Das Pharma-Kartell
behalten werden kann. Vor der Villa halten Poletti in seinem Mercedes und van Basten in einem Wagen, es ist nicht seiner.
Die ganze Gesellschaft steigt aus: Poletti, Anja Krüger, das Ehepar Wahlstrom, van Basten. Offenbar werden sie, wie Frau Wahlstrom verkündet hat, den ganzen Gewinn unbedingt und bis auf den letzten Centimes vertrinken. Der BMW wartet das Ende des rituellen Trinkgelages nicht ab. Er steht vor einer anderen Villa. Das ist, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, die Villa von van Basten. Danach – und das ist mir äußerst unangenehm! – steht er bei der Pension Emma. Doch Sophie ist ein einmaliger Schuss gelungen – was dem Teleobjektiv und vor allem ihrer Umsicht zu verdanken ist.
Es ist ein Bild, auf dem Madame Krüger den BMW bemerkt. Genau so: bemerkt. Auf ihrem Gesicht liegt keine Überraschung, eher Ärger und leichte Gereiztheit. Sie weiß von der Existenz dieses BMWs.
Während ich erneut die Aufnahmen betrachte, höre ich auf der Treppe Schritte. Ich habe das Gefühl, dass da jemand meinetwegen kommt, denn es sind suchende Schritte. Ich springe auf und rühre mich nicht, auf jede Überraschung gefasst.
Es gibt keine Überraschung. Jemand klopft an die Tür, und ich vernehme Noahs Stimme: „Sind Sie hier, Doktor Bouché?“
Ich frage von drinnen, was es gibt, während ich aufmache.
„Ach nichts!“, erwidert Noah. „Guten Tag! Herr Fabre schickt mich mit dem Wagen. Er meint, Sie könnten ihn vielleicht brauchen.“
Er kommt wie gerufen, weil ich schon so spät dran bin. Aber ich gehe nicht gleich mit, zehn Minuten habe ich noch zu tun. Er soll sich in der Pension aufhalten, ich werde ihn schon finden. Er verkündet erneut, dass er zu meiner Verfügung steht, und verschwindet. Ich weiß sehr gut, womit er sich beschäftigen wird.
Ich hingegen betrachte wieder die aufschlussreichen Fotos, die Sophie gemacht hat. Soviel ich von Gesichtern und Mimik verstehe, besteht kein Zweifel: der BMW und der Mann darin sind Madame Krüger bekannt. Das ist es. Was dieser Mann mit ihr, mit Fabio oder Fra Medin gemein hat, das herauszufinden ist nun schon meine Sache. Denn ich glaube nicht, dass er sich aus rein touristischem Interesse um die Pension Emma herumgedrückt hat.
Jetzt muss ich gehen. Ich verstaue Filmrolle und Fotos an entsprechender Stelle, verbrenne das Unnötige und steige hinunter.
Madame Emma sitzt in ihrem Office und füllt irgendwelche Formulare aus. Sie sieht mich und steht liebenswürdig auf.
„Möchten Sie frühstücken, Monsieur?“
Ich erkläre, dass ich gar keine Zeit mehr habe, aber sie lässt nicht locker.
„Nur einen Kaffee, Monsieur, er ist fertig.“
Ich komme zu dem Ergebnis, dass meine menschliche Maschinerie doch die eine oder andere Kalorie benötigt. Sicherlich steht mir auch heute ein reichlich schwerer Tag bevor.
Im Frühstücksraum sitzen zwei Männer beim Frühstück, die ich bisher nicht gesehen habe. Sicherlich gehören sie zu irgendeiner Nachtschicht, wenn sie um diese Zeit hier sind. Wir grüßen uns, und sie laden mich familiär an ihren Tisch ein, wobei sie sich vorstellen.
„Sau Vardet!“
„Bourgiba. Nehmen Sie Platz, Doktor.“
Beide sind ganz unbefangen. Während ich hastig den schon etwas kalten Kaffee hinunterkippe, erfahre ich, dass sie aus der Gegend von Le Mans stammen, schon anderthalb Jahre hier sind, als Monteure arbeiten und Doktor Larchey sehr gut kennen.
„Wie geht es ihm? Sehen wir ihn bald wieder?“, erkundigt sich Sau Vardet mit einem sonderbaren Unterton.
Ich verstehe. Noahs Geheimnis ist zum Geheimnis des ganzen Objekts geworden. Und weil keiner etwas Schlechtes über einen Landsmann hören will, haben sie die heroische Version sofort aufgegriffen. Sie erklärt alles.
„Nun… das hängt von vielen Dingen ab“, antworte ich.
Das reicht, um die Version zu bestätigen. Niemand büßt dabei etwas ein. Wenigstens hören die Gerüchte auf.
„Der Doktor ist ein toller Mann!“, verkündet Sau Vardet. „Ein bisschen verschroben, aber sonst nicht übel.“
Wir wechseln noch ein paar Worte, und ich stehe auf. Die beiden wünschen mir einen angenehmen Dienst, und Sau Vardet grinst dabei findig.
Noah ist natürlich bei Jamila in der Küche. Er erhebt sich, als er mich sieht, sie sagt ihm etwas und wird dabei ein bisschen rot. Die Sache ist anscheinend ernster, als ich gedacht habe. Und weshalb auch nicht?
Heute ist Noah mit dem Wagen der Direktion da – ein Peugeot älterer Bauart. Den Jeep hat er zur
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