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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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sondern auf Anja Krüger. Da ist etwas. Ich kann nicht sagen, was, aber sie kennt den Namen. Sie verzieht keine Miene, ihr Gesicht bleibt völlig ausdruckslos.
    Aber gerade das macht mich stutzig.
    Der Mann auf den Wellen ist schon nah. Er wiederholt die Figur auf dem Wellenkamm und steigt rasch, voller Gischt, ans Ufer.
    „Besser, zweifellos besser!“, sagt Poletti autoritativ und wendet sich an uns. „Die Acht war tadellos.“
    Madame Krüger hat das Gespräch über O’Sullivan gehört, da bin ich sicher. Poletti hat es auch gehört, aber nicht beachtet. Und ich biete ihm jetzt eine großartige Gelegenheit, mir genau zu erklären, was eine Acht beim Surfing ist, und so kann ich einen raschen Blick zur Seite werfen. Wer verfolgt van Basten? Und wer mich? Jetzt werde ich das kaum herausfinden können. Vielleicht will mich van Basten auch irreführen?
    Ich durchdenke ein paar Möglichkeiten und komme zu dem Ergebnis, dass die einfachste die beste ist. Ich entschuldige mich, stehe auf und gehe auf den Ober zu, der sofort beflissen herankommt. Ich erkundige mich nach dem nächsten Telefon, und er führt mich, nachdem er seinen Geldschein bekommen hat, in die Direktion.
    Hier ist ein ständiges Kommen und Gehen, aber das stört mich nicht. Wer zuhören will – bitte sehr. Ich wähle die Nummer von Inspektor Samat, warte, und als ich gerade wieder auflegen will, vernehme ich seine Stimme.
    „Samat.“
    „Hier spricht Bouché, Herr Kollege“, sage ich. „Ich habe was in dem Fall von heute Morgen.“
    „Gut, dass Sie angerufen haben!“, antwortet Samat. „Ich bin gerade herein, und man hat mir gesagt, dass Sie nochmal im Hotel waren. Geht es jetzt, oder müssen wir uns sehen?“
    „Besser bei Ihnen. In einer oder anderthalb Stunden?“
    „Selbstverständlich. Von wo rufen Sie an?“
    „Vom Casino la Baie.“
    „Vom Casino?“, wundert er sich.
    „Ich sehe mir mit meinen Bekannten von der Alpine die Surfingwettkämpfe an. Sehr interessante Wettkämpfe.“ Er schweigt eine Sekunde. Dann: „Nun, ich hoffe, Sie werden mir davon erzählen.“
    „Mit Vergnügen. Sie können die Leute abziehen.“
    Mein Ton ist ein bisschen sonderbar, hoffentlich versteht er!
    „Mnjaaa… ich werde mich darum kümmern“,antwortet er nach einem abermaligen Schweigen. „Aber Sie wissen ja, wie schwierig das ist.“
    Er hat’s verstanden. Und niemanden hinter van Basten hergeschickt. Das wollte ich wissen.
    „Ziehen Sie sie ab!“, wiederhole ich laut. Wenn jemand mithört, kann er sich die Hälfte der Elektronik sparen.
    „Ich werde das Nötige veranlassen. Nun, ich wünsche Ihnen angenehmen Zeitvertreib!“
    Das ist schon freundschaftliche Ironie. Sicherlich ist ihm klar, womit ich mir die Zeit vertreibe.
    Ich kehre auf die Terrasse zurück, achte dabei darauf, dass es nicht zu schnell geschieht, und setze mich auf meinen Platz neben dem Holländer. Van Basten mustert mich neugierig. Seine Gesten sind ein bisschen unsicher geworden – das dritte Glas Gin ist fast leer.
    „Sie haben ein großes Schauspiel verpasst“, sagt er grinsend. „Einer wäre beinahe abgesoffen, sie haben ihn gerade noch rausziehen können.“
    Er wirft einen Blick zu den Schirmen hinunter und fügt hinzu: „Die Hälfte kommt übrigens bloß deshalb! Sie möchten sehen, wie jemand ersäuft. Nur gut, dass es gleich vorbei ist.“
    Tatsächlich starten die letzten Wettkämpfer. Poletti kommentiert ihre Qualitäten, als kenne er sie persönlich
    (vielleicht kennt er sie auch). Frau Wahlstrom versucht sich in geistreichen Bemerkungen, womit sie nur blasses Höflichkeitslächeln hervorruft.
    Sie sind fertig, über die Lautsprechanlage werden die Ergebnisse bekannt gegeben. Das Publikum klatscht und schreit, bei manchen Namen pfeift es empört. Dann wälzt sich der Menschenstrom hinaus.
    Wir lassen uns Zeit, warten ab, bis das Gedränge nachlässt, und stehen auf. Der Ober begleitet uns dienernd hinaus. Über die Treppe, die ohnedies nicht allzu breit ist, drängen eine Menge Leute nach unten.
    In diesem Augenblick spüre ich deutlich, dass ich beobachtet werde. Wie dieses Gefühl heißt, weiß ich nicht – Telepathie oder nicht, aber es existiert. Dutzende Männer und Frauen sind vor und hinter mir, ich steige ebenfalls mit der sorglosen Miene eines Mannes abwärts, der sich gut unterhalten hat, aber ich bin sicher – hinter mir ist jemand, der mich verfolgt.
    Herauszukriegen, wer es ist, ist nicht so leicht, aber ich muss es versuchen. Und dafür

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