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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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dem am Fenster, arbeitet eine junge, mollige Frau in einem Kittel – sie trägt irgendwelche Daten in ein Journal ähnlich denen ein, die drüben bei mir liegen. Das ist Frau Battour, die die beiden chemischen Labors leitet. Eine sehr ruhige Frau, sogar ihre Redeweise ist ein wenig schleppend.
    „Der Doktor Bouché… möchte sich ein bisschen umsehen…“, sagt Gabin und schaut mich an. Ich bestätige es.
    „Aber bitte sehr!“, sagt Frau Battour lächelnd. „Ich kann Ihnen nicht einmal einen Platz anbieten. Sie sehen ja, was hier los ist!“
    Ich setze mich an einen der freien Schreibtische und beginne ein allgemeines Gespräch. Frau Battour gehört zu dem Typ ausgeglichener, ein wenig phlegmatischer Frauen, die immer gut gelaunt sind. Sie ist kein bisschen befangen, wählt einen passenden Moment und stellt mir die völlig natürliche Frage, ob es etwas Neues von Doktor Larchey gebe.
    „Neuigkeiten gibt es immer“, sage ich unbestimmt. Das ist die reine Wahrheit, und ohne eine weitere Frage abzuwarten, erkundige ich mich: „Hat sich Doktor Larchey manchmal mit Ihnen beraten?“
    Frau Battour zieht erstaunt die Brauen hoch.
    „Wer, Enzo?“
    „Wieso verwundert Sie das?“
    „Gott bewahre einen, ihm einen Rat zu geben! Erst wird er fuchtig, weil man ihm in seine Arbeit hineinredet, und dann wird er fuchtig, weil er ihn nicht befolgt hat.“
    „Aha! Und hat er sich oft mit Ihnen gestritten?“
    „Weshalb?“
    „Wegen Analysen zum Beispiel.“
    „Was gibt es da zu streiten? Ich gebe ihm das Resultat. ’Du kannst doch lesen, Enzo, nicht?’ Er tobt, aber ich lasse ihn toben.“
    So ist es, mit Frau Battour kann man sich nicht streiten.
    Seine Ausbrüche, die die anderen auf die Palme gebracht haben, hat sie weise auf Frauenart abgetan. Er schreit ein bisschen und wird sich auch wieder beruhigen.
    „Und Sie…?, fragt sie. „Haben Sie ein besonderes Anliegen? Können wir Ihnen helfen?“
    Sie kann mir nicht helfen. Denn das, was ich suche, ist hier. Der Zeiger der sogenannten Uhr ist geruckt. Ich sehe noch einmal hin, um sicherzugehen. Irgendwo hier, in einem Umkreis von zehn Metern, ist eine Wanze versteckt. Und ich habe nicht die geringste Aussicht, sie zu entdecken. Sie ist unwahrscheinlich klein und kann in dem harmlos offenstehenden Glasschrank für die Reagenzien stecken oder an den Deckel eines dieser Ordner geklebt sein. Aber sie ist hier. In diesem Augenblick wird unser Gespräch irgendwo, doch nicht weiter als fünf, sechs Kilometer entfernt, aufgezeichnet.
    „Ach nein, danke“, sage ich zu Frau Battour.“Ich wollte mich nur mal umsehen, um einen allgemeinen Eindruck zu bekommen.“
    Allgemeine Eindrücke! Viel mehr interessieren mich ganz konkrete Dinge. Wo wird das Gespräch aufgezeichnet? In welchem der Bagger, die draußen in der glutheißen Wüste ihre Greifer schwenken? Oder einfach in dem Bus, der vor dem Verwaltungsgebäude steht?
    Die Bandkassette ist ebenfalls winzig. Jetzt dreht sich die Rolle, dann bleibt sie stehen. Oh, sie sind sparsam, die Leute von der Industriespionage! Die werfen kein Geld zum Fenster hinaus. Die Kassette schaltet sich nur bei Sprache oder Geräusch ein, sonst steht sie still. Sie kann tagelang stillstehen. Dann kommt der Mann, der kommen muss. Beiläufig steckt der die Kassette in seine Aktentasche, denn das Kassettengerät kann ein gewöhnliches Buch mit bescheidenem Einband sein. Und dann geht er weg.
    „Was meinen Sie“, frage ich Frau Battour, „hat sich Doktor Larchey aufgeregt… ich meine, hat er sich die Misserfolge sehr zu Herzen genommen, die er in letzter Zeit hatte?“
    Frau Battour zögert, ehe sie antwortet.
    „Er war immer ein bisschen finster. Aber tatsächlich, seit etwa zehn Tagen, ich kann das nicht genau beschreiben…“
    „Erzählen Sie’s mir!“
    „Wissen Sie, er ist finster, aber exaltiert – das ist das Wort!
    Ständig in Eile, dauernd hat er sich mit jemand in der Wolle, aggressiv irgendwie… Aber jetzt ließ er den Kopf hängen, er stritt sich sogar nicht soviel. Einmal saß er dort, wo Sie jetzt sitzen, es muss vor vier, fünf Tagen gewesen sein, und hat mich gefragt: ,Was würdest du tun, Camille, wenn du unversehens sehr berühmt würdest? Wenn du , sagen wir mal, was entdeckst, das den anderen vor der Nase gelegen hat, aber sie waren blind?’ Aber er sagte das so… nicht freudig.“
    „Und Sie?“
    Sie lächelt schwach.
    „Was sollte ich darauf antworten? ,Ach, Enzo’, habe ich gesagt, ,ich weiß sehr gut, was

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