Das Philadelphia-Komplott
Katastrophe.”
“Kind, du baust keine Rakete, du kochst ein Abendessen. So, jetzt stell mich auf Lautsprecher und dann legen wir los. Bist du bereit?”
“Nicht wirklich.”
“Dann nimm dir ein Glas Wein, das entspannt.”
Syd trank nicht oft Alkohol, schon gar nicht auf leeren Magen, aber im Moment klang die Idee sehr verlockend. Sie nahm die Flasche Sauvignon Blanc, die Violet empfohlen hatte, und schenkte sich ein Glas ein. Sie trank erst einen kleinen Schluck und dann noch einen. Der Wein schmeckte kühl, beinahe leicht und hinterließ ein weiches Gefühl auf der Zunge. Nicht zu vergleichen mit den trockenen, harten Weinen, die Greg bevorzugt hatte.
“Jetzt kann’s losgehen”, sagte sie und stellte das Glas zur Seite.
In der nächsten halben Stunde briet, schnitt und rührte Syd, bis alle Zutaten im Topf waren, leise vor sich hinköchelten und – oh Wunder – die ganze Küche mit einem delikaten Duft erfüllten.
“Unglaublich, ich hab’s geschafft!”, rief sie aus.
“Ich habe doch gesagt, dass es einfach ist.”
Syd setzte den Deckel auf den Topf und nahm den Hörer wieder ans Ohr. “Danke, Violet, du hast mir das Leben gerettet.”
“Wir machen dich schon noch zu einer Sterneköchin. Und nun geh, zieh dir etwas Aufreizendes an und mach dir einen tollen Abend.”
Syd legte auf und ging in ihr Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Als sie in den großen Spiegel sah, brach sie in entsetztes Lachen aus. Beim Zwiebelschneiden hatten ihre Augen so getränt, dass ihre Wimperntusche nun in langen schwarzen Streifen über ihr gesamtes Gesicht verteilt war. Sie hatte Mehl im Haar und auf ihrer rechten Wange prangte ein dicker Tomatenspritzer. Zum Glück blieben ihr noch zwei Stunden, bis Jake kam. Ausreichend Zeit, um ein entspannendes Bad zu nehmen, ihre Haare zu waschen und sich wieder halbwegs herzurichten.
Zehn Minuten später stieg sie in das dampfende, schaumige Wasser, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Als sie aus der Wanne stieg, fühlte sie sich wunderbar erholt. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, tapste sie in ihr Schlafzimmer, um ihren Kleiderschrank zu inspizieren.
“Zieh dir etwas Aufreizendes an”, hatte Violet gesagt.
Aber was? Es gab nicht ein einziges Kleidungsstück in ihrer gesamten Garderobe, auf das das Wort
aufreizend
passte.
Nackt stand sie vor ihrem Schrank und schob die Bügel von rechts nach links, wobei sie jedes Teil kritisch betrachtete. Verschiedene Anzüge in schwarz, braun und blau wanderten über die Kleiderstange, gefolgt von Röcken, Hosen, einem eleganten Kleid, das Greg ihr gekauft hatte, und einem halben Dutzend Blusen.
Hoffnungslos. Im Gerichtssaal würde sie fantastisch aussehen, aber keines ihrer Kleidungsstücke würde einen Mann um den Verstand bringen.
Vielleicht sollte sie den Abend leger gestalten und ihn in Jogginghosen begrüßen. Oder …
Plötzlich hielt sie inne – das Kleid war das letzte auf der Stange, ganz nach hinten gehängt und fast vergessen. Zögernd nahm sie es heraus und ließ ihre Augen langsam über den hellblauen Stoff wandern. Das Kleid war ein seidig schimmernder Hauch von Nichts, den sie vor sechs Jahren zur Feier des ersten Hochzeitstages von Lilly und Mike gekauft hatte.
Sie hielt es sich an und betrachtete sich im Spiegel. Es sah noch genauso überwältigend aus wie damals. Die Frage war nur, ob es ihr noch passte. Eine Diät aus Hot Dogs im Stehen und nächtlichem Essen vom Lieferservice war nicht gerade dazu geeignet, einem Mädchen die Figur von Elle McPherson zu verschaffen.
Ohne sich erst Unterwäsche anzuziehen, schlüpfte sie in das Kleid, zog den Reißverschluss hoch – was leichter ging, als sie gedacht hätte – und betrachtete ihr Spiegelbild erneut.
“Wow.”
Der tiefe Ausschnitt zeigte gerade so viel Dekolletee, um die Phantasie eines Mannes anzuregen, und der zarte Stoff, der nur die Hälfte ihrer Oberschenkel bedeckte, ließ ihre schönen Beine gut zur Geltung kommen. Passend zum Kleid hatte sie sich silberne Sandalen gekauft, die sie drei Zentimeter größer machten. Sie angelte sie unter einem Stapel von Schuhkartons hervor und zog sie an.
Ja, das sah sexy aus.
Zu
sexy?
Zu
offensichtlich?
“Nun ja, entweder das hier”, sagte sie ihrem Spiegelbild, “das formelle schwarze Kleid von Greg oder die Jogginghosen.”
Das blaue Kleid gewann ohne Gegenstimmen.
Ein Stunde später hatte sie ihre Haare geföhnt und zu einer lässigen, silbrig schimmernden Frisur hochgenommen, ihre Nägel
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