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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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„Durchsicht“ gegeben, wie er sofort erklärt. Ich kann mir Sophies Gefühle und Gedanken vorstellen, mit einem Maulschlüssel in der Hand unter dem Motor liegend.
    Unterwegs informiert mich Noah über die aktuellsten Neuigkeiten aus dem Objekt. Der gewisse Leroy, der gestern den Dampf hat entweichen lassen, hat heute morgen tüchtig eins über den Deckel gekriegt und wird nicht so leichten Kaufs davonkommen. Gestern Abend sind mit dem Flugzeug zwei Laborantinnen fürs Chemielabor eingetroffen. Dass sie da sind, schön und gut, aber ihnen wurde die Unterkunft zugewiesen, die er für Sophie ins Auge gefasst hatte. Im Laden ist französischer Weichkäse eingetroffen, er könne mir was zurücklegen lassen, wenn ich möchte.
    Er ist mir sympathisch, trotz all seiner kleinen Tricks und Kniffe. Und deshalb erlaube ich mir, ihn mit Jamila ein bisschen hochzunehmen.
    „Aber sie ist ein nettes Mädchen“, antwortet Noah mit scheinbarer Beiläufigkeit. „Passt in unseren Streifen.“
    Klarer Fall. Ich habe da also offene Türen eingerannt. Bin mit meiner Entdeckung ein ganzes Ende zu spät gekommen.
    Die Tankstelle mit den roten Zapfsäulen taucht auf, und Noah hält, um zu tanken. Die Sonne gießt Glut auf unsere Köpfe, über der Straße schwebt eine Wolke feinen Staubs. Wild klappernd rasen Laster vorbei und tauchen hinein.
    Wir fahren weiter und verschwinden ebenfalls in der Wolke. Gestern hat es nicht geregnet, und wenn es nach zwei, drei Tagen nicht regnet… Noah fehlen die Worte zu erklären, was dann ist, deshalb winkt er bloß ab.
    Vor dem Verwaltungsgebäude setzt er mich ab und fragt, ob ich ihn noch brauche. Bis Mittag hätte er sicherlich zu tun, die von der Materialversorgung wollten in die Stadt, doch am Nachmittag sei er in der Garage. Sollte man ihn zufällig wo hinschicken, werde er mir Bescheid geben. Dieser Schachzug mit dem Bescheidsagen gefällt mir nicht sonderlich, und so empfehle ich ihm, er solle zusehen, dass man mit der Durchsicht fertig werde und der Jeep einsatzbereit sei. Noah versteht.
    Ich ziehe mich in mein Zimmerchen zurück und nehme eine kleine Überprüfung vor. Niemand ist drin gewesen. Die Journale liegen auf dem Tisch, aber mit ihnen werde ich mich jetzt nicht befassen. Bis zum Mittag habe ich, falls es so läuft, wie ich mir das denke, einen genau festgelegten Plan für Besucher, und der erste ist in der Versuchsanlage.
    Sie befindet sich im Haupttrakt des Objekts im Kellergeschoss, wo auch die Räume für die Fermatoren sind.
    Im Parterre liegen chemische und biologische Laboratorien sowie ein paar Büros. Nach unten führen Stufen, die mit einem Scherengitter abgeschlossen werden können. Nachts wird es wahrscheinlich vorgezogen. Jetzt ist es zur Seite geschoben.
    Ich steige die Stufen hinunter und stoße zuerst auf einen Vorraum mit Spinden und Kleiderhaken, an denen ein Dutzend Kittel hängen. Bevor ich mich noch orientieren kann, geht die Tür vor mir auf und Jules Gabin kommt herein. Er ist überrascht, als er mich sieht, und ich kann ihm im Moment nicht erklären, was mich herführt.
    „Seien Sie gegrüßt!“, sage ich in einem muntersten Ton.
    „Ich wollte mal sehen, wo Sie arbeiten… Geht das?“
    Es kommt schrecklich unglaubwürdig heraus.
    „Selbstverständlich, wie… Lea Gaultier!“, ruft er durch die offene Tür. „Einen frischen Kittel für den Kollegen.“
    Frau Gaultier erscheint, und ihrer Miene ist nichts zu entnehmen. Sie ist von meiner Absicht, sie zu besuchen, weder beunruhigt noch sonderlich erfreut. Vermutlich betrachtet sie mich als ein notwendiges Übel.
    In frischen Kitteln habe ich mich nie wohlgefühlt. Das ist anscheinend eine Art Atavismus, von den zahllosen Jungengenerationen zurückgeblieben, die jede neue Hose gehasst haben. Ein alter, schon ein bisschen angeschmuddelter Kittel ist was ganz anderes. Da kann man in der Tasche die Notiz finden, die man sucht und von der man immer wieder vergessen hat, dass man sie sucht, und der blaue Fleck am Ärmel scheint das ganze Leben lang dort gewesen zu sein.
    Doch jetzt bleibt mir keine Wahl. Ich ziehe einen frisch gebügelten Kittel über und fange langsam an, darin zu kochen. Hier ist es übrigens beträchtlich wärmer und stickiger als oben. Die Ventilation taugt nichts. Sicherlich hat sich Fabre wegen ihres Ventilationsschachts vorgestern mit Lorenzo Fiore in den Haaren gelegen.
    Gabin geht neben mir her und bemüht sich, mir den Prozeß zu erklären, indes ich mich bemühe, höflich zu

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