Das Philadelphia-Komplott
Staatanwälte verschafft, die für ihn arbeiteten.
Als Syd zu ihm ins Büro ging, fand sie ihn an seinem Schreibtisch, halb verborgen hinter Bergen von Akten und Zeitungen. Das Geräusch der zufallenden Tür ließ in aufblicken. Er sah Syd mit wahrem Mitgefühl an und stand auf, um ihr auf halbem Weg entgegenzukommen. Er war ein Bär von einem Mann, mit einer breiten Brust und einer tiefen, energischen Stimme.
“Jesus, Kleine, das tut mir so Leid mit deiner Freundin. Ich habe es heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit gehört.”
Ron war nicht der Typ, der andere tröstend in die Arme schloss. Stattdessen zog er einen Stuhl hervor und bot ihn Syd an, bevor er sich auf die Schreibtischkante setzte. “Hast du schon irgendetwas gehört?”
“Bisher nicht. Chief Yates ist in der Stadt, spricht mit verschiedenen Leuten und versucht, die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen.”
“Was hältst du von ihm? Und wo zum Teufel liegt Elwood?”
“South Jersey, ungefähr zwanzig Meilen von Atlantic City entfernt. Chief Yates … also, er hat vielleicht nicht sehr viel Erfahrung mit Entführungen oder überhaupt mit schweren Verbrechen, aber er macht seinen Job gut und war bisher sehr sorgfältig. Ich muss zugeben, am Anfang war ich auch etwas skeptisch. Er wirkte mir ein bisschen
zu
entspannt – andererseits war Lilly gerade vor meinen Augen entführt worden, und ich war noch völlig außer mir. Ich würde sagen, er ist ziemlich kompetent, und ich vertraue ihm vollkommen.”
“Freut mich, das zu hören.” Er zupfte an seiner makellos sauberen grauen Hose, als wolle er einen Fussel entfernen. “Ich nehme an, du bist bereit, wieder zu arbeiten?”
“Genau aus diesem Grunde bin ich hier.” Syd merkte, wie ihr Selbstvertrauen unter seinem direkten Blick dahinschmolz. “Ich habe meine Reise nach Cancún zwar storniert, aber weil ich offiziell Urlaub habe, würde ich die Zeit eigentlich gerne nutzen, um Chief Yates bei der Suche nach Lilly zu unterstützen.”
“Hat Chief Yates dich gefragt, ob du ihm helfen kannst?”
“Nein, aber …”
“Dann solltest du ihn am besten seine Arbeit machen lassen, Syd, und dich auf deine Aufgaben hier konzentrieren. Davon gibt es weiß Gott genug.”
“Aber ich habe Urlaub …”, protestierte sie.
“Und du hättest dir kaum eine schlechtere Zeit dafür aussuchen können. Barbara wurde heute Morgen um fünf in den Kreißsaal gebracht.”
Syd lehnte sich im Stuhl zurück. Als Senior-Staatsanwältin hatte Barbara eine Menge Fälle zu bearbeiten. Diese unter den anderen Anwälten aufzuteilen, würde nicht einfach werden. “Sie war doch erst in zwei Monaten fällig.”
“Tja, erzähl das ihrem Baby. Wie auch immer, sie wird noch die nächsten sechs Wochen im Mutterschaftsurlaub sein, und außer dir habe ich niemanden, der ihre Vertretung übernehmen kann. Wenn ich mich richtig erinnere, hattest du deine Fälle vor dem Urlaub alle abgeschlossen, oder?” Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern ging um seinen Schreibtisch herum, nahm ein halbes Duzend Akten auf und drückte sie ihr in die Hand.
“Ron …”
“Ich werde dir etwas sagen”, begann er, als würde er ihr ein großes Zugeständnis machen. “Falls du es schaffst, auf dem Laufenden zu bleiben, können wir arrangieren, dass du nur sechs Stunden am Tag arbeitest. Damit hättest du ein paar Stunden und deine Abende, um zu tun, was immer du meinst, bezüglich Lilly tun zu müssen. Ist das ein Angebot?”
Sie schaute auf ihren Schoß und die Mappen. Was sollte sie sagen? Die Endgültigkeit seiner Stimme machte deutlich, dass er seinen Vorschlag für ein sehr großzügiges Angebot hielt und erwartete, dass sie zustimmte. Wie oft hatte er seinen Mitarbeitern gesagt, dass das Büro nur als Team funktionierte und nur das Wohl der Gemeinschaft zählte, nicht das eines einzelnen Anwalts.
Sie seufzte. Sie würde es hinbekommen. Irgendwie.
Um zwei Uhr am selben Nachmittag hatte Syd zwei Kautionsverhandlungen geführt, drei Zeugenaussagen aufgenommen und ein Eröffnungsplädoyer geschrieben. Dazwischen hatte sie sich immer wieder die Zeit genommen, Chief Yates anzurufen, der sich nach anfänglichem Zögern bereit erklärt hatte, sie über seine Fortschritte auf dem Laufenden zu halten. Es gab immer noch keine Neuigkeiten von Lilly, ihren Entführern oder dem Truck. Seine Deputies holten Erkundigungen bei einigen dubiosen Autohändlern ein, die sich auf Vans spezialisiert hatten, aber bis jetzt war keine heiße Spur
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