber jetzt muss ich gehen.
    Ich weiß nun schon, wo ich Noah suchen muss. Und finde ihn wieder bei Jamila. Noah steht auf – was will man machen, der Dienst! -, ich denke daran, wie ich mich in den nassen Jeep setzen werde, und schaue hinaus.
    Der tropische Regenguss ist so schnell vorbei, wie er gekommen ist. Die dunkle Gewitterwand ist abgezogen, hat ihre unheimliche Farbe verloren und wandert zur anderen Seite des Horizonts, graue, zerfetzte Wolken hinter sich zurücklassend. Die schrägen Sonnenstrahlen brechen sich darin und verändern ihre Farbe – von bläulich über violett zu krapprot. Aus dem wie ein Schwamm vollgesogenen Garten steigt Dunst auf. Der ablaufende Wind packt ihn, zerreißt ihn zu langen Streifen, treibt ihn zwischen die Äste, von denen Wasserbächlein rinnen. Riesige Libellen stehen regungslos über den Blättern, dann schießen sie davon und verschwinden im nassen Grün.
    Der Jeep ist trocken, weil er unter dem Schuppendach hinter der Küche steht, wo niemand parken darf. Doch die Freundschaft mit Jamila bringt offensichtlich auch praktischen Nutzen.
    Die folgenden fünf Minuten vergehen mit hartnäckigen Versuchen Nohas, den Motor anzulassen, und meinen schüchternen, überflüssigen Ratschlägen.
    Nach einer Weile schreckt der Motor auf, hustet ein paarmal und fängt an zu brummen.
    „Jedes Mal dasselbe!“, knurrt Noah und tritt aufs Gas. „Ein paar Regentropfen, und er bockt!“
    „Ein paar Regentropfen“ ist in diesem Fall wohl nicht die passende Bezeichnung, denn an den Biegungen der Asphaltstraße stauen sich ganze Seen, durch die der Jeep in Wolken von Spritzern hindurchsaust.
    Samat wartet vor der Kommandatur auf mich.
    „Es ist ganz nah“, sagt er, nachdem Noah weggefahren ist.
    „Keine fünf

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