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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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fängt an zu weinen, dann wird es auch still. Der Lärm des Basars bleibt hinter dem Menschenkreis zurück. Nur die Melodie umschwebt uns, einsam und unbegreiflich. Jetzt gibt es nichts anderes auf der Welt – nur zwei Schlangen, die Melodie und einen alten Mann, von dem etwas sehr Altertümliches ausgeht.
    Es gibt solche Träume. In ihnen laufen die Bilder wie in Zeitlupe beklemmend langsam ab. Die Bambusflöte wiegt sich, langsam beginnen die aufgerichteten Köpfe der Mambas sich zu bewegen. Ich versuche aufzuwachen und das, was dort vorgeht, mit anderen Augen zu sehen. Es geht nicht. Die Köpfe der Mambas wiegen sich wie behext.
    Wie lange das dauert, weiß ich nicht. Dann ändert sich die Melodie ein wenig, bloß die Tonfolge bleibt. Die Schlangen senken die Köpfe, die aufgeblähten Halsschilde verschwinden, und sie kriechen auf ihre Körbe zu. Ihre Körper winden sich erschöpft über die Erde.
    Der alte Mann setzt die Bambusflöte ab und sagt etwas sehr leise. Eine Schlange kriecht in ihren Korb und verschwindet. Die andere hält an, als habe sie die Bitte gehört, hebt den Kopf und starrt den Hahn an. Bis eben hat er noch mit den Flügeln geschlagen, jetzt ist er mit vor Entsetzen glasigen Augen erstarrt. Die Schlange verhält und wartet.
    Der alte Mann legt seine Bambusflöte auf die Knie und nickt. Die Schlange stößt den Kopf vor und liegt wieder still. Kaum jemand hat gesehen, wie sie den Hahn gebissen hat. Dann kriecht sie zu ihrem Korb und rollt sich darin zusammen.
    Erneut streckt sie den Kopf heraus, die lange, schmale Zunge fährt aus dem Maul und züngelt in der Luft. Der Junge, der irgendwo abgeblieben war, tritt heran und verbeugt sich abermals mit verschränkten Armen. Der Kopf der Schlange verschwindet.
    Und der Hahn stirbt. Er flattert mit den Flügeln, versucht aufzuspringen, zerwühlt aber mit den zusammengebundenen Beinen nur die Erde. Ein abstoßender Anblick. Dann schlägt er den Schnabel ins Erdreich, zuckt noch ein paar Mal und streckt sich.
    Die bisher schweigende Menge beginnt durcheinanderzureden, der Kreis reißt auf, und der Lärm des Basars überschwemmt uns aufs Neue. Der Verkäufer nebenan beginnt wieder, mit seinem langen Messer die Melonen zu zersäbeln. Wie im Märchen vom verzauberten Schloss wachen alle auf.
    Das ist kein Schauspiel. Das ist etwas zu Fremdes und Seltsames, um bloßes Schauspiel sein zu können. Frau Wahlstrom ist blass geworden. Van Basten kaut nachdenklich an seiner Unterlippe.
    Wir gehen aufs Ende des Basars zu, wo in völligem Chaos die Autos geparkt sind. Noch stehen wir unter dem Eindruck der Schlangen, die Unterhaltung schleppt sich nur so hin. Natürlich bedanken wir uns bei Poletti für das interessante Erlebnis.
    Allerdings frage ich mich, ob es mir gefallen hat. Eher nicht. Dies ist eins von den Dingen, die eher betreten machen, als dass sie gefallen. Ich weiß, die Sache ist erklärt, alles ist Dressur, Schlangen haben kein Gehör, sie hören weder die Melodie noch die Worte. Aber ich mag allzu einfache Erklärungen nicht.
    Frau Wahlstrom hat sich wieder gefangen und löchert Poletti mit Fragen. Vor allem: Was hat der alte Mann da gesagt?
    „Ich weiß nicht genau, das ist ein Mantra.“
    „Ein was?“
    „Ein Mantra“, erläutert Poletti. „Eine Beschwörung mit einer Silbe… die Silbe der schwarzen Mamba. Sowie sie sie hört, muss sie den Willen ihres Herrn erfüllen. Hübsch ausgedacht, nicht?“
    „Vielleicht ist es gar nicht ausgedacht“, wirft Madame Krüger ein.
    „Ja…wie?“ Poletti lächelt nachsichtig. „Wissen Sie, was man noch erzählt? Die Mamba sei ihr Leben lang Sklavin, gehorche ihr ganzes Leben, aber wenn die Stunde ihres Todes naht, müsse ihr Herr sie freilassen.“
    Über diese Legende könnte man sich schon seine Gedanken machen. Doch im Moment beschäftigt mich etwas anderes – ich blicke auf das Durcheinander von Autos und suche unseren Jeep. Er ist nicht da. Also widmet sich Sophie der Erfüllung ihres Auftrages und hat etwas gesehen, das sie interessiert.
    Jetzt kann ich mir nur noch den Anschein geben, als wollte ich noch bleiben, und mich von den anderen verabschieden. Wir wechseln die üblichen Wünsche, und ich schicke mich schon zum Gehen an, als Madame Krüger noch einmal sagt: „Und vielleicht, Tomasso… ist es nicht bloß ausgedacht?“
    „Was?“, fragt Poletti verwundert.
    „Das Mantra. Vielleicht hat jeder Mensch seine Silbe?“
    Sie schaut uns nacheinander ins Gesicht und lacht über ihren

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