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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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auch noch keine Lust zu gehen. Ich mag Basare, wo man nicht weiß, was man am nächsten Stand sieht und wen man in dem Menschengewühl trifft. Nein, ich kann der Versuchung nicht widerstehen und genehmige mir fünfzehn Minuten.
    In diesem Bacchanal von Lauten und Farben gibt es alles. Es geht laut und aufgeregt zu. Man weiß wirklich nicht, was man sehen wird. Neben feuerroten Tiegeln aus klingendem Kupfer liegen Armbänder aus falschem Gold. Daneben prachtvolle geschnitzte Wasserpfeifen aus Holz und Matten, auf denen mit der Ergebenheit verdammter Hähne mit zusammengebundenen Beinen dösen. Es riecht scharf nach verbranntem Hammelfleisch. Am Drehspieß grillen fette Lammkeulen. Der Talg tropft zischend in die Glut.
    Dann kommen Haufen von Feigen, Orangen, Rosinen und großbeerigen Weintrauben, über denen zornige Wespen summen. Melonen mit orangefarbener Schale, so groß, wie ich noch keine gesehen habe. Sie werden scheibenweise verkauft, der Verkäufer zerschneidet sie mit einem langen krummen Messer, von dem dunkler Saft wie Blut läuft. Neben den Melonen, mit dem Rücken zum Verkäufer, sitzt auf einem abgeschabten Teppich im Schneidersitz ein alter Mann. Er beachtet den Lärm um sich herum nicht, streicht nur mit den Fingern über ein langes Bambusrohr, das auf seinen Knien liegt. Daneben hockt, ebenso stumm und mit der Ruhe eines alten Mannes, ein kleiner Junge.
    Poletti geht weiter, aber sein Blick fällt ebenso wie meiner auf den Jungen. Dann hebt er die Brauen.
    „Moment! Das ist des Ansehens wert!“
    Anja Krüger ist ebenfalls stehen geblieben und lächelt verschmitzt mit ihren grauen Augen.
    „Glauben Sie an Magie, Herr Doktor?“
    Jetzt bemerke ich erst die beiden Körbe neben dem Jungen. Sie sind mit geflochtenen Deckeln verschlossen. Allmählich dämmert es mir.
    „Schlangen?“
    „Ja, Schaun wir sie uns doch an, Tommaso!“
    Tomasso Poletti hat den Wunsch erraten, noch bevor er angesprochen wurde. Er geht um den Melonenhaufen herum und bleibt vor dem Alten stehen. Dann sagt er ein paar Worte zu ihm, der alte Mann nickt bejahend. Der kleine Junge erhebt sich, ein paar Leute, die herumstehen, verfolgen das Gespräch, selbst der Nachbar, der die riesigen Melonen verkauft, hört auf, mit dem Messer zu fuchteln. Ich muss gestehen, dass es mich interessiert. Und nicht nur mich. Während Poletti mit dem Alten verhandelt, sammelt sich wie verabredet eine kleine Menschenmenge an. Van Basten und die Wahlstroms holen uns ein, und Frau Wahlstrom versäumt selbstverständlich nicht, ihre Meinung zu äußern.
    „Alles Hokuspokus, nicht?“, zwitschert sie. „Die Schlangen haben keine Giftzähne, ich möchte wetten.“
    Anja Krüger lächelt immer noch.
    „Wetten Sie lieber nicht, Lola!“ Sie schüttelt den Kopf.“Tomasso!“
    Poletti dreht sich zu uns um.
    „Tomasso, bitte ihn doch… das Wort zu sagen, wenn es geht.“
    Tomasso nickt und redet weiter mit dem Alten, dann nimmt er einen Geldschein aus der Brieftasche und gibt ihn ihm. Der Alte steckt ihn nicht weg, sondern legt ihn neben sich auf den Teppich. Mit denselben wortlosen, langsamen Bewegungen hebt er das Bambusrohr und bläst hinein. Nur zwei oder drei lang gezogene Töne, die sich wiederholen. Der kleine Junge, der bei den Körben gestanden hat, verschwindet irgendwo hin, er drängt sich durch die Menge. Und kommt beinahe augenblicklich wieder. Er hält einen Hahn mit zusammengebundenen Beinen in der Hand, der mit den Flügeln in den Staub schlägt, und legt ihn vor den Teppich. Danach kreuzt er die Arme vor der Brust, sagt etwas und verneigt sich zuerst vor dem einen Korb, dann vor dem anderen. Die Menge verstummt. Es könnte komisch aussehen, tut es aber nicht,
    Dann hebt er die geflochtenen Deckel hoch und tritt flink zurück.
    Der freie Kreis um den alten Mann erweitert sich plötzlich. Das Bambusrohr stöhnt weiter seine leise, traurige Melodie. Aus den Körben kommen, gleichsam diesen Tönen lauschend, zwei Schlangen gekrochen. Sie dehnen und dehnen sich, mir will scheinen, sie nehmen keine Ende – so lang sind sie. Dann rollen sie sich zusammen und heben die Köpfe.
    Das sind Mambas. Sie haben sich aufgerichtet, blähen die Hälse und erstarren. Der alte Mann wiegt die Bambusflöte nach rechts und links, sie verfolgen sie mit ihren gläsernen Augen. Ihre schwarzen Körper schillern ins Dunkelgrüne und Metallgraue. In den späten Sonnenstrahlen glitzern ihre Schuppen, als seien sie aus Glimmer.
    Die Menge ist verstummt. Ein Kind

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