Das Pharma-Kartell
für mich nicht sehr wichtig sind, wird sie ein bisschen zugänglicher.
Ich bitte sie, mir einige Versuche zu erklären, bei denen sie zugegen gewesen ist. Allmählich taut sie auf, erzählt Einzelheiten. Dabei wird klar, dass Frau Gaultier die rechte Hand von Doktor Larchey ist. In ihr hat er eine wirkliche Hilfe gesehen.
Wir gehen Versuch für Versuch durch, gelangen schließlich zu dieser unseligen Serie Om.
„Hier ist etwas daneben gegangen“, werfe ich hin. „Warum?“
Sie breitet ratlos die Arme aus.
„Doktor Larchey hat es sich auch nicht erklären können…“
„Haben Sie ihn nicht danach gefragt?“
Sie lächelt. „Er gibt niemandem Erklärungen.“
„Ich weiß. Aber dennoch.“
„Nein. Wir haben nicht darüber gesprochen.“
Sie verbirgt etwas. Ganz bestimmt verbirgt sie etwas. Sie will Larchey decken, den sie achtet, und begreift nicht, dass es gerade für ihn wichtig ist, dass sie mir alles sagt.
„Aber Sie haben doch im Labor miteinander gesprochen!“
„Das haben wir nicht.“
Nein und nein. Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen. Ich sitze da, betrachte die Silbenreihen.
Und gerade da fällt es mir ein. Das verwünschte Gedächtnis, das nach seinen ungeschriebenen Gesetzen funktioniert hat, spielt mir einen seiner schlechten Streiche.
Mir fällt ein wo ich den Toten aus dem Leichenschauhaus gesehen habe. Gestern Abend in der Bar.
Ich muss unverzüglich Samat sprechen. Jetzt, sofort! Doch zuvor muss ich in die Pension und das hervorholen, was ich brauche, und zwar meine Amateuraufnahmen aus dem Nachtklub. Ich bin kein sehr erfahrener Fotograf, doch mein Mangel an Erfahrung wird durch die Vollkommenheit der Miniaturkameras ausgeglichen, die äußerlich harmlos aussehen. Es sind Manschettenknöpfe. Unter der kunstvollen Form verbergen sich elektronische Einrichtungen, und jeder nimmt das Aufblitzen der Objektive für ein Spiel des Lichts.
Ich brauche die Aufnahmen. Aber zunächst Noah mit seinem Jeep.
Mit Frau Gaultier kann ich mich auch nachher unterhalten.
Es sind zwei Aufnahmen. Auf der einen ist van Basten zu sehen, der mit aufgeknöpfter Jacke und schwankenden Schritten das le Corsaire betritt, und hinter ihm ist ein Mann, der jetzt im Leichenschauhaus liegt. Wie es aussieht, haben die beiden nichts miteinander zu tun, sie sind zufällig auf dieselbe Aufnahme geraten. Aber sie haben die Bar fast gleichzeitig betreten, und das ruft schon einige Gedanken hervor.
Auf der zweiten Aufnahme ist wieder van Basten, dieses Mal mit dem Glas Gin, wie er die Zitronenscheibe ausdrückt. Der Mann sitzt am Nebentisch und schaut nicht auf van Basten, sondern auf mich.
Kein Zweifel – er sieht mich mit dem forschen Blick eines lauernden Tieres an. Die Kamera hat das aufgefangen, was ich unaufmerksam übersehen habe. Vielleicht war dieser Blick ein Zufall, doch warum sollte dieser Zufall gerade mich treffen?
Ich stecke die entwickelten Filme ein und haste hinaus. Noah wartet in einer der stillen Nebenstraßen in der Nähe der Pension auf mich.
Jetzt zur Kommandatur!
Noah merkt instinktiv, dass etwas geschehen ist, denn er redet nicht, wie es seine Gewohnheit ist, sondern gibt Gas. Um Haaresbreite saust er an einem uns entgegenkommenden offenen Wagen voller Touristen vorbei, und wir hören hinter uns empörte Rufe.
„Sie sehen nicht, dass ich’s eilig habe…“, knurrt er durch die Zähne.
Immer ist der andere schuld, die Melodie kenne ich!
Wichtig ist indes, dass ich in fünf Minuten in der Kommandatur bin. Ich finde Samat’ Büro, klopfe an und vernehme mit beträchtlicher Erleichterung seine Stimme.
Es ist ein gewöhnliches Büro, ziemlich eng. Samat hat sich den Luxus erlaubt, drinnen so etwas wie eine Besucherecke mit einem Sessel und einem Tischchen einzurichten und zwängt sich mit komplizierten Manövern um den Stahlschrank hinter seinem Schreibtisch hervor.
„Hmja…“, stößt Samat nach einer Weile durch die Zähne.
„Da werde ich mich also mit der Bar befassen müssen. Wir hätten schon längst damit aufräumen sollen.“
Dass sie damit aufräumen wollen, ist ja gut und schön, aber das erklärt mir wohl kaum, warum sich der Ermordete so sehr für die Pension interessiert hat. Ich glaube nicht, dass ich zu den bekanntesten Persönlichkeiten von Al Agadir gehöre.
„Und wer ist der andere?“, erkundigt sich Samat.
„Er heißt Rijder van Basten, ein Holländer.“
„Was ist er?“
„Das werden Sie besser wissen als ich. Er arbeitet bei der
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