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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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gegangen.“
    „Ihr Mann hat gesagt, es sei ein Franzose gewesen.“
    Wiederum lächelt Samat.
    „Für ihn sind alle Ausländer Franzosen. Andernfalls aber hat er ein scharfes Auge. Was er gesehen hat, hat er gesehen.“
    „Und gestern Abend?“
    „O’Sullivan ist zweifellos dort gewesen, um die Zeit, als der Holländer aus dieser Firma kam. Wann er die Bar verlassen hat, wissen wir nicht. Nach dem Ergebnis der Autopsie ist der Tod gegen halb drei eingetreten.“
    „Und wer hat ihn gefunden?“
    „Niemand.“
    „Wie, niemand?“
    „Zwanzig vor drei hat ein Mann von einer Telefonzelle aus angerufen. Wir haben die Stimme auf Band, es muss aber ein zufälliger Passant gewesen sein. Die Einsatztruppe ist hingefahren und hat ihn sofort abtransportiert, weil sie dachten, es gebe noch Hoffnung. Aufnahmen sind selbstverständlich gemacht worden.“
    „Das heißt, er hat ungefähr zehn Minuten auf der Straße gelegen?“
    „Nicht länger.“
    Er blättert den Ordner durch, ich überlege. Die Idee, die verschwommen durch mein Bewusstsein gegeistert ist, nimmt feste Formen an.
    „Das ist gut“, sage ich.
    „Was ist gut?“
    „Dass niemand genau weiß, ob er tot ist. Besonders der, der geschossen hat. Und sie haben nicht bekannt gegeben, dass er ermordet wurde, und niemand weiß, dass er im Leichenschauhaus liegt. Was wäre, wenn wir verbreiten… dass er lebt?“
    Samat brummt ein „Hm!“, dann sagt er: „Wenn wir verbreiten, dass er lebt? Das geht nicht.“
    „Warum? Ist es denn so unmöglich?“
    Er hebt die Schultern.
    „Einen Ermordeten als lebend auftreten lassen? So was habe ich bisher nur in Büchern gelesen.“
    „Ich auch. Aber stellen Sie sich vor…“, überlege ich laut.
    „Nicht direkt lebend, sondern im Koma liegend! Jede Minute kann er zu sich kommen und reden! Die werden Al Agadir auf den Kopf stellen, um an ihn ranzukommen, und wir… bleiben auch nicht untätig!“
    „Sie werden nicht darauf reinfallen!“ Samat schüttelt ungläubig den Kopf. „Um da anzubeißen, sind sie zu raffiniert.“
    „Auch der Raffinierteste fällt mal rein. Ein lebender O’Sullivan in unseren Händen ist für sie eine ständige Bedrohung, versetzen Sie sich in ihre Lage.“
    „Sicherlich haben sie schon im Leichenschauhaus nachgesehen.“
    „Das war nicht nötig – er war ja tot. Und jetzt auf einmal lebt er.“
    „Es ist schwierig, Herr Kollege.“
    Zuerst hat er glatt Nein gesagt, jetzt macht er Einwände. Also findet er diese Fuchsfalle schon nicht mehr so absurd. Mir erschien sie zunächst auch absurd, sie ist es aber nicht. Und was den Toten angeht, so kann man ihn selbst bei diesem heißen Klima zwei, drei Tage erhalten.
    Wir schweigen.
    „Mnjaaa…“, sagt Samat nach einer Weile gedehnt. „Wer weiß… Wenn wir O’Sullivan in ein Krankenhaus schaffen, in ein isoliertes Zimmer… Aber es ist verdammt schwierig, der Teufel soll’s holen! Es ergeben sich so viele Probleme.“
    „Ist es unmöglich?“, bohre ich weiter.
    „Formell nicht… Im San Benjamin Krankenhaus zum Beispiel. Ich habe dort einen Arzt und eine Schwester von der Chirurgie. Und das Zimmer haben wir auch früher schon für unsere Verletzten benutzt…“
    „Also wäre es nicht unmöglich.“
    Es klopft an die Tür. Der Kaffee wird gebracht, dazu zwei belegte Fladenbrote mit Lachs. Das kleine Zimmerchen ist auf einmal vom Duft gerösteten Brotes erfüllt.
    „Sie haben doch noch nicht zu Abend gegessen, wie?“, fragt Samat.
    „Danke, nein, habe ich nicht“, gestehe ich.
    Die kurze Kaffeepause bringt uns von den Ideen in die Realität zurück. Ich befasse mich mit den Broten, Samat überlegt und notiert sich etwas auf ein Blatt Papier. Ich spüre, dass die Sache heranreift. Er wirft mir einen Blick zu, ob ich meine Brote aufgegessen habe, und sagt: „Es hindert uns nichts… die Angelegenheit zu erörtern. Wenn es sich nicht machen lässt, müssen wir’s eben bleiben lassen.“
    In der nächsten Stunde entfalten wir eine lebhafte Tätigkeit, hauptsächlich theoretischer Natur. Samat zeichnet Dreiecke und Quadrate auf sein Blatt Papier, verbindet sie mit Pfeilen, fügt zu den Pfeilen Namen. Wir setzen die Etappen fest, die Leute, den Transport, die Sicherheitsmaßnahmen. „So also“, präzisiert er. „Ich gehe ins Leichenschauhaus, tausche die Dokumente aus und organisiere das Wegbringen der Leiche. Wir schaffen sie auf schnellstem Weg als Schwerverletzten ins San Benjamin Krankenhaus. Dort müssen Sie die Sache

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