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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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was sie selber nicht haben.
    Wie das vor sich geht, weiß man ja. Ein ausgezeichnetes Resultat geht einfach in einem Haufen Fakten verloren und bekommt eine falsche Erklärung. Man wird es nicht weiter verfolgen, sondern beiseite legen und auf anderen Wegen fortfahren. Diese Wege führen nicht vor eine verschlossene Tür, es gibt gewisse Resultate, gewisse Erträge. Alle sind ruhig. Und woanders, in wohlgehüteten Laboratorien, wird inzwischen der Versuch entwickelt, der die dumme Erklärung bekommen hat. Und bloß ein halbes Jahr später platzt auf dem Markt eine Bombe. Der Preis des Antibiotikums wird gesenkt. Nicht sehr, gerade nur so viel, um die Konkurrenz zu schlagen. Ein paar Todeszuckungen, der Versuch, auf eine andere Produktion umzusteigen. Kampf der Werbung, Bestechung von Politikern und ehrbaren Präsidenten medizinischer Vereinigungen. Doch der Schlag bleibt ein Schlag und ist oft tödlich.
    Das ist es. Und ich habe keinen Grund, das Gabin zu erklären. Das Spiel ist viel komplizierter, als er begreifen kann. Doch Larchey hat das bestimmt begriffen.
    „Welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?“, frage ich ruhig und deute auf eine der Serien. Diese Serie hat sehr interessante Parameter, wieder die Fantasie Doktor Larcheys!“
    „Ein Zufall!“ Gabin verzieht die Lippen.
    An Larcheys Stelle würde ich mich mit Gabin auch nicht verstehen. Zufälle in der Wissenschaft… das ist eine andere Frage. Hier gibt es keinen Zufall. Diesmal hat die Fantasie den Doktor nicht aufs Glatteis geführt. Der Ertrag ist fast zehn Prozent höher als vorgesehen.
    „Wo ist diese Serie überprüft worden?“, bohre ich weiter.
    Gabin sucht, findet die ergänzenden Versuche. Sie sind verhältnismäßig jungen Datums, liegen etwa zwanzig Tage zurück.
    „Hier. Es ist nichts dabei herausgekommen.“
    Das sehe ich selbst. Die letzte Serie, Silbe Om, bestätigt die Resultate nicht.
    „Waren Sie bei diesen Versuchen zugegen?“
    Es ist ein bisschen dumm, so zu fragen. Hier dauert ein Versuch fast vierundzwanzig Stunden. Allein Larchey hat die Gewohnheit gehabt, einen ganzen Tag und eine Nacht in der Versuchsanlage zu bleiben. Hat Kaffee getrunken, belegte Brote gegessen, wenn jemand daran dachte, ihm welche zu bringen, und durch die Quarzscheiben der Fermentatoren gestarrt. Die anderen haben einander abgelöst.
    Diese unbrauchbare Serie Silbe Om interessiert mich.
    „Wer war am Ende des Versuchs bei ihm?“
    „Kollegin Lea Gaultier… sie ist Oberlaborantin.“
    „Ich sehe hier, dass Sie auch unterschrieben haben.“
    „Das ist so üblich. Einer am Anfang und einer am Ende, aber dann… Die Verantwortung tragen wir doch gemeinsam, nicht?“
    Ich will nichts von gemeinsamer Verantwortung hören. Ich will wissen, was jeder gesehen hat.
    Wir gehen noch ein paar Protokolle durch, besser, er kommt nicht dahinter, was meine Aufmerksamkeit erregt hat. Dann bedanke ich mich bei ihm und bitte ihn, mir jemanden von den Laboranten zu schicken.
    „Diese… Gaultier zum Beispiel“, werfe ich hin. „Sie ist doch eine erfahrene Laborantin, nicht?“
    „O ja, sehr!“ Gabin wird lebhaft. „Hat eine zwanzigjährige Praxis, die Frau, eine erfahrene Laborantin.“
    „Gut. Schicken Sie sie mir bitte her.“
    Gabin zieht erleichtert ab, ich gehe in dem engen Zimmer hin und her und lese die Aufschriften auf den Kisten, während ich auf Frau Gaultier warte. Eine geisttötende Beschäftigung, aber es hilft einem, sich zu entspannen, einen Augenblick abzuschalten und ein bisschen auszuruhen.
    Frau Gaultier lässt nicht lange auf sich warten. Unter den verschiedenen Geräuschen auf dem Korridor höre ich näher kommende Schritte heraus und mache auf.
    Eine seriöse, nicht mehr junge Frau. Zusammengebundenes Haar, harte blaue Augen, nicht ein Fleck auf dem neuen Kittel.
    „Lea Gaultier?“
    „Ja.“
    Dieser Typ Laborantinnen ist mir bekannt und hat mir immer Respekt abgenötigt. Frauen, die ihren Beruf beherrschen. In den Labors sind sie die reinsten Hexenmeisterinnen, können jeden jungen Arzt in die Tasche stecken, und wenn sie es nicht tun, dann nur deshalb, weil bei ihnen die Achtung vor der Rangordnung stark ausgeprägt ist. Aber sie wissen vom ersten Tag an Bescheid, was jeder Arzt auf dem Kasten hat. Und sie erkennen nur eine Autorität an - das Wissen.
    Ich bitte sie herein. Sie ist reserviert, eher feindselig. Und macht den selben Fehler wie Gabin – sie glaubt, ich interessiere mich für die Fehlschläge. Als sie merkt, dass die

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