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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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allzu sicher zu sein.
    „Das hier ist das Zimmer im ersten Stock“, sagt er und kennzeichnet es. Dann lächelt er. „Operation , faux cadavre’.“
    Das ist nicht ganz genau. Faux cadavre bedeutet „falscher Leichnam“, und wir haben einen falschen Lebenden. Aber ich streite nicht.
    Samat steht da und überlegt etwas.
    „Wissen Sie“, sagt er, „wir werden Sie vielleicht markieren müssen. Wir lassen uns da mit Leuten ein… die zu allem entschlossen sein werden.“
    Das bedeutet, dass ich einen Miniatursender bekomme, der in bestimmten Intervallen ein Signal auf der Wellenlänge der Kommandantur ausstrahlt. So etwas ist der gesamten Unterwelt wohl bekannt und stellt nichts Neues dar. Es geht darum, dass es nicht leicht ist, diesen in der Kleidung oder in einem Gegenstand gut versteckten Mikrosender zu entdecken. Inzwischen könnte man in der Kommandantur feststellen, wo sich der Überfallende befindet, um ihm zu Hilfe zu kommen. Wahrscheinlich ist auch Samat markiert. In den nächsten fünfzehn Minuten beschäftigt man sich unter Samats’ aufmerksamem und leicht spöttischem Blick in einem der Laboratorien mit mir, genauer gesagt mit meiner Kleidung. Schließlich wird der Mikrosender ins Futter eines kleinen Täschchens eingenäht, einer dieser Schneidermarotten, die zu nichts zu gebrauchen sind. Diesmal leistet das Ziertäschchen seine Dienste.
    Wir wünschen uns gegenseitig Erfolg, und ich breche auf. Draußen ist längst die schnelle, von den flackernden Lichtern der Werbung zerrissene Tropennacht hereingebrochen. Hoch über meinem Kopf funkelt ein Kranz grellgrüner Flämmchen – die Spitze eines Minaretts. Als der Autolärm auf dem Boulevard für einen Moment abschwillt, ist vom Minarett der dünne Gesang des Muezzins zu hören.
    Irgendein Feiertag steht vor der Tür. Der Wagen der Kommandantur sieht wie ein gewöhnliches Taxi aus und wartet auf dem Parkplatz auf mich. Der Fahrer unterscheidet sich in nichts von anderen Fahrern – er sitzt hinter dem Lenkrad und raucht gleichmütig. Ich spiele die Komödie vom üblichen Taxianheuern und lasse mich auf den Sitz fallen. Dann breite ich meinen Stadtplan auf den Knien aus und beginne ihn im Licht der Leuchtwerbung gegenüber zu studieren, die unsicher in Gelb und Blau zuckt. Vom Ozean weht es feucht.
    Ich finde das San Benjamin Krankenhaus auf dem Plan und deute wortlos darauf. Dies ist jetzt nicht die Zeit für Gespräche.
    Das Krankenhaus liegt im neuen Teil der Stadt, und das Karussellfahren, das wir durch die Straßen beginnen, ist nicht so sehr kompliziert. Nach zehn Minuten biegen wir um eine Ecke und sehen große Leuchtpfeile mit Aufschriften vor uns. Das Taxi kommt auf dem benachbarten Parkplatz unter, ich steige aus und versuche eine Vorstellung von der Örtlichkeit zu bekommen.
    Das Krankenhaus ist ein modernes viergeschossiges Gebäude. Unter dem vorspringenden Betondach über dem Eingang halten alle Minuten Fahrzeuge – Ambulanzen und Taxis. Die Fensterreihen der Stockwerke sind erleuchtet.
    Dieser lebhafte Verkehr ist günstig. Die Tragbahre mit O’Sullivans Leiche wird unbemerkt durchgehen. Das Problem besteht überhaupt nicht so sehr darin, O’Sullivan hineinzuschaffen. Das Schwierige kommt hinterher – Personal wie Patienten davon zu überzeugen, dass wir einen Schwerverletzten behandeln, der bewacht werden muss. Hier wird sich eine Reihe heikler Fragen ergeben, angefangen bei den Visiten bis hin zu der Mappe mit den Unterlagen, die jeden Verletzten begleitet. Krankenblätter, Untersuchungsergebnisse, Liste der verordneten Medikamente – alles muss glaubwürdig sein, selbst die Fehler, die in solchen Fällen für gewöhnlich gemacht werden. Bevor die sich zu etwas entschließen, werden sie genau prüfen. Konkurrenzspionage ist ein exakter Beruf, da gibt es keinen Platz für Dilettanten.
    Ich blicke auf die erleuchteten Fenster, die Krankentransporte, die vor dem Empfang vorfahren, und langsam befällt mich Zweifel. Ich habe schon kompliziertere Dinge vollbracht, aber soetwas noch nicht. Es besteht die Gefahr, dass eine alberne Farce herauskommt, eine Komödie, an die niemand glaubt. Und zu allem Überfluss habe ich leichtsinnigerweise auch noch Samat zu diesem Spiel verleitet.
    Müsste ich in diesem Moment noch einmal entscheiden, was ich tun soll, ich würde wohl die Finger davonlassen. Das einzige, was mir Hoffnung macht, ist, dass ich jetzt in einer günstigeren Lage bin als mein Gegner. Ich bestimme den Ort der Handlung und

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