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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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Worten.
    „Enzo hat sich allzu sehr auf die Angaben in der Literatur verlassen… ich sage zu ihm: „Schau dir’s an. Enzo, wie es in der Praxis ist!“, aber er ist eben ein Theoretiker… Dann mussten wir’s wiederholen… Bitte, vergleichen Sie!“
    Und seine Wurstfinger fahren die Silbenreihen entlang. Wir vergleichen. Bloß, Gabin weiß nicht, dass ich zufällig auch ein bisschen was von der Antibiotikaherstellung verstehe. Und von menschlichen Beziehungen. Wenn mir Larchey mit seiner Überheblichkeit auch nicht eben sympathisch ist, Elan hat er gehabt. Es wäre sehr leicht gewesen, die Technologie herzunehmen, nicht vom Buchstaben abzuweichen, und im Ergebnis… was wäre das Ergebnis gewesen? Hier sind die Voraussetzungen anders, nicht so wie in unseren Firmen. Er hätte einen mittleren oder unterdurchschnittlichen Ertrag erhalten, aber die Technologie gewahrt. Niemand hätte ihm irgendetwas vorwerfen können. In ein, zwei Jahren wäre er mit einem neuen BMW nach Paris zurückgekehrt, und alle wüssten, dass er seine Arbeit gut gemacht hat. Den Kopf mochten sich die zerbrechen, die nach ihm kamen!
    Larchey war ein barscher, unleidlicher Vorgesetzter, aber er hatte Fantasie. Dieser Gabin, der mir gegenüber sitzt und so beflissen auf die Versäumnisse in der Arbeit hinweist, hat keine Fantasie. In ihm schreit das von dem glänzenden Larchey so lange niedergehaltene Gefühl von der eigenen Bedeutung nach Vergeltung. Er ist nicht sicher, er weiß nicht, ob Larchey nicht wiederkommt, und ist deshalb sehr vorsichtig. Er weist nur auf die Versäumnisse hin, die Schlüsse muss ich selber ziehen. Dann kann er immer sagen: „Er, der Kollege Bouché…“ Und wird wiederum keine Verantwortung auf sich nehmen.
    Bloß, Gabin irrt sich in einem Punkt. Ich suche nicht die Versäumnisse, obwohl auch sie berücksichtigt werden müssen, sondern die besten Ergebnisse. Die, nach denen in ein, zwei Monaten die Nullserie anlaufen wird. Über die Versäumnisse hat es Berichte gegeben. Die hat man auf Sitzungen durchgekaut, es sind Erklärungen über mehr objektive und weniger subjektive Gründe (wie denn auch sonst!) abgegeben worden. Im Erklären dessen, was schiefgelaufen ist, sind manche außerordentliche Meister. Larchey ist da keine Ausnahme, er hat sich mit Krallen und Zähnen gewehrt. Ich kann mir vorstellen, wie sich die beiden, Fabre und er, gestritten haben. Fabre habe ich gestern bei der Diskussion auf der Beratung erlebt. Dieser stellvertretende Chefingenieur mit den lächelnden Augen hinter der Brille ist messerscharf, und mir ist inzwischen klar, warum er so nervös ist. Und Larchey ist aufbrausend. Ich höre Fabre noch zu mir sagen: „Stellen Sie sich vor, er hat bei mir eine Beschwerde gegen mich eingereicht!“
    Nein, die Versäumnisse interessieren mich nicht allzu sehr. Das erkläre ich Gabin. Er stockt mitten im angefangenen Satz und sieht mich verständnislos an. Sein glänzender Schädel läuft langsam rot an.
    „Er… Enzo… ist sogar deswegen bestraft worden“, stottert mein ehemaliger Studienkollege. „Er sollte sogar von seiner Position abberufen werden, aber dann wurde beschlossen, ihn dort zu belassen…“
    So ist es. Zwei Versuche sind misslungen. Wegen Larcheys Selbstherrlichkeit. Er habe sich eine andere Temperaturregelung ausgedacht, und die Ergebnisse seien kläglich gewesen. Nur gut, dass ihn nicht solche wie Gabin bestraft haben.
    „Wissen Sie, damals hat ihn Kollege Morlet in Schutz genommen, sonst…“
    Der Magenkranke habe sich für ihn eingesetzt. Und gleichzeitig mit seiner beißenden Ironie fertiggemacht. Larchey sei nicht intelligent genug, dieser Ironie zu gehorchen. Er habe unter dem Spott nur gekocht wie ein verstopfter Vulkan. Nichts habe er zugegeben und keine Selbstkritik geübt, und trotzdem hat man ihn in seinem Amt belassen.
    Aber das ist alles bekannt. Unbekannt sind die auffallenden, hervorstechenden Ergebnisse. Wieso hat man sie bekommen, unter welchen Bedingungen? Sind sie wiederholbar? Werden die Parameter erforscht? Mit anderen Versuchen verglichen?
    Gabin ist ganz verdattert. Er kann mich nicht verstehen, sicher meint er, ich führe die Ermittlungen voreingenommen, zugunsten Larcheys.
    Dabei bin ich wirklich voreingenommen. Ich kann ihm nicht erklären, dass die Industriespionage sich ebenfalls nicht sehr für die Versäumnisse interessiert. Die Konzerne besitzen ihre Labors und haben mehr als einen Fehlschlag erlebt und wollen an das Beste herankommen, an das,

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